Süsses Obst, saftige Preise
Apfel und Kopfsalat gelten nicht als Luxusprodukte. Doch als Apfelschnitz und gewaschenes Salatblatt gehen sie ganz schön ins Geld.
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saldo 2/2003
05.02.2003
Mike Weibel
Würden Sie für ein Kilogramm Kopfsalat 20 Franken zahlen? Für ein Pfund Ananas 13 Franken berappen? Fürs Kilo Äpfel 11 Franken aufwerfen? Manche tun es, doch die wenigsten merken es. Convenience-Frischprodukte wie Fruchtstücke oder küchenfertiger Salat werden kaum je in grossen Portionen verkauft. Daher wirken die Preise viel tiefer, als sie sind.
saldo hat einige Beispiele aus dem wachsenden Convenience-Angebot von Salaten und Früchten herausgepflückt und die Preise nach...
Würden Sie für ein Kilogramm Kopfsalat 20 Franken zahlen? Für ein Pfund Ananas 13 Franken berappen? Fürs Kilo Äpfel 11 Franken aufwerfen? Manche tun es, doch die wenigsten merken es. Convenience-Frischprodukte wie Fruchtstücke oder küchenfertiger Salat werden kaum je in grossen Portionen verkauft. Daher wirken die Preise viel tiefer, als sie sind.
saldo hat einige Beispiele aus dem wachsenden Convenience-Angebot von Salaten und Früchten herausgepflückt und die Preise nachgerechnet (siehe Tabelle). Fazit: Wer zu bequem ist, eine Kiwi zu halbieren oder Salat zu waschen, muss die Aufbereitung teuer bezahlen. Im Vergleich zu unbearbeiteten Frischprodukten kosten die bequemen Häppchen oft dreimal mehr.
Grossverteiler wollen das Angebot ausbauen
«Ich wundere mich, wie viel die Kundschaft für solche Waren zahlt», sagt Eugen Gehrer, der für die St. Galler Spar-Zentrale Gemüse und Obst einkauft. Und Jacqueline Bachmann von der Stiftung für Konsumentenschutz bedauert: «Bei Convenience-Produkten verlieren die Kunden ihr Preisbewusstsein.»
Trotzdem wächst das Segment kräftig. «Wir steigern den Umsatz mit fertigem Salat jedes Jahr um 20 Prozent», sagt Spar-Einkäufer Gehrer. Und Carrefour, der bei den Convenience-Früchten bislang nur Ananaswürfel führt, will das Sortiment laut Einkäufer Dieter Aeschbach schon bald erweitern.
Angebot: Coop führt momentan das grösste Sortiment
Die Migros bietet verschiedene Früchte fixfertig an - laut Sprecherin Monika Weibel «Nischenprodukte, die in der Herstellung sehr aufwändig sind». Trotzdem will der Detailhändler die Palette ausbauen. «Die Schweiz ist in Sachen Convenience-Food fast noch ein Entwicklungsland», sagt Andrea Müller, Pressesprecherin der Migros-Genossenschaft Aare. Während dort frischer Fruchtsalat erst 0,2 Prozent des gesamten Gemüse- und Obstumsatzes ausmacht, sind es bei den küchenfertigen Salaten bereits 5 Prozent - ein gewaltiges Potenzial.
Die meisten Convenience-Frischprodukte führt derzeit Coop. Pressesprecher Jörg Birnstiel ist optimistisch: «Bei den Beutelsalaten rechnen wir für dieses Jahr mit 10 bis 15 Prozent mehr Absatz.» Beim Obst führt der Grossverteiler über zehn verschiedene Portionen im Sortiment. Zwei sind aber bereits wieder aus den Kühlregalen verschwunden: Bio-Apfel- und Bio-Birnenschnitze präsentierten sich trotz Behandlung mit Zitronensäure unappetitlich.
Verarbeitung: Unverschämte Margen
Bequem machen es sich die Supermärkte mit der Preisgestaltung des Convenience-Food: Die Salate ändern je nach Saison alle paar Wochen den Preis, die exotischen Coop-Fruchtportionen aus Ghana bleiben das ganze Jahr gleich teuer - selbst wenn man im Sommer zum Preis einer Portion Melonenmischung zwei ganze Früchte erhält.
Berücksichtigt man den Einkaufspreis der Händler, ist die Marge immens: Wer in der Schweiz ein Kilogramm Kiwi kauft und daraus 666 Gramm Schnitze herstellt, löst für die Verarbeitung 14 Franken. Bei Schnittsalat sind es rund 10 Franken pro Kilogramm.
Man rechne: Wer Salat in seiner ursprünglichen Form kauft, könnte mit dem Convenience-Aufpreis eine Küchenhilfe zu einem Stundenlohn von über 20 Franken beschäftigen. Und erst noch gesünder leben: Das Grünzeug verliert beim industriellen Waschen viele Vitamine. Und dass nun neben Äpfeln auch Apfelschnitze in Plastikschalen angeboten werden, findet Konsumentenschützerin Jacqueline Bachmann schlicht «bireweich».