Kürzlich hatte ich einen Zettel der Post im Briefkasten. Abholen könne ich das Paket ab dem nächsten Tag, 9 Uhr. Mir wäre gedient, wenn meine Filiale wie viele andere bereits um 8 Uhr und nicht erst um 9 Uhr öffnen würde. Denn um diese Zeit muss ich jeweils längst auf der K-Tipp-Redaktion sein. Und abends? Da schliesst sie um 18 Uhr – und ich bin noch bei der Arbeit. Samstags ginge, von 8 bis 12 Uhr. Doch an jenem Wochenende fuhr ich in die Ferien. 

Ich weiss bis heute nicht, wer mir was ­schicken wollte. Was ich aber weiss: Als Pendlerin habe ich keine Chance, ein Päckli zu den Öffnungszeiten meiner Postfiliale abzuholen. 

Der Service public des Staatsbetriebs ist wohl nur für Hausfrauen, Pensionierte und Reiche mit Hausangestellten gedacht. Aber vielleicht wohnen ja all die Postangestellten nicht vor Ort – darum können sie morgens nicht so früh am Arbeitsplatz sein und müssen abends frühzeitig nach Hause fahren, um dort ihre Päckli in der Post abzuholen. Das würde die angestelltenfeindlichen Öffnungszeiten meiner Poststelle erklären.

Da lob ich mir doch DPD: Kürzlich hatten wir einen Zettel des privaten Zustelldiensts im Briefkasten. Darauf stand, sie würden am nächsten Tag noch einmal kommen – dazu gabs diverse Möglichkeiten zum Ankreuzen, falls wieder niemand zu Hause sein sollte. Wir kreuzten an, sie sollten das Päckli vor die Haustür stellen, und akzeptierten damit, dass DPD nicht haftet, falls es geklaut würde. Doch das Paket stand vor der Tür – und wir waren froh darüber. Denn es enthielt 6 Flaschen Wein. Gut, hat der Ab­sender nicht die Post gewählt, sonst hätte ich die Flaschen noch nach Hause schleppen müssen. 

Jedenfalls begreife ich jetzt den Werbeslogan  «Die Post macht viel mehr, als man denkt» – vor allem Filialen zu spät auf und zu früh zu.