Wenn die Kaffeemaschine im Internet surft

Ein Handy ist auch ein Schminkspiegel, eine Nähmaschine auch ein Computer, eine Tastatur auch ein Kunstobjekt: Alles Alltagsgeräte mit überflüssigen und sinnlosen Zusatzfunktionen.

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K-Tipp 05/2010

06.03.2010

Letzte Aktualisierung:
09.03.2010

Christian Birmele

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Elektrische Haushaltsgeräte haben meist ein hohes und sehr anspruchsvolles technisches Niveau erreicht. Und sie erfüllen in der Regel alle Ansprüche, die an sie gestellt werden. Beispiel Mobiltelefone: Mit allen modernen Handys kann man problemlos telefonieren – und an der Ton- und Übermittlungsqualität ist selten etwas zu bemängeln. Beispiel Fotokameras: Mit allen gängigen Modellen lassen sich auch ohne spezielle Vorkenntnisse einigermassen scharfe und stimmige Bilder schiessen.

Kundennutzen oft gleich null

Dass sich solche Geräte in ihren Grundfunktionen kaum mehr unterscheiden, haben auch die Produzenten erkannt. Darum erfinden sie immer unsinnigere Zusatzfunktionen. Die braucht zwar kaum jemand, aber die Hersteller können sich so wieder von der Konkurrenz abheben. Nutzen für den Kunden: oft gleich null. Oder würden Sie eine Kaffeemaschine kaufen, nur weil sie einen Internetanschluss hat?

Nähmaschine – mit Computer: Die Bernina 830 (Richtpreis: Fr. 12‘000.–) ist nicht nur eine simple Nähmaschine. Im Gerät werkelt ein Computer mit Windows mobile. Bedient wird es über einen grossen berührungsempfindlichen Bildschirm. Über drei USB-Anschlüsse können unter anderem Schnittmuster aus dem Internet in die Maschine eingespeist werden. Es stellt sich hier die Frage: Wann gibt es die ersten Killerspiele für Nähmaschinen?

Kamera – mit Projektor: Digitale Fotokameras können mittlerweile sogar lächelnde von weinenden Gesichtern unterscheiden. Doch das genügt nicht. Die Nikon Coolpix S1000pj (Fr. 620.–) hat einen eingebauten Projektor. Damit kann man seine Lieblingsbilder an eine Wand projizieren. Das Problem: Der Projektor gibt etwa so viel Licht wie eine Kerze. Hier gilt: Dieses Gadget macht allenfalls in einem Luftschutzkeller Sinn.

Handy – mit Schminkspiegel: Mobiltelefone sind längst nicht mehr nur zum Telefonieren da. Das zeigen Geräte wie das iPhone. Das Sony Ericsson Jalou D&G (Fr. 550.–) setzt noch einen drauf: Per Knopfdruck verwandelt sich der kleine Bildschirm des Handys in einen Schminkspiegel. Da könnte man sich die Frage stellen: Wann gibts endlich eine Puderdose, mit der man auch faxen kann?

Navi – mit Digi-Bilderrahmen: Das in verschiedenen Renault-Modellen eingebaute «Navi» TomTom Carminat (Fr. 700.–) weist nicht nur den Weg. Es ist auch ein digitaler Bilderrahmen. Damit kann man im Auto Fotos seiner Liebsten anschauen. Den Weg weist einem das «Navi» dann allerdings nicht mehr. Der K-Tipp findet: So hat man wenigstens ein bekanntes Gesicht vor sich, wenn man sich verfahren hat.

Kaffee – mit Internet: Einen guten Kaffee zuzubereiten, das scheint längst nicht mehr auszureichen. Die Jura F90 (Fr. 1700.–) kann übers Internet mit Informationen zu Kaffeesorten und speziellen Rezepten gefüttert werden. Dem Konsumenten wünscht man dabei nur eines: Hoffentlich lädt sich die Maschine im Internet keinen Virus herunter.

Tastatur – ohne Beschriftung: Sie hat einen festen Platz auf jedem modernen Bürotisch. Waren die Tastaturen früher noch mausgrau, finden sich heute regelrechte Kunstwerke. Bei «Das Keyboard Ultimate» (Fr. 200.–) haben es die Designer auf die Spitze getrieben: Sie opferten die Funktionalität der «reinen Form» und haben die Beschriftung der einzelnen Tasten komplett weggelassen. Der K-Tipp meint: Steigern lässt sich das nur noch, indem man den Bildschirm auch noch schwarz anmalt.

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