Das Bundesamt für Gesundheit gibt jeweils im Herbst die Krankenkassenprämien für das nächste Jahr bekannt. Prognosen zufolge müssen Versicherte 2018 mit einem mittleren Prämienanstieg von 4 bis 5 Prozent rechnen.
Bei der letzten Prämienrunde betrug der Aufschlag in der Grundversicherung durchschnittlich 6 Prozent. Das galt für Prämien (inklusive Unfall) mit der Standardfranchise von 300 Franken – also für Versicherte, die pro Jahr «nur» die ersten 300 Franken an die eigenen Heilungskosten selber bezahlen müssen. Die Prämien für die rund 1,4 Millionen Versicherten mit der Maximalfranchise von 2500 Franken stiegen deutlich stärker, im Durchschnitt um 9 Prozent.
Das bedeutet: Prämienzahler, die am meisten Eigenverantwortung übernehmen und medizinische Leistungen möglichst sparsam beanspruchen, werden bestraft. Sie mussten die prozentual höchsten Aufschläge hinnehmen.
Es wird ihnen auch dieses Mal wieder so ergehen. Grund ist die Verordnung des Bundesrates zu den Wahlfranchisen. Sie schreibt vor, dass die Krankenkassen die Prämien bei einer Franchise von 2500 Franken gegenüber der 300-Franken-Franchise um maximal 1540 Franken pro Jahr reduzieren dürfen. Das führt bei den meisten zwangsläufig zu stärkeren Aufschlägen. Beispiel:
Beträgt die Prämie mit Standardfranchise bei einer Krankenkasse 4000 Franken pro Jahr, darf die Jahresprämie mit Maximalfranchise nicht weniger als 2460 Franken kosten (4000 minus 1540 Franken Maximalrabatt).
Steigt die Standardprämie um 5 Prozent auf 4200 Franken, darf die Jahresprämie mit Maximalfranchise nicht weniger als 2660 Franken kosten (4200 minus 1540 Franken Maximalrabatt). Die Prämie mit Maximalfranchise steigt also von 2460 auf 2660 Franken – ein Aufschlag um 8,1 Prozent.
Von diesem Mechanismus sind Versicherte mit 2500-Franken-Franchise in jedem Fall betroffen, wenn ihre Kasse den Maximalrabatt von 1540 Franken ausschöpft. Und das ist die Regel, wie der K-Tipp ermittelt hat: Gesamtschweizerisch trifft das auf mehr als 90 Prozent der Prämien mit der höchsten Franchise zu.
Dazu kommt: Der Maximalrabatt von 1540 Franken dürfte bald Geschichte sein. Er sinkt auf 1100 Franken. So will es der Bundesrat, der kürzlich eine Abstufung der Franchisenrabatte beschloss. Die Neuregelung gilt frühestens ab 2019.
«Ich fühle mich hintergangen»
Versicherte mit der Maximalfranchise müssen dann allein wegen der Rabattkürzung mit einem Prämienanstieg von 30 bis 35 Franken pro Monat rechnen. Das sorgt für grossen Ärger: «Ich fühle mich hintergangen», schreibt ein Betroffener dem K-Tipp. «Gesundheitsbewusste, die nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt rennen, werden bestraft.»
Auch der Krankenkassenverband Santésuisse spricht von einem «Schlag ins Gesicht der kostenbewussten Prämienzahler». Der Bundesrat wolle «mit fadenscheinigen Begründungen die Standardfranchise forcieren», kritisiert Direktorin Verena Nold. Der Beschluss sei ein schlechtes Signal für die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen.
Das ist nicht aus der Luft gegriffen: «Wenn die Rabattkürzung kommt», kündigt der betroffene K-Tipp-Leser an, «werde ich ganz sicher nicht mehr die höchste, sondern die tiefste Franchise wählen und rigoros bei jedem noch so kleinen Anlass den Arzt konsultieren.»