Anfang August meldete sich ein Unbekannter namens Alexis über den Kurznachrichtendienst Whatsapp beim K-Tipp-Leser C.R. und machte dem selbständigen Zürcher Immobilienberater ein Angebot. Alexis gab sich als Angestellter einer Stellenvermittlungsfirma aus und fragte, ob R. an einem Job im Bereich App-Marketing interessiert sei. Der Zeitaufwand sei gering. R. signalisierte Interesse.
Kurz darauf meldete sich, ebenfalls per Whatsapp, eine Frau namens Anna von der schottischen Firma JCS Data Services. Sie stellte sich als 25-jährige Engländerin vor und wollte von R. wissen, über welchen beruflichen Hintergrund er verfüge. Dabei schmeichelte sie ihm: «Ich sehe, du bist schon viel erfahrener als ich.»
Nach einem Klick war das Konto im Minus
Schliesslich erhielt R. Zugang zu einem Internetportal. Er bekam den Auftrag, eine Reihe bekannter Apps anzuklicken, um ihnen angeblich eine bessere Platzierung in den App-Rankings zu verschaffen. Mit jedem Klick sollte er angeblich Geld verdienen. Es wurde einem Konto gutgeschrieben.
Als der Kontostand nach einem Klick auf eine App plötzlich ins Minus fiel, empfahl Anna, R. solle Geld einschiessen. So könne er den Minusbetrag auf seinem Konto ausgleichen. Später bekäme er sein Geld samt Verdienst zurück.
Auch angebliche Teamkollegen von Anna bestärkten R. per Whatsapp, Geld einzuzahlen. Sie prahlten mit Verdiensten von bis zu 32'000 Dollar.
R. zahlte und war erleichtert, dass er das Geld tatsächlich zurückerhielt. Nach drei Tagen hatte er umgerechnet 700 Franken auf dem Konto. «Ich konnte mir das Geld zu diesem Zeitpunkt problemlos auszahlen lassen», erzählt er dem K-Tipp. Er beschloss deshalb, weiterzumachen.
Doch die Beträge, die er vorschiessen musste, wurden immer höher. In mehreren Schritten überwies er insgesamt 5000 Dollar an JCS Data. Doch als plötzlich noch einmal 4000 Dollar gefordert wurden, wurde es R. zu viel. «Ich teilte Anna mit, dass ich kein Geld mehr zur Verfügung hätte.»
Gleiche Masche, aber andere Firmennamen
Seine Betreuerin liess nicht locker: «Du musst nur das Minus ausgleichen, dann kannst du alles wieder abheben. Ich schlage vor, dass du einen Freund um Hilfe bittest oder eine Kreditkarte benutzt.» R. zog darauf einen Schlussstrich – rund 5000 Franken waren verloren.
Beim K-Tipp meldeten sich in den vergangenen Wochen einige Leser, die betrügerische Jobangebote erhalten hatten. Die Betrugsmaschen ähneln sich, nur die Namen der Firmen wechseln. Auch inhaltlich gibt es Unterschiede: Ein Mal geht es um App-Optimierung, ein anderes Mal um Software- oder Produkt- und Reisebewertungen. Bei allen gleich ist: Die Opfer müssen Geld einschiessen, um ihre Arbeit erledigen zu können.