Am Abend eines heissen Sommertages sehen viele Pflanzen mitgenommen aus: Die Blätter hängen schlapp nach unten. Am liebsten möchte man gleich zum Gartenschlauch greifen und das Wasser kräftig aufdrehen.
Damit aber würde man den meisten Pflanzen keinen Dienst erweisen: Eine plötzliche Abkühlung kann negative Folgen haben: Die Blätter bleiben über viele Stunden nass und bieten dadurch ein optimales Klima für Pilzkrankheiten und Schneckenbefall.
Sanft und gezielt
Beim Giessen mit dem Gartenschlauch darf man nie direkt auf die Pflanzen zielen. Der harte Strahl würde die Wurzeln freilegen. Ausserdem können die Pflanzen das Wasser weniger gut nutzen, wenn es direkt am Stamm oder am Stängel landet. Das meiste Wasser nehmen Pflanzen über die äussersten Wurzelhaare und die feinen Seitenwurzeln auf. Deshalb ist es wichtig, vor allem die Erde im Umkreis der Pflanze zu befeuchten.
Giesst man mit einem Schlauch, hält man ihn am besten schräg nach oben. So lässt sich das Wasser in einem grossen Bogen aufs Beet leiten, und der Strahl wird zum leichten Landregen. Oder man benutzt einen speziellen Giessaufsatz, der den Wasserstrahl sanfter macht.
Regenwasser sammeln
Im Garten ist ein Regenwasserfass unter dem Ablauf der Dachrinne die einfachste und umweltfreundlichste Art, Giesswasser zu gewinnen. Allerdings können die Tonnen für Kleinkinder und Tiere zur Falle werden. Deshalb muss das Fass mit einem schliessbaren Deckel oder Gitter gesichert sein.
Warme Dusche bevorzugt
Nicht nur Menschen, auch Pflanzen lieben warmes Duschen mehr als kalte Güsse. Auf dem Balkon kann man sehr einfach für angenehm temperiertes Wasser sorgen: Füllen Sie die Giesskannen nach dem Bewässern gleich wieder auf. So hat das Wasser beim nächsten Giessen die richtige Temperatur.
In Etappen wässern
Ideal ist es, wenn man sich fürs Giessen Zeit nimmt und den Boden in zwei Etappen befeuchtet: Zuerst nur wenig Wasser über das Beet giessen. Nach einer halben Stunde ist das Wasser in die oberste Erdschicht eingedrungen. Dann wässert man erneut. So erreicht das belebende Nass auch die tiefer liegenden Wurzeln, und der Boden kann die Feuchtigkeit länger speichern.
Länger feucht
Etliche Giessgänge lassen sich vermeiden, indem man eine Mulchschicht auf die Erde gibt: Eine solche Bodenbedeckung hemmt nicht nur das Wachstum von Unkraut, sondern verringert auch das Verdunsten des Wassers. Mulchen kann man unter anderem mit Rindenschnitzeln, Kieselsteinen, Granitsplit oder Muschelsplit.
Wichtig für eine gute Wasseraufnahme ist auch, dass das Erdreich regelmässig gelockert wird. Sonst wird der Boden um die Pflanzen mit der Zeit fest und hart und lässt kaum mehr Wasser eindringen. Am besten nimmt man alle vier Wochen nach dem Giessen oder einem Regenguss eine kleine Hacke zur Hand.
Pflanzen «erziehen»
Tatsächlich kann man Pflanzen durch zu häufiges Giessen «verweichlichen». Sie reagieren dann empfindlicher auf Trockenheit. Wer seine Pflanzen weniger oft giesst, zwingt sie dazu, ihre Wurzeln besser auszubilden.
Tief wachsende und verästelte Wurzeln brauchen an heissen Tagen deutlich weniger häufig Wasser – oder sogar keines: Sträucher, Hecken und Bäume im Garten haben von Natur aus so tiefe Wurzeln, dass sie meist genug Wasser aus der Erde holen können. Deshalb sollte man sie nur kräftig giessen, wenn der Sommer extrem heiss ist und es über vier Wochen lang nicht regnet. Kräftig bewässern muss man jedoch frisch gepflanzte Sträucher.
Morgens wässern
Beetpflanzen und Sommerblumen haben weniger tief wachsende Wurzeln als Bäume und Sträucher. Sie brauchen deshalb zusätzliches Wasser. Noch durstiger sind Pflanzen in Trögen und Gefässen. Doch sowohl im Garten wie auf dem Balkon genügt es, erst dann zu giessen, wenn die Blätter hinunterhängen und der Boden richtig trocken ist.
An heissen Sommertagen machen die Blätter wegen der grossen Hitze tagsüber oft schlapp, ohne dass die Pflanzen zu wenig Wasser haben. Deshalb ist es ratsam, mit Giessen zu warten und nur in den kühlen Morgenstunden zu wässern. Zu dieser Tageszeit ist das kalte Wasser für die Pflanzen übrigens auch besser verträglich.
Rasen
Selten, aber gründlich: Rasen sollte man genau wie andere Pflanzen nur in den frühen Morgenstunden bewässern. Tagsüber verdunstet zu viel Wasser ungenutzt. Abends bleibt das Gras nach dem Bewässern lange feucht – und damit steigt die Gefahr von Pilzen. Und: Viele Gartenbesitzer giessen den Rasen zu häufig und zu kurz.
Das schadet dem Gras: Die Wurzeln wachsen weniger tief und brauchen mehr Wasser. Auch flach wurzelnde Unkräuter werden mit häufigem Giessen gefördert. Besser: Selten, dafür gründlich wässern. Tipp: Der Rasen braucht erst dann Wasser, wenn es längere Zeit trocken ist und sich die Gräser nach dem Betreten nicht mehr rasch wieder aufrichten.
Pflanzen mit wenig Durst
Folgende Pflanzen vertragen viel Sonne und Trockenheit:
- Stauden: Buschmalve, Eberraute, Königskerze, Lupine, Mohn, Schafgarbe, Silberdistel und Wilder Wein. Auch die meisten Mittelmeer-Gewürzpflanzen wie Lavendel, Oregano, Rosmarin, Salbei und Thymian lieben es heiss und trocken.
- Gehölze: Efeu, Feuerdorn, Ginster, Schlehen, Sommerflieder, Tamariske, Ysop und Zypresse.
Die moderne Giesskanne
Automatisches Bewässern reduziert den Wasserverbrauch massiv. Zudem ist das praktisch, wenn man länger nicht daheim ist. Denn jede Pflanze erhält über ein Schlauchsystem zu festen Tageszeiten eine programmierte Wassermenge direkt zugeführt. Speziell eignet sich so ein System für Balkon- und Terrassenpflanzungen, die regelmässig bewässert werden müssen.
Ein vom Fachmann installiertes Bewässerungssystem kostet für einen Balkon allerdings schnell einmal 1000 Franken. Einfachere Systeme, die man selber verlegen kann, gibt es ab etwa 100 Franken im Baumarkt. Weitere Details: siehe Haus & Garten 2/2009.