Männer sind Fachleute, Frauen sind krank

Medikamenten-Beipackzettel sind mühsam – in kleiner Schrift gedruckt, umfangreich, schwer verständlich. Aber inzwischen ist man es gewohnt, sich durch immer längere ­Aufzählungen furchterregender Nebenwirkungen zu kämpfen.

Gesetzgeber und Pharmaindustrie haben es aber geschafft, die Lektüre zusätzlich zu erschweren. Zum Beispiel so: «Wenden Sie das Arzneimittel gemäss Packungsbeilage bzw. nach Anweisung des Arztes, Apothekers oder Drogisten bzw. der Ärztin, Apothekerin oder Drogistin an.»

Und all die Fachleute kommen nicht nur einmal vor. Auch nicht zweimal. Nein, auf einem durchschnittlichen Beipackzettel findet sich die Formu­lierung sechsmal. Klar: Wenn Frauen und Männer gemeint sind – warum nicht beide erwähnen? Aber ein einziges Mal müsste eigentlich reichen. So bliebe der Text leichter lesbar.

Übrigens: Auf den Beipackzetteln kommt der Arzt immer vor der Ärztin, der Apotheker vor der Apothekerin, der Drogist vor der Drogistin. Offenbar sind Fachleute hauptsächlich Männer.

Frauen haben eine andere Funktion. Das geht aus der Überschrift hervor. Sie lautet immer: «Infor­mation für Patientinnen und Patienten.» In dieser Reihenfolge. Ob es mit der Gleichbehandlung der Geschlechter doch nicht so weit her ist?