Für radikale Klimaschützer sind Fleischesser in etwa das, was die Tabaklobby für die ­Lungenliga ist oder die Rüstungsindustrie für ­Pazifisten: moralisch verwerflich.

Und so fühle ich mich beim Flachklopfen des Kalbsschnitzels denn halt als Klimasünder. Neidisch blicke ich auf die Vegetarier. Sie sind stark genug, der Fleischeslust zu ent­sagen. Sie leben so klimaschonend, so ­vorbildlich. Vegetarier sind die besseren ­Menschen. Nur ab und zu essen sie ein Ei. Sonntags vielleicht auch mal zwei.

Doch der Schein trügt: Vegetarier sind Teil der Klimakatastrophe. Zumindest nach ­Ansicht der Baselbieter Metzgerin Annina Jenzer. Vegetariern sei nicht bewusst, dass ihr Eierkonsum töte und klimaschädlichen Foodwaste produziere, sagt sie in der «bz ­Basel». 700 000 Legehennen würden in der Schweiz jährlich entsorgt statt gegessen.

Jenzer fordert darum mehr Engagement von den Pflanzenessern: «Würde jeder Vegetarier pro Jahr ein Suppenhuhn essen, wären wir fein raus.» Bei der Metzgerin gibts für jeden Vegetarier, der etwas Gutes tut, zum Legehuhn noch Schmalz vom Freilandschwein, ­gekochte Innereien und eine Blutwurst dazu. Das Schlachtabfall-Komplettpaket für 35 Franken verkauft Jenzer stilecht im Müllsack verpackt.

Ich lerne: Für läppische 35 Franken können auch Vegetarier das Klima retten.