Grüne Hausfassade statt grauer Wand

Die Front eines Hauses oder die Aussenwände einer Laube lassen sich mit Kletterpflanzen begrünen. Das sieht schön aus und ist erst noch nützlich. Der K-Tipp sagt, was man bei einer Fassadenbegrünung beachten sollte.

Mehrfamilienhaus in Bern: Fassadenbegrünung mit Blauregen (Bild: Sabine Tschäppeler/Stadtgrün Bern)

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K-Tipp Wohnen 01/2024

26.03.2024

Letzte Aktualisierung:
15.04.2024

Andreas Grote

Kletterpflanzen an einer Hausfassade sind nicht nur dekorativ – sie sorgen im Sommer auch für eine spürbare Abkühlung, da sie Schatten spenden und über die Blätter Wasser verdunstet. Und im Winter wirken die Pflanzen wie eine zusätzliche Wärmedämmung der Wand.

Laut der Ökologin und Landschaftsarchitektin Marie-Louise Kieffer aus Luzern können Kletterpflanzen an der Fassade zudem Lärm reduzieren. Der Grund: Blätte...

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Laut der Ökologin und Landschaftsarchitektin Marie-Louise Kieffer aus Luzern können Kletterpflanzen an der Fassade zudem Lärm reduzieren. Der Grund: Blätter werfen Schallwellen weniger stark zurück als glatte Flächen.

Förderbeiträge in einigen Gemeinden

Bei grösseren Änderungen an der Hausfassade verlangen manche Gemeinden eine Baubewilligung. Eigenheimbesitzer sollten sich deshalb im Voraus bei der zuständigen Behörde nach den geltenden Regeln erkundigen. Zudem empfiehlt es sich, abzuklären, ob die Gemeinde Förderbeiträge an die Fassadenbegrünung zahlt. Das ist etwa in den Städten Aarau, Luzern und Zürich der Fall.

Wer eine Begrünung mit Kletterpflanzen plant, sollte weitere Punkte beachten:

Fassade: Das Mauerwerk und der Putz müssen unbeschädigt sein. Nur dann hält die Fassade dem Gewicht der Kletterpflanze auch bei Wind und Schnee stand, ohne dass sich Teile des Putzes lösen. Grössere Mauerritzen sollte man im Voraus schliessen. Die Triebe von Kletterpflanzen wie Efeu lieben schattige Ritzen, in denen es bei dickeren Stängeln zu Schäden kommen kann. Der Zürcher Umweltwissenschafter Daniel Ballmer rät: Wer der Tragfähigkeit einer Fassade nicht traut, sollte vor dem Pflanzen von schweren Spalierbäumen wie etwa Weinreben einen Statiker beiziehen. Wärmedämmungen an der Aussenwand sind nicht immer tragfähig genug: Dämmputze mit Luftporen und solche aus Kunststoff oder Kunstharz bieten Trieben kleinste Schlupflöcher.
Standort: Die Hauswand sollte Regen vollständig ausgesetzt sein, damit die Pflanzen stets mit Wasser versorgt werden. Dennoch ist laut Daniel Ballmer in den meisten Regionen zumindest im Hochsommer eine zusätzliche Bewässerung erforderlich. Bei Kletterpflanzen an windgeschützten Standorten, etwa in einem Innenhof, ist das Risiko für Schimmel zu beachten. Denn die Pflanzen geben viel Feuchtigkeit ab. An solchen Orten sollte eine Rankhilfe für genug Abstand zur Hauswand sorgen. Generell sollte man Kletterpflanzen nicht in Blumentöpfen oder Containern halten: Dort besteht die Gefahr, dass sie im Sommer austrocknen, und im Winter können die Pflanzen erfrieren.
Pflanzentyp: Man unterscheidet verschiedene Typen von Kletterpflanzen. Selbstklimmer wie Efeu wachsen meist sehr stark. Das sind Kletterpflanzen, die Haftorgane an der Hauswand bilden und so nach oben klettern. Sie brauchen keine Rankhilfe. Gerüstkletterer (Winder, Ranker, Spreizklimmer und Spalierbäume) brauchen meist eine Rankhilfe: Dort können sie sich einhaken und herumschlingen. Die Rankhilfe sollte punkto Ausrichtung und Grösse zur gewählten Kletterpflanze passen. Geeignet sind je nach Pflanze gespannte Drahtseile oder ein Spaliergerüst aus Holz.
Pflanzenart: Bei Kletterpflanzen sollte man Arten aus einheimischer Flora den Vorzug geben. Dazu zählt der immergrüne Efeu. Solche Pflanzen dienen hiesigen Insekten als Nahrungsquelle