Kürzlich entnahm ich unserem Briefkasten ein Schreiben der Post. Sie fragte mich im ersten Satz: «Haben Sie sich auch schon gefragt, ­warum Ihre Nachbarn Produktmuster, Rabatt­hefte oder Gutscheine erhalten – und Sie nicht?» Meine Antwort ist einfach: Nein. Denn ich schaue unseren Nachbarn nicht in den Briefkasten. Daher weiss ich auch nicht, ob sie ­«Produktmuster, Rabatthefte oder Gutscheine» erhalten.

Die Post fragte weiter: «Möchten auch Sie von attraktiven Vergünstigungen profitieren?» Auch diese Antwort ist einfach: Natürlich, wer will das nicht? Daher riet mir die Post, ich solle die ­beiliegenden «neu gestalteten Aufkleber» auf unserem Briefkasten anbringen. Die sieben ­Kleber machen einen ziemlich billigen Eindruck: Drei Mal «IWerbung», je zwei Mal «Werbung OK!» sowie ein Nilpferd mit offenem Maul und dem Schriftzug «Bitte mit Werbung füttern». Dank diesen Klebern, schreibt mir die Post, werde sie mich «mit interessanten Informationen des lokalen Gewerbes, Produktmustern, Gutscheinen oder Wettbewerben beliefern. Dank den attraktiven Angeboten bleibt Ihnen mehr Geld am Ende des Monats – und nicht umgekehrt.»

So kann man sich täuschen! Bisher hatte ich immer gedacht, Werbung diene dazu, dass Konsumenten mehr kaufen. Also mehr Geld ausgeben. Aber jetzt weiss ich: Sie hilft uns, Geld zu sparen.

Apropos sparen: Die Post zeigt uns mit den ­Klebern auch, wie sie selber spart – zum ­Beispiel beim Honorar für ­einen guten Grafiker.