Verkäufer auf der Flucht

Vollmundig priesen sie Rentnern überteuerte Gesundheitsmatratzen an. Doch als die Polizei bei einer Verkaufsveranstaltung auftauchte, flüchteten die drei Verkäufer Hals über Kopf – mit gutem Grund.

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K-Tipp 14/2009

29.08.2009

Letzte Aktualisierung:
02.12.2009

Darko Cetojevic, Daniel Jaggi

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Wildegg AG, an einem heissen Donnerstag, kurz nach Mittag: Im Säli des Hotels Aarehof lauschen 48 Rentner den Ausführungen von Torsten Pingel (siehe Bild im pdf-Artikel). Assistiert von seinem Sohn Björn und einem Unbekannten macht er sich daran, den Teilnehmern der Werbefahrt in blumigen Worten Gesundheitsmatratzen aufzuschwatzen. Das Gewebe enthalte gesundheitsfördernde Vitamine, behauptet er. Kostenpunkt: 1900 Franken pro Matratze.

Nur wenige Minuten später fährt die Polizei beim Hotel vor. Ihr Verdacht: Verkauf ohne Arbeitsbewilligung und Gewerbepatent. Als Björn Pingel die Aargauer Beamten bemerkt, schlägt er bei seinen Kollegen Alarm. Die drei – allesamt Deutsche – lassen ihre Unterlagen liegen, stürmen an den verdutzten Rentern vorbei aus dem Säli und flüchten mit ihrem Auto. Veranstalter der Werbefahrt ist die Zürcher Firma Heim Trends AG. Verwaltungsrat Peter Weisskopf wiegelt ab und behauptet: «Ich weiss nicht, weshalb die drei geflüchtet sind. Alle Bewilligungen liegen vor.»

Leserin alarmierte den K-Tipp

Diese Aussagen erstaunen, hat doch die Polizei mittlerweile gegen die drei Deutschen Ermittlungen aufgenommen. Polizei-Sprecher Ferdinand Bürgi: «Welche Straftaten in Frage kommen, ist noch unklar. Wir werden auf jeden Fall um Rechtshilfe in Deutschland nachsuchen.» Für den K-Tipp sind die drei seltsamen Verkäufer keine Unbekannten: Nach dem Hinweis einer Werbefahrt-Teilnehmerin war der K-Tipp bereits eine Woche zuvor im Restaurant Central im aargauischen Holziken aufgetaucht.

Die Leserin hatte sich geärgert, weil man während der vierstündigen Präsentation weder reden noch aufs WC durfte, ohne von Torsten Pingel gehörig gerüffelt zu werden. Auch die Fenster mussten trotz 30 Grad Aussentemperatur geschlossen bleiben. Eine Rentnerin erlitt deswegen einen Kreislaufkollaps.

Schon damals hatten die drei Verkäufer kurzerhand das Feld geräumt, ohne sich den Fragen des K-Tipp zu stellen. Ein genervter Torsten Pingel sagte zu den K-Tipp-Reportern nur gerade: «Ihr seid alle Schmeissfliegen!»

Verkaufsveranstaltungen: Das müssen Sie wissen

Für Käufe über 100 Franken besteht ein siebentägiges Widerrufsrecht – ohne dass dafür Kosten entstehen.
Widerrufsrecht: Die Frist läuft erst ab dem Moment, in dem der Verkäufer den Konsumenten schriftlich über das Rücktrittsrecht orientiert hat.
Beharren Sie auf jeden Fall auf Ihrem siebentägigen Widerrufsrecht und zahlen Sie erst danach. Leisten Sie auch keine Vorauszahlungen.
Bei irreführenden Produkteangaben ist der Vertrag ein Jahr lang anfechtbar.

Mehr dazu im «Saldo»-Ratgeber «Die wichtigsten Verträge» (2. Auflage, 197 Seiten). Hier bestellen

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