Seit November kann man in der Migros auch Hörgeräte kaufen. Ihre Tochterfirma Misenso bietet in den Supermärkten an der Marktgasse in Bern und beim Bahnhof Baden AG Modelle von Unitron und Philips an. Das Versprechen der Migros: «Beste Qualität zu fairen Preisen» und «Preistransparenz».
Misenso hat neun Geräte im Angebot – von Hersteller Unitron die Marken «Vista DX» und «Vista Shine Rev» sowie von Philips die Serie «Hear Link». Ein Basismodell gibts ab 755 Franken, ein Oberklassenmodell kostet bis 2550 Franken. Doch Kunden können kaum prüfen, ob die Geräte der Migros preiswert sind. Die Gründe:
Das Misenso-Sortiment ist in anderen Fachgeschäften so nicht erhältlich.
Die Misenso-Verkäufer bestellen zwar auf Wunsch der Kunden auch Geräte, die nicht in ihrem Sortiment sind. Zu diesen gibt es aber keine Preisliste. Wer sich im Laden für ein bestimmtes Modell interessiert, erhält eine «individuelle Offerte». Eine Stichprobe des K-Tipp zeigt: Die Mitarbeiter sind darauf getrimmt, primär die Modelle des eigenen Sortiments zu verkaufen. Bei zwei Modellen erhielt der K-Tipp auf Anfrage im Laden konkrete Preisangaben (siehe Tabelle im PDF). Bei der Konkurrenz gibt es aber vergleichbare Geräte. Beispiel: Das bei der Migros erhältliche Modell «Vista DX 350» kostet 1199 Franken. Fielmann verlangt für das fast gleiche Modell «DX Moxi Fit 3» des gleichen Herstellers nur 1010 Franken.
Zum Vergleich mit anderen Hörgeräteverkäufern hat der K-Tipp die Preise für die meistverkauften Hörgeräte erhoben – jeweils das günstigste und das teuerste Modell, exklusive Serviceleistungen. Die Resultate:
Das Basismodell Pure Charge & Go 3X von Signia war bei Fielmann am günstigsten (1860 Franken), bei Amplifon mit 2035 Franken am teuersten. Misenso lag mit 1999 Franken dazwischen (siehe Tabelle im PDF).
Auch das Basismodell Widex Moment 110 war bei Fielmann mit 1260 Franken am günstigsten. Misenso offerierte der K-Tipp-Testkäuferin einen Preis von 1625 Franken.
Ein Blick über die Grenze kann sich lohnen. Für das Basismodell Pure Charge & Go 3X verlangt etwa das Konstanzer Fachgeschäft Huber Hören und Sehen 1400 Euro. Wer die Schweizer Mehrwertsteuer zahlt und sich die deutsche im Laden zurückerstatten lässt, zahlt umgerechnet 1522 Franken – 338 Franken weniger als bei Fielmann. Beim teureren Modell spart man sogar 418 Franken. Kommt dazu: Die Preise des Konstanzer Geschäfts sind inklusive dreimaliger Anpassung.
Laut der Migros-Medienstelle gibt es auf den Preisen für die zwei vom K-Tipp erhobenen Geräte im Februar einen Rabatt von 10 Prozent.
Hörgerätekauf – die Tipps
Bei leichten bis mittleren altersbedingten Hörstörungen reichen oft günstigere Modelle.
IV und AHV zahlen eine Pauschale für Hörgeräte. Allerdings nur für solche, die das Bundesamt für Sozialversicherungen anerkennt. Voraussetzung ist, dass ein Spezialarzt einen Mindesthörverlust attestiert. Die Liste der anerkannten Geräte und Spezialärzte sowie Merkblätter von IV und AHV findet man unter www.ktipp.ch/hoergeraete. Für die Geräte auf der Liste zahlen IV oder AHV unabhängig davon, wo man sie kauft. Also auch dann, wenn man ein Hörgerät ausserhalb der Schweiz kauft.
Die IV zahlt 840 Franken für ein Hörgerät, oder je nach Diagnose 1650 Franken für Geräte für beide Ohren. Die AHV zahlt 630 Franken für ein Ohr oder Fr. 1237.50 für beide Ohren. Anika Heinrich vom Hörbehindertenverband Sonos rät, Modelle mehrerer Hersteller zu testen. Bis man merkt, ob ein Modell passt, müsse man es gut zwei Wochen ausprobieren.
Die Fachgeschäfte bieten beim Kauf von Hörgeräten Servicepakete an. Diese umfassen etwa Reparaturen oder Anpassungen der Geräte. Wer Offerten einholt, sollte darauf achten, separate Preise für Hörgeräte und Dienstleistungen zu verlangen.