Ob beim Wickeln oder nach dem Essen des Babybreis: Mit einem Feuchttuch wischen Eltern jeden Schmutz im Handumdrehen weg. Zeitsparend sind solche Tücher aber nur dann, wenn sie beim Putzen nicht reissen.
Der K-Tipp hat die Reissfestigkeit von zehn Baby-Feuchttüchern geprüft. Ergebnis: Sehr stabil waren die beiden Tücher der günstigen Marken von Coop und Lidl. Der Testsieger von Prix Garantie hielt im Versuch rund drei Mal so viel Zugkraft aus wie die teureren Produkte «Milette Aqua Care» der Migros und «Qualité & Prix My Baby 99 % Wasser» von Coop.
Der Grund für die unterschiedliche Reissfestigkeit ist das verwendete Material. Der Testsieger enthielt wie die meisten Produkte im Test eine Mischung aus der Plastikfaser Polyester und der Zellulosefaser Viskose. Letztere stellt man aus nachwachsenden Holz- oder Bambusfasern her. Die am wenigsten reissfesten Produkte im Test enthielten hingegen kein Plastik und bestanden nur aus Viskose.
Baby-Feuchttücher aus Viskose sind nicht automatisch besser für die Umwelt als Tücher mit Plastikfasern aus Erdöl. Denn für die Herstellung von Viskose sind laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace und der Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen (D) grosse Mengen an Energie und Chemikalien nötig.
Tücher nicht in der Toilette entsorgen
Feuchttücher aus Viskose sollte man wie Produkte mit Plastik mit dem Kehricht entsorgen und nicht die Toilette hinunterspülen. Der Grund: Viskose verhält sich nicht wie normales trockenes WC-Papier: Sie löst sich in den Abwasserkanälen kaum auf. Die getesteten Baby-Feuchttücher könnten also Rohre oder Pumpen verstopfen.
Über hautreizende In-haltsstoffe müssen sich Eltern beim Benutzen von Wegwerftüchern kaum Sorgen machen.
Sieben der zehn Produkte im Test enthielten weder allergieauslösende Duftstoffe noch hautreizendes Formaldehyd oder Polyethylenglykole (PEG). Letztere können die natürliche Hautbarriere schwächen, indem sie die hauteigenen Fette negativ beeinflussen. Das zeigte eine Untersuchung der Universität Tübingen (D) an der Haut von Schweinen.
Drei Produkte mit heiklen Inhaltsstoffen
Das vom K-Tipp beauftragte Chemielabor fand PEG in den zwei Produkten von Pampers. Die Feuchttücher von Nivea enthielten zudem Benzylalkohol. Laut dem EU-Ausschuss für Verbrauchersicherheit kann der Stoff zu Allergien und Hautreizungen führen.
Procter & Gamble, Hersteller von Pampers-Produkten, sagt, man setze ein mildes Polyethylenglykol ein, damit sich die Inhaltsstoffe der Feuchttuch-Lotion gut vermischen würden und die Lotion stabil bleibe. Die Migros hält den Vergleich von plastikfreien Tüchern mit Produkten aus Mischgewebe für nicht fair. Natürliche Fasern seien immer weniger reissfest als solche aus Kunststoff.
Lidl sagt, man kläre ab, ob sich Produkte mit Mischgewebe auf eine kunststofffreie Variante umstellen liessen. Aldi gibt an, dass Feuchttücher aus Mischgewebe weniger aneinanderkleben und einfacher aus der Packung zu ziehen seien. Deshalb habe man dieses Material gewählt. Nivea schreibt dem K-Tipp, man plane ein verbessertes Produkt, das kein Plastik mehr enthalten soll.
Alternativen zu Wegwerftüchern
Als umweltfreundliche Alternative zu Feuchttüchern für die Babypflege bieten sich Waschlappen an – allerdings nur für zu Hause.Beim Wickeln unterwegs wären sie umständlich. Gemäss dem österreichischen Verein für Konsumenteninformation sind Waschlappen dann sinnvoll, wenn man beim Waschen grünen Strom, ein Eco-Programm und ein Ökowaschmittel verwendet. Der Verein berechnete, dass man mit Waschlappen pro Jahr und Baby bis 66 Kilo Abfall einsparen kann.
Infrage kommen auch zugeschnittene Feuchttücher aus Baumwolle, die sich mehrmals verwenden lassen. Bei Galaxus.ch etwa kosten zehn wiederverwendbare Baby-Feuchttüher der Marke Bambino mio Fr. 8.85. In einem Test des Vereins für Konsumenteninformation schnitt dieses Produkt vor zwei Jahren gut ab.
So hat der K-Tipp getestet
Ein deutsches Textillabor prüfte im Auftrag des K-Tipp, wie reissfest zehn Baby-Feuchttücher der Grossverteiler sind.
Für den Test spannten die Experten einzelne Blätter der Produkte bei gleichen klimatischen Bedingungen in ein Prüfgerät ein. Die Maschine zog so lange an den Feuchttüchern, bis diese rissen. Jedes Produkt wurde fünf Mal getestet. Die Reissfestigkeit wurde jeweils quer und längs gemessen.
Ein zweites Labor suchte mit chemischen Analysen nach unerwünschten Inhaltsstoffen in den Baby-Feuchttüchern. Erfreulich: Den hautreizenden Konservierungsstoff Formaldehyd konnte das Labor in keinem einzigen Produkt nachweisen.