Ich habe in einem Brockenhaus einen Brief von Professor Dr. Hans Barth gefunden – und das Fundstück für 50 Rappen gekauft. Der ehemalige Rektor der Universität Zürich und NZZ-Journalist schreibt seiner Tochter, was er am 1. August 1964 machte («Ich habe den Bundesbrief gelesen») und wie der Geburtstag von Salome verlief («durchaus würdig»). Am Abend des 1. August habe es aber leider «viel Krach» gegeben. Die Tochter komme in drei Wochen nach Hause. Deswegen habe die Frau Mama, schreibt Barth, einen Termin beim Coiffeur Bachmann für sie vereinbart («zur Verschönerung des Hauptes»).

Interessant sind Couvert und Poststempel. Professor Barth schickte den Brief am 3. August 1964 von Zürich-Witikon ab. Am 5. August 1964, um die Mittagszeit, kam der Brief in Bagdad an. Das beweist der Poststempel auf der Rückseite des Umschlags. Die Schweizer und die Irakische Post schafften die 3376 Kilometer Luftliniendistanz in nur zwei Tagen. Bravo! Marhaa! Das Porto kostete lediglich 80 Rappen. Bravo! Marhaa!

Würde Philosophieprofessor Barth (gestorben 1965) heute einen Brief nach Bagdad schicken, käme er sogar mit der schnellsten Beförderungsart erst nach vier Arbeitstagen im Fernen Osten an, Aufgabetag nicht inbegriffen. Die Schweizer Post nennt diese Beförderung seltsamerweise «Urgent Dokument». Die Dienstleistung kostet sage und schreibe 94 Franken. Günstiger geht es mit dem «Economy Brief» (Fr. 1.70). Dann dauert die Zustellung – gemäss Postangaben – allerdings bis zu 20 Arbeitstagen. Das sind vier ganze Wochen.

Wie heisst schon wieder der Post-Slogan? «Gelb bewegt.» Aber so richtig Bewegung kommt bei der Schweizer Post nur dann auf, wenn man viel Geld in ein «Urgent Dokument» investiert. Darum, liebe Post, sei doch ehrlich und wähl einen neuen Slogan: «Geld bewegt.»