Nicht nur in Altbauten sind Fenster und Fassaden oft undicht. Auch in schlecht isolierten Häusern aus den 60er- und 70er-Jahren verpufft viel Heizwärme. Das geht angesichts hoher Heizölpreise ins Geld. Um Kosten zu sparen, ist eine Wärmedämmung der Gebäudehülle nötig. Viele Hauseigentümer ersetzen in einem ersten Schritt die undichten Fenster. Damit lassen sich laut Berechnungen von Energie Schweiz mindestens 15 Prozent Heizkosten einsparen.
«Die Wärmedämmung aus Energiespargründen ist bei Sanierungen das grosse Thema», sagt Paul Schöni von Fensterherstellerin Velux in Trimbach SO. Er rät, unbedingt einen Fachmann beizuziehen, wenn alle Fenster zu ersetzen sind. «Laien sind bei der Wahl des richtigen Fensters schnell überfordert», so Schöni.
Beim Entscheidungsprozess spielen Faktoren wie Wärmedämmqualität, Material und nicht zuletzt die Ästhetik eine Rolle. Fenster halten auch die Wärme drinnen und den Lärm draussen, bieten Sicherheit und schützen vor Wind und Wetter.
Bei Sanierungen entsteht oft ein Konflikt zwischen bauphysikalischen und ästhetischen Anforderungen. Der richtige Mix von Alt und Neu, von optisch und funktional erfordert allenfalls den Beizug eines Architekten.
Wärmedämmqualität
Mehr als zwei Dutzend Schweizer Hersteller produzieren Wärmeschutzfenster mit dem Minergie-Label. Diese Fenster lassen nur wenig Wärme entweichen. «Fachleute achten bei den Wärmeschutzfenstern auf den sogenannten Uw-Wert Fenster und den g-Wert Sonnenschutz», erklärt Experte Josef Knill von der auf die Planung und Beratung spezialisierten Fensterinform in Alterswilen TG.
- Uw-Wert: Er gibt an, wie viel Energie pro Quadratmeter durch das Fenster nach draussen entweicht. Je tiefer der Wert, desto weniger Wärme verpufft.
- g-Wert: Er gibt an, wie viel Licht und Sonnenenergie durch das Glas ins Innere gelassen werden. Minergiefenster mit einem g-Wert von weniger als 0,15 holen viel Sonnenwärme ins Hausinnere.
Minergiefenster senken Energieverbrauch stark
Bei Fenstern mit einem hohen g-Wert könnte man deshalb auf Storen oder Jalousien verzichten. «Trotzdem sollte man dies nicht tun», sagt Josef Knill. Ohne eine Beschattung durch äussere Storen oder Rollläden «wird der Energiefluss ins Innere im Sommer so hoch sein, dass die Behaglichkeit nicht mehr gewährleistet ist». In solchen Fällen drohen hohe Kosten für eine nachträglich eingebaute Raumkühlung.
Minergiefenster senken den Energieverbrauch überdurchschnittlich. Sie sind dreifachverglast, mit Edelgas (Argon, Krypton) gefüllt und fallen durch schmale Rahmen auf, die maximal 25 Prozent der Öffnung ausmachen. «Nicht zuletzt sind Minergiefenster beliebt, weil die schlanken Elementkonstruktionen viel Licht in die Räume lassen», so Knill. Allerdings wird beim Minergiekonzept wegen der luftdichten Gebäudehülle eine mechanische Lüftung notwendig. «Für die Zertifizierung eines Minergiehauses ist eine Komfortlüftung zwingend.»
Rahmenmaterialien
Soll der Rahmen für das Fenster aus Holz, Kunststoff (PVC), Metall oder Holz/Metall sein? Das Minergie-Label gibt es inzwischen für alle denkbaren Rahmenmaterialien. Dabei hat jedes Material seine Vor- und Nachteile.
Holzfenster haben laut einer Studie der Empa eine ausgezeichnete Ökobilanz. An Holzhäusern und architektonisch wertvollen Fassaden ist Holz bei Sanierungen oft die erste Wahl. Nachteil: Fensterrahmen aus Holz sind wartungsintensiv. Sie müssen an den Wetterseiten alle paar Jahre gestrichen werden.
Kunststofffenster (PVC) erweisen sich preislich häufig als die günstigste Variante. Allerdings sind sie aus Erdöl und damit nicht klimaneutral. Ihre Ökobilanz ist aber dank 100-prozentigem Recycling heute fast so gut wie bei Holzfenstern.
Aus statischen Gründen brauchen PVC-Fenster eine stahl- oder glasfaserverstärkte Armierung. Ästhetisch sind Kunststofffenster zwar Geschmackssache. Aber bei guter Gestaltung vermögen sie selbst höchste architektonische Ansprüche zu erfüllen. Zudem zeichnen sie sich durch Langlebigkeit aus, sind pflegeleicht und wartungsarm.
Holz-Alu-Fenster werden immer beliebter. Denn die Alu-Bekleidung auf der Aussenseite ist absolut wetterfest und damit wartungsarm. Der Unterhalt reduziert sich auf das gelegentliche Erneuern des Fugenkitts. Auf der Innenseite sorgt das Holz für eine angenehme und warme Wohnatmosphäre.
Metallfenster sind bezüglich Unterhalt so anspruchslos wie Holz-Alu-Fenster – aber teurer. Die Atmosphäre, die sie in den Räumen ausstrahlen, ist aber nicht nach jedermanns Geschmack.
