«Kassensturz»-Moderator Ueli Schmezer ist bekannt für kritische Interviews. Doch Mister Kassensturz moderiert gegen Honorar auch private Anlässe. Das Reglement des Schweizer Fernsehens erlaubt solche Nebenverdienste. Anfang November moderierte Schmezer die Verleihung des Agropreises. Dort werden ­unter dem Patronat des Schweizer Bauernverbands innovative Landwirtschaftsprojekte ausgezeichnet. «Kassensturz»-­Mitarbeiter Schmezer führt schon seit 2011 als ­Moderator durch die Veranstaltung im Berner Kursaal. Zum Job gehört, Bauernver­bands­präsident Markus Ritter auf die Bühne zu ­bitten und zu befragen. Bezahlt wird der Event von der Emmental-Versicherung. Von ihr erhält auch Schmezer sein Honorar. Letztes Jahr waren es 5500 Franken. 

saldo fragte Schmezer, ob er befangen wäre, wenn der «Kassensturz» über die Emmental-­Versicherung berichten würde und er einen Firmenvertreter im Studio hätte. Und, ob ­seine journalistische Unabhängigkeit gegenüber dem Bauernverband gewahrt bleibe. «Ich ­beweise mit jedem Interview im ‹Kassensturz›, dass ich nicht befangen bin», sagt Schmezer. In zwanzig Jahren «Kassensturz» habe noch nie jemand den Vorwurf erhoben, er sei in ­einem Interview zu wenig kritisch gewesen. Am 8. März habe er den «Tatbeweis» der Unbefangenheit gegenüber dem Bauernverband «in aller Deutlichkeit» erbracht, als er im «Kassensturz» Ritter kritisch befragt habe. 

Das trifft zwar zu. Dennoch bleibt ein schaler Nachgeschmack. Zum Vergleich: Richter müssen nicht erst in den Ausstand treten, wenn sie sich selbst für befangen ­erachten. Sondern schon, wenn auch nur der Anschein der Befangenheit besteht.