Wenn Martina Riesen aus Brugg AG krank ist, geht sie immer zuerst zu ihrem Hausarzt. Sie hat das Versicherungsmodell Netmed der Krankenkasse Sanitas. So spart sie 10 Prozent Prämien. Doch damit ist bald Schluss: Ende Jahr will die Sanitas sie in ein Hausarztmodell namens Caremed umteilen. Dies teilte ihr der Hausärzteverein der Region Brugg mit.
Für Martina Riesen hat dies Nachteile: Der Prämienrabatt schrumpft auf 7 Prozent. Zudem ist die Qualität der ärztlichen Behandlung laut Experten weniger gut. Denn die Krankenkasse erstellt nur noch eine Liste mit Hausärzten, die Riesen konsultieren darf. Das Problem: Diese Liste ist einseitig von der Kasse erstellt. Beim alten Modell waren die Ärzte in Netzwerken vertraglich eingebunden und mussten sich fachlich austauschen.
Sanitas-Versicherte in Lenzburg AG und Schaffhausen sind ebenfalls vom Wechsel betroffen. Den Grund für die Netmed-Kündigung seitens der Kasse sehen Kenner der Szene darin, dass die Hausärzte zu wenig Kosten eingespart haben. Die Sanitas will diese Darstellung nicht bestätigen. Fest steht: Kassen erwarten von Ärztenetzwerken, dass sie Kosten sparen, indem sie effizienter arbeiten und helfen, unnötige Besuche bei Spezialärzten zu vermindern.
Krankenkassen ändern Sparmodelle häufig
Das Vorgehen der Sanitas ist kein Einzelfall: Krankenkassen gründen immer wieder neue Sparmodelle – und schliessen sie genauso oft wieder. Das Angebot ist unübersichtlich. Auf den kantonalen Prämienübersichten des Bundesamts für Gesundheit (www.priminfo.admin.ch) sind die Unterschiede bei den Hausarztmodellen nicht sichtbar. Eine Liste mit den vorteilhaften Netzwerkmodellen gibt es nur auf der Website Hausarztmodell.ch (siehe Kasten). Prämien sparen können Versicherte auch, wenn sie als erste Anlaufstelle eine Hotline oder eine Apotheke wählen.
Stefan Thurnherr vom Vermögenszentrum rät zu Modellen, bei denen man von einem Ärztenetzwerk oder einer HMO-Gruppenpraxis betreut wird: «Ein Arzt allein kann nicht alles. Es ist besser, wenn er schwierige Fälle mit Kollegen besprechen kann.»
Felix Schneuwly vom Vergleichsdienst Comparis sagt: «Die Netzwerke erhalten von den Krankenkassen Geld für die Qualitätssicherung. Das kommt den Patienten zugute.» Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser bestätigt: «Bei Netzwerkmodellen arbeiten die Krankenkassen partnerschaftlich mit den Hausärzten zusammen und erwarten, dass sich die Ärzte in Qualitätszirkeln austauschen.»
Martina Riesen hat sich mit Caremed abgefunden: «Für mich ist vor allem wichtig, dass ich bei meinem Hausarzt bleiben kann.»
Sanitas sagt, die Angebote Netmed und Caremed hätten unterschiedliche medizinische Konzepte. Caremed sei nicht schlechter als Netmed. Die Qualität der Betreuung hänge vor allem von den einzelnen Hausärzten oder Netzwerken ab.
Tipps - Kassenwechsel: So gehen Sie vor
Wenn Sie die Grundversicherung wechseln wollen, muss die Kündigung bis 30. November 2017 bei der alten Krankenkasse sein. Einen Musterbrief können Sie herunterladen unter www.gesundheitstipp.ch ] Service ] Musterbriefe.
Informationen über die verschiedenen Hausarztmodelle finden Sie unter www.hausarztmodell.ch ] Krankenkassen-Produkte.
Eine Liste mit den Prämien in Ihrem Kanton sowie den verfügbaren Hausarzt- und anderen Sparmodellen finden Sie unter www.priminfo.admin.ch ] Prämienübersichten.