Mit dem elektronischen Pfadfinder auf die Velotour
Sich nie mehr verfahren auf einer Velotour: Ein GPS-Navigationsgerät an der Lenkstange soll das ermöglichen.<br />
Die neue Technologie hat jedoch ihre Tücken.
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Haus & Garten 3/2005
29.06.2005
BENNIE KOPRIO
Das Gerät am Velolenker gleicht einem etwas zu klobig geratenen Handy. Auf dem Display sticht aus einem Gewirr von Strichen ein kleiner schwarzer Pfeil hervor: Die Satellitennavigation, kurz GPS (Global Positioning System), beginnt den Outdoor-Sport zu erobern.
Dank GPS - verspricht die Werbung - ist der Freizeitsportler auf seinem Streifzug durch die Natur unterwegs wie ein Einheimischer. «Am besten eignet sich ein GPS für Mountainbiking und Velotouren», sagt Christian Steine...
Das Gerät am Velolenker gleicht einem etwas zu klobig geratenen Handy. Auf dem Display sticht aus einem Gewirr von Strichen ein kleiner schwarzer Pfeil hervor: Die Satellitennavigation, kurz GPS (Global Positioning System), beginnt den Outdoor-Sport zu erobern.
Dank GPS - verspricht die Werbung - ist der Freizeitsportler auf seinem Streifzug durch die Natur unterwegs wie ein Einheimischer. «Am besten eignet sich ein GPS für Mountainbiking und Velotouren», sagt Christian Steiner von GPS-Tracks, dem Pionier für Satellitennavigation im Schweizer Freizeitsport. «Der Hauptnutzen liegt darin, dass der Radfahrer nicht bei jeder Abzweigung einen Tourenführer oder seine Karte hervorkramen muss.»
Aber auch auf Skitouren, beim Schneeschuhlaufen oder auf Wanderungen kann der elektronische Pfadfinder nützlich sein. Er ersetzt laut Steiner zwar weder Bergführer noch Karte, erhöht aber die Sicherheit, indem man seinen Standort auch bei schlechten Sichtverhältnissen wie Nebel und Schneegestöber feststellen kann.
120 Wanderrouten und 100 Biketouren mit GPS-Daten
Die neue Technologie fand bei Schweiz Tourismus Anklang: Auf der Internetsite myswitzerland. com bietet die Fremdenverkehrsorganisation seit einem Jahr 120 Wanderrouten und 100 Biketouren mit GPS-Daten (gratis) und Karten (Fr. 2.40) zum Herunterladen an. In einigen Tourismusregionen kann man ferner GPS-Geräte mieten - inklusive der gewünschten Route.
Nur: Wer glaubt, er könne schnell eine Tour vom Netz aufs Gerät laden und dann die Gegend durchstreifen wie ein Ortskundiger, kann bitter enttäuscht werden.
«Die GPS-Technologie ist erst im Aufbau», sagt Oliver Kerstholt von Schweiz Tourismus. Zudem liessen Bedienungs- und Benutzerfreundlichkeit der Geräte zu wünschen übrig, ebenso die Kompatibilität von Karten und Geräten, doppelt Christian Steiner nach.
GPS-Test: Der Veloweg endete auf der Autobahn
Spezial machte einen Versuch: Testpersonen mieteten bei Schaffhausen Tourismus ein GPS und wollten damit der Rheinroute entlangradeln. Schon das Laden der GPS-Daten vom PC aufs Gerät bereitete der Angestellten des Fremdenverkehrsbüros Mühe. Sie mache es zum ersten Mal, entschuldigte sich die junge Frau. Nach rund einer halben Stunde und der Hilfe einer Kollegin klappte es dann doch.
«Fahren Sie nun runter an den Rhein. Dann sind Sie auf der Route und müssen ihr nur entlangfahren», erklärte die Angestellte von Schaffhausen Tourismus und tippte auf dem Display auf einen dicken roten Strich.
Am Rheinufer stiessen die Testpersonen tatsächlich auf einen Veloweg. Sie radelten wie empfohlen so, dass der Pfeil auf dem Display, der den aktuellen Standort angibt, immer schön auf dem roten Strich blieb - ein Kinderspiel. Nach wenigen Minuten war der Spass jedoch vorbei: Bei der ersten Abzweigung führte der rote Strich auf die Autobahn.
Warum der Versuch fehlschlug, wissen die Götter. War der dicke Strich gar nicht die Route? Oder war eine falsche Tour geladen?
«Wir haben festgestellt, dass viele Leute ein Gerät kaufen, ohne zu wissen, wie man damit umgeht», sagt Martin Wunderli von Veloplus. Die Firma hat selber diverse GPS-Geräte im Angebot und bietet darum seit kurzem Einführungskurse an. Auch bei GPS-Tracks können Einsteiger den Umgang mit dem Gerät lernen. Christian Steiner: «Es ist bequemer so, geht aber auch ohne. Viele kaufen ein Gerät und probieren einfach aus.»
Oder sie mieten es, lassen sich die Route laden - und landen auf der Autobahn.
Das müssen Sportler über Outdoor-GPS wissen
GPS-Geräte für Sport im Freien gibts ab rund 300 bis weit über 1000 Franken.
Marktführer für Outdoor-GPS-Geräte ist Garmin, gefolgt von Magellan. Beide Marken sind mit den im Internet angebotenen Routen kompatibel. Andere GPS-Geräte wie Palms und Handys hingegen nicht.
Laut Fachmann Christian Steiner von GPS-Tracks haben Garmin-Geräte den Vorteil, dass man sie auch mit den topografischen Karten der Schweiz füttern kann. Dies verbessert die Orientierung, wenn man sich abseits der Route bewegt.
Mit 2600 verschiedenen Routen ist GPS-Tracks der grösste Schweizer Anbieter von sportlichen Touren mit Satellitennavigation. 12 Routen pro Jahr sind gratis. Zusätzliche Downloads sowie Routen, die auf Originalkarten der Schweizer Landestopografie eingezeichnet sind, kosten 50 Rappen pro Karte.
Es gibt auf dem Netz auch kostenlose Routen-Tauschbörsen, zum Beispiel bei veloplus.ch oder dem österreichischen Portal gps-tour.info. Denn mit den Geräten kann, wer will, eigene Touren aufzeichnen und abspeichern. Wie das geht, und vieles mehr, kann man lernen:
- Veloplus, Grundkurs, 3,5 Stunden, Fr. 60.-
- GPS-Tracks, 6 Stunden Unterricht, Fr. 132.-
Wer GPS einmal ausprobieren will, kann vielerorts ein Gerät mieten. So bei Savognin Tourismus, Schaffhausen Tourismus, Biosphärenreservat Entlebuch LU und in Wattwil SG. Im Mietpreis von 15 bis 25 Franken ist die gewünschte Tour inbegriffen.
GPS-Tracks vermietet Geräte für Fr. 66.- pro Monat. Die Touren muss man selber laden. Dazu benötigt der Mieter einen PC (ab Windows 95) und einen Internetzugang (56-KB-Modem reicht). Mac-Besitzer haben das Nachsehen.
Wer mit Technik nichts am Hut hat, kauft sich die bewährten Routenführer von Veloland Schweiz oder Velokarten (in Fahrrad-Fachgeschäften und im Buchhandel erhältlich).