Aktien - Keine Rendite ohne Risiko
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saldo 2/2002
30.01.2002
Auch hoch dotierte Finanzanalysten können sich irren. Kleinanleger sollten deshalb auf eine breite Streuung setzen - und viel Geduld haben.
Sie beeinflussen milliardenschwere Investitionen: Finanzanalysten sind nie um Tipps, Trends und Erklärungen verlegen. Nach ihren Prognosen und Kaufempfehlungen richten sich Kleinanleger, Fondsmanager und Pensionskassenverwalter.
Doch häufig führen die Prognosen in die Irre. Anfang 2001 hatten drei von Kassensturz angefragte ...
Auch hoch dotierte Finanzanalysten können sich irren. Kleinanleger sollten deshalb auf eine breite Streuung setzen - und viel Geduld haben.
Sie beeinflussen milliardenschwere Investitionen: Finanzanalysten sind nie um Tipps, Trends und Erklärungen verlegen. Nach ihren Prognosen und Kaufempfehlungen richten sich Kleinanleger, Fondsmanager und Pensionskassenverwalter.
Doch häufig führen die Prognosen in die Irre. Anfang 2001 hatten drei von Kassensturz angefragte Aktienexperten Kurssteigerungen zwischen 5 und 15 Prozent angekündigt. Die Realität: Das letzte Börsenjahr war das drittschlechteste der Geschichte überhaupt. Die Schweizer Börse sank um mehr als 20 Prozent. Auch ohne die Folgen des 11. September wäre es ein schlechtes Börsenjahr geworden.
Vergleich: Kinder treten gegen Börsenprofis an
Kassensturz prüfte die Aktienprofis auf eine besondere Art: Kinder traten mit eigenen Tipps gegen die Profis an. So lief das Spiel: Die drei Experten stellten mit Stichtag 15. Januar 2001 einen Aktienmix aus zehn Schweizer Aktien zusammen. Dasselbe taten acht Kinder. Diese stützten sich aber nicht auf profunde Analysen, sondern liessen den Zufall walten: Sie schossen mit Dart-Pfeilen auf die Börsenseite einer Tageszeitung, drehten am Glücksrad oder zogen Firmennamen aus einer Lottotrommel.
Das Resultat nach genau einem Jahr: Alle Depots schliessen mit grossem Verlust ab - gemäss dem allgemeinen Börsenverlauf. Der beste Analyst - Hanspeter Loosli von der UBS - schneidet mit einem Verlust von 20,4 Prozent ab. Marco Curti, Chefanalyst der Zürcher Kantonalbank, landet unter den Profis auf dem letzten Rang. Sein Aktienmix hat innerhalb eines Jahres 30 Prozent an Wert verloren.
Analystentipps sind keine Garantie für einen Gewinn
Die Kinder halten erstaunlich gut mit: Die 13-jährige Rahel erzielt mit ihrer Auswahl sogar das beste Ergebnis überhaupt. Vier Kinder schneiden insgesamt besser ab als der schlechteste der Aktienprofis. Nur eines der Kinder fällt mit einem Minus von 45 Prozent deutlich ab.
Das Experiment bestätigt, dass auch die besten Finanzanalysten keine fetten Börsengewinne garantieren können. Aktienanlagen sind immer mit Risiken behaftet. «Das Spiel hat einmal mehr gezeigt, Anleger müssen ihre Aktieninvestitionen breit streuen, das reduziert die Risiken», sagt Rolf Biland, Chef Anlagestrategien vom Vermögenszentrum Zürich. Diversifizieren heisst das Fachwort: Anleger dürfen also nicht alles in einen Korb legen.
Das vergangene Jahr hat ausserdem gezeigt, dass auch Rückschläge zum Börsengeschäft gehören. In den 90er-Jahren mit stetig steigenden Kursen ging diese Binsenwahrheit fast vergessen.
Pasquale Ferrara
Aktienkauf - So haben Sie die Risiken im Griff
- Nicht nur auf Aktien setzen. Die erste und wichtigste Entscheidung: Wie viel kann ich überhaupt an der Börse investieren? Erspartes, das in zwei oder drei Jahren für den Autokauf reserviert ist, gehört also nicht in Aktien investiert. Wichtig ist auch die persönliche Risikobereitschaft. Wer bei jedem Börsenrückgang nicht mehr ruhig schläft, sollte lieber andere Anlageformen wählen.
- Verschiedene Titel und Länder wählen. Klar, dass nicht alles in wenige Titel gesetzt werden soll. Risiko-streuung heisst aber auch, in verschiedene Märkte zu investieren. Das Vermögenszentrum Zürich etwa empfiehlt, maximal 20 Prozent in Schweizer Aktien anzulegen. Für Leute mit kleinerem Budget stehen auch bereits weltweit diversifizierte Fonds im Angebot.
- Gestaffelt einsteigen. Auch bei der besten Streuung bleibt noch das Risiko des falschen Einstiegs. Wer kurz vor einem Crash einsteigt, hat es schwer, die Kursverluste wettzumachen. Das Gegenmittel heisst: gestaffelt einsteigen. Das heisst, die geplante Investition auf mehrere Tranchen verteilen und über sechs Monate oder sogar ein Jahr anlegen. Empfehlenswert ist es auch, monatlich einen festgelegten Betrag regelmässig einzuzahlen. Vorteil: Bei hohen Kursen werden automatisch weniger Aktien gekauft, bei Börsenschwächen dagegen mehr.