Bandwürmer von Hunden sind gefährlich. Ulrich Heininger, Leitender Arzt am Uni-Kinderspital Basel, erklärt: «Wenn sich Menschen mit den Eiern des Hundebandwurms infizieren, gelangen die ausgeschlüpften Würmer in die Leber und in die Lunge.» Dort können die Bandwürmer Zysten bilden, die die befallenen Organe zerstören. Dann hilft nur eine Operation.
Hunde können sich den Bandwurm holen, wenn sie Schlachtabfälle roh fressen. Auch der Fuchsbandwurm kann zum Problem werden. Spezialist Peter Bauerfeind vom Unispital Zürich ergänzt: «Wenn ein Hund Mäuse oder Kot frisst, ist das Risiko gross, dass sich auch der Hundehalter mit dem Fuchsbandwurm ansteckt.»
Fachleute sind alarmiert. Die Zahl der Patienten mit Hunde- und Fuchsbandwürmern hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt: 2013 waren es über 160 Fälle, wie die Statistik der Schweizer Spitäler zeigt. Auch Hundespulwürmer können bei Menschen ernsthafte Krankheiten verursachen. Der Basler Hausarzt Urspeter Masche sagt: «Dazu gehören Lungenbeschwerden, Sehstörungen oder Nervenschäden.»
Es gibt jedoch eine einfache Massnahme, mit der Hundehalter sich und ihre Familie vor Infektionen schützen können: «Sie sollten ihren Hund regelmässig entwurmen», rät Masche. Die Zürcher Kinderärztin Silke Schmitt sagt, für Kinder, Schwangere und chronisch Kranke sei das Risiko für Wurmkrankheiten besonders gross.
Doch immer mehr Hundehalter entwurmen ihre Hunde nicht mehr regelmässig, stellen Tierärzte fest. Das belegt auch eine Strassenumfrage des Gesundheitstipp (siehe unten). Viele Besitzer lehnen chemische Mittel wegen der Nebenwirkungen ab. Auch in Internetforen werden Wurmmittel als «Chemiekeule» kritisiert. So schreibt Tierkinesiologin Renata Berva aus Niederdorf BL auf ihrer Website, Wurmmittel seien «Nervengifte». Auch Walter Spiess will das seinem Hund dewegen nicht «vorbeugend» zumuten.
Viele Skeptiker lassen den Hundekot untersuchen. Die Firma Microstech in Olten SO zum Beispiel bietet einen Wurmcheck an. Für Fr. 59.90 prüft sie eine Kotprobe auf Parasiten. Falls der Test zeigt, dass der Hund wurmfrei ist, könne man «getrost» auf Mittel verzichten, schreibt Microstech auf ihrer Internetseite.
Tierärzte halten aber wenig vom Wurmcheck. Bruno Gottstein, Professor an der Uni Bern, sagt, mit dem Wurmcheck könne man Menschen nicht ausreichend schützen. Denn wenn der Labortest zeige, dass ein Hund z. B. mit dem Fuchsbandwurm infiziert sei, habe dieser bereits seine Umgebung verseucht und vielleicht auch seinen Besitzer angesteckt. Zudem sei nicht bekannt, wie gut der Wurmcheck funktioniere. Er sei nie wissenschaftlich mit der bewährten Mikroskop-Untersuchung verglichen worden: «Deshalb empfehle ich den Labortest zurzeit nicht.»
Wie oft eine Wurmkur nötig ist, kommt auf das Verhalten des Hundes an. Der Zürcher Tierarzt Marc Bär sagt: «Wenn sich ein alter Hund vorwiegend auf der Strasse bewegt, muss man ihn nicht alle drei Monate entwurmen.» Anders sieht es aus, wenn ein Hund regelmässig Mäuse frisst. «Dann ist es einmal monatlich nötig», so Bär.
Die Nebenwirkungen der Wurmmittel hängen von den Wirkstoffen ab. Laut Fachinfo kann das oft verwendete Mittel «Milbemax» zu Bewegungsstörungen, Zittern und erweiterten Pupillen führen. Tierarzt Bär verwendet deshalb «Drontal», das besser verträglich sei. Bruno Gottstein ist überzeugt: «Die positiven Effekte, nämlich der Schutz der Hunde und der Menschen vor Infektionen, überwiegen allfällige Nebenwirkungen.»
Zur Kritik am Wurmcheck sagt Microstech-Chef Patrick Schwarzentruber, sein Test sei «präziser und sicherer» als die Untersuchung unter dem Mikroskop. Zu seinem Test seien zahlreiche Studien veröffentlicht worden. Milbemax-Hersteller Elanco Animal Health schreibt, Nebenwirkungen könnten «bei einer Überdosierung» vor allem bei jungen Tieren auftreten – und bei Hunden mit Gendefekt.
So schützen Sie sich vor Wurminfektionen
- Waschen Sie wilde Pilze und Beeren. Tiefkühlen tötet Wurmeier nicht ab.
- Waschen Sie die Hände vor dem Essen, wenn Sie einen Hund gestreichelt haben.
- Lassen Sie Ihren Hund mindestens zweimal im Jahr entwurmen.
- Hunde, die Mäuse fressen, sollten Sie einmal pro Monat entwurmen.
- Detaillierte Infos zum Entwurmen finden Sie unter www.esccap.ch und unter www.blv.admin.ch / in Suchmaske «Zoonosen» eingeben.
Umfrage: Lassen Sie Ihren Hund regelmässig entwurmen?
Markus Frei (58), Zürich, mit Toulouse
«Mein Hund hatte noch nie Würmer. Ich lasse ihn nie unbeaufsichtigt herumlaufen. Die Gefahr ist klein, dass er Würmer aufliest. Deshalb lasse ich ihn nur einmal pro Jahr entwurmen, bevor ich in die Ferien fahre.»
Nicole Tschumi (24), Oberrieden ZH, mit Suki
«Mein Tierarzt empfahl mir, Suki alle vier Monate zu entwurmen. Ich gebe ihr lieber eine Tablette zu viel als eine zu wenig. Suki jagt gerne Mäuse. Wenn sie eine Maus fängt, gebe ich ihr nachher eine Tablette.»
Evelyne Tschanz (56), Oberrieden ZH, mit Lara und Chili
«Meine beiden Hündinnen brachte ich aus Kreta mit. Lara gebe ich alle drei Monate eine Tablette gegen Würmer, weil sie Mäuse frisst. Chili fängt nie etwas, deshalb entwurme ich sie nur zweimal pro Jahr.»
Yvonne Held (42), Gattikon ZH, mit Gia und Pancho
«Ich gebe meinen Hunden nur Wurmtabletten, wenn ein Test zeigt, dass sie Würmer haben. Ich will ihnen nicht unnötig Chemie geben. Denn die Tabletten könnten die Darmflora schädigen und gute Keime abtöten.»
Gabrielle Herrmann (72), Zürich, mit Fiocco
«Viermal im Jahr lasse ich den Kot meines Hundes im Labor untersuchen. Ich will Fiocco keine Medikamente geben, die er gar nicht braucht. Ich mache selbst ja auch keine Therapien, wenn ich gesund bin.»
Walter Spiess (57), Aeugstertal ZH, mit JJ und Jaia
«Meine Hunde hatten nie Würmer. Ich bin dagegen, Medikamente vorbeugend einzusetzen. Sie sind Gift fürs Nervensystem. Ich schaue regelmässig den Kot an und zeige ihn dem Tierarzt, wenn ich nicht sicher bin.»