L.J. aus Aarau kaufte bei Coop ein Störfilet der hauseigenen Edellinie Fine Food. Auf der Packung stand: «Störfilet, heissgeräuchert aus dem Tropenhaus Frutigen.» Das Tropenhaus Frutigen ist eine Fischzucht, die das warme Wasser nutzt, das seit dem Bau des Lötschberg-Basistunnels aus dem Berg sprudelt. Denn das Wasser ist zu warm, als dass es einfach in die Kander geleitet werden dürfte.
Stutzig wurde L.J., als er die Klebeetikette mit dem Verbrauchsdatum sah. Dort stand: «Herkunft: Frankreich.» Deshalb wollte er vom Tropenhaus und von Coop wissen: «Stammt der Fisch aus Frutigen oder aus Frankreich?»
Coop: «Alle Infos auf der Verpackung
Vom Tropenhaus Frutigen erhielt er zur Antwort: «Wir können versichern, dass der Stör für frische Filets aus Frutigen stammt und in unseren Becken aufgezogen wurde.» Damit verschleiert das Tropenhaus allerdings die wahren Umstände: Denn beim Coop-Störfilet handelt es sich nicht um frisches, sondern um geräuchertes Filet. Und die Störe, die dafür verwendet werden, haben nie in Frutiger Bassins gelebt.
Das musste Coop schliesslich zugeben, nachdem der K-Tipp mehrmals hartnäckig nachgefragt hatte. In Wirklichkeit werden die Störe tiefgekühlt aus Frankreich und Italien angeliefert. In Frutigen werden sie aufgetaut und geräuchert.
Coop erklärt, «die Angaben» seien «sehr detailliert und entsprechend verständlich dargestellt». Wer sich interessiere, finde «alle Informationen hierzu auf der Verpackung».
Die Informationen sind in der Tat sehr umfangreich – aber nicht hilfreich. Denn die Angaben sind widersprüchlich. Auf der Verpackung wird das Tropenhaus mal als «Verarbeiter», mal als «Hersteller» bezeichnet.
«Frutiger» Störe aus Nordfrankreich
Und im Internet macht Coop das Durcheinander komplett. Denn da steht: «Die ‹Frutiger› Störe wachsen in sauberen Zuchtgewässern Nordfrankreichs heran, dann leben sie in bestem Kandertaler Quellwasser.» Das wäre allerdings ein veritables biologisches Wunder, wenn die Störe zuerst tiefgekühlt würden und später in Frutigen wieder weiterleben könnten.