Ästhetik und Extras
Ob man in einem Jugendstil-, in einem Bauernhaus oder in einem Geschäftsbau wohnt: Auf originalgetreues Design muss beim Fensterersatz niemand verzichten. Spezielle Fenster sind in vielen Grössen, Formen und Farben erhältlich.
Nebst der Ästhetik sind verschiedene funktionale Extras zu bedenken. Wer an einer lauten Strasse wohnt, legt Wert auf besonders guten Schallschutz. In Parterre-Wohnungen sind Fenster mit starkem Verbundsicherheitsglas als Einbruchschutz wünschenswert. Und für Putzmuffel gibt es auch Hightech-Fenster mit Gläsern, die sich praktisch selber reinigen.
Teurer kann günstiger sein
Moderne Fenster haben eine Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren. Angesichts einer solchen Zeitspanne müssen Hauseigentümer genau rechnen: Da sich mit guten Fenstern die Heizkosten dauerhaft reduzieren lassen, können teurere und bessere Fenster am Ende günstiger sein. Hinzu kommt, dass qualitativ hochstehende Wärmeschutzfenster eine Immobilie grundsätzlich aufwerten.
Die Kosten neuer Fenster hängen stark vom Objekt und von der gewählten Lösung ab. Bei einem Einfamilienhaus ist mit 15 000 bis 25 000 Franken zu rechnen. In allen Kantonen kann der Fensterersatz ganz oder zumindest zum Teil von den Steuern abgezogen werden.
Hindernisse und Tücken
«Die grösste Gefahr, die bei einer Renovation lauert, ist eine Folge der besseren Isolation», gibt Fensterfachmann Schöni zu bedenken.
Die im Haus entstehende Feuchtigkeit – täglich einige Liter – kann nicht mehr entweichen, wenn sie nicht gezielt abgeführt wird. Sie kondensiert dann an der Grenze von warmer Innen- und kalter Aussenwand und an den Übergängen zwischen Mauerwerk und Fensterrahmen. Der gefürchtete Schimmelpilz entsteht – es drohen Bauschäden. Um das zu verhindern, muss das Wohnverhalten an die neuen Bedingungen angepasst werden. Eigentümer, die keine Komfortlüftung haben, kommen um regelmässiges Stosslüften (drei- bis fünfmal täglich 3 bis 5 Minuten) nicht herum.
Neue Fenster: Gesetzliche Auflagen nicht vergessen
Allenfalls können auch gesetzliche Auflagen zum Hindernis werden. In bestimmten Dorfzonen haben die Baubehörden ein Mitsprachrecht. Ein Fensterersatz ist also erst nach Rücksprache mit den zuständigen Stellen möglich. Bei Stockwerkeigentum braucht es die Einwilligung der anderen Eigentümer. Und bei denkmalgeschützten Bauten sind ohnehin besondere Vorgaben zu beachten.
Einbauen
Damit die Fenstersanierung wirklich Freude macht, spielt nicht nur die Qualität des ausgewählten Fensters eine grosse Rolle. Eine gute und schnelle Montage mit korrekten Bauanschlüssen gehört zum Service eines guten Fachmanns. An den kritischen Anschlussstellen sind professionell ausgeführte Dampfsperren notwendig. Der Grundsatz heisst dabei: innen dichter als aussen! «Die richtige Abdichtung an der Innen- und Aussenseite kann nur der ausgebildete Handwerker erledigen», sagt Knill. Wer in diesem Punkt spart, muss allenfalls schon nach 10 Jahren Fensterrahmen ersetzen lassen – weil sie verfault sind!
Bei Ersatzfenstern hingegen, die sauber in den bestehenden oder einen aufgesetzten Rahmen eingepasst, verankert und abgedichtet werden, entfallen zusätzliche Maler- und Gipserarbeiten. Der Raum kann noch am gleichen Tag, an dem die Fenster ersetzt werden, wieder genutzt werden.
Das können Hightech-fensterscheiben
Längst geht es bei Fensterglas um mehr als Isolier- und Wärmedämmwerte. Hightech macht es möglich, Glas mit den verschiedensten «intelligenten» Eigenschaften auszustatten.
Sonnenschutzglas
Hält Infrarotstrahlung draussen, lässt aber das Licht hinein. Es wird vor allem verwendet, wenn ein aussenliegender mechanischer Sonnenschutz schwer zu realisieren wäre.
Jalousie-Isolierglas
Die Jalousien sind im Scheibenzwischenraum und werden über
einen Motor bedient.
Schaltbares Glas
Per Knopfdruck oder automatisch trübt sich die Fensterscheibe ein, um vor Überhitzung oder Blicken zu schützen.
Multifunktions-Isolierglas
Verknüpft Eigenschaften wie Wärme-, Sonnen-, Einbruch- und Schallschutz.
Richtungsselektives Glas
Lässt flache Strahlen durch, die intensiveren der hoch stehenden Sonne aber nicht.
Glas mit Latentspeicher
Kann tagsüber Wärme aufnehmen und nachts abgeben.
Fenster: Das kann man selber machen
Möchten Sie bestehende Fenster sanieren statt ersetzen, können Sie Folgendes selber erledigen:
- Rahmen streichen
- Fugen dichten
- Beschläge neu richten
Diese drei Arbeitsgänge gehören auch zum normalen Unterhalt älterer Holzfenster. Und: Manchmal wirken diese Massnahmen punkto Wärme- und Lüftungsverlusten sowie Schalldämmung Wunder: So kann mit dem Einbau einer Fugendichtung bei doppelverglasten Fenstern der Wärmedurchgang um 30 Prozent reduziert werden. Alle zwei Jahre sollten zudem die Beschläge geölt oder gefettet werden.
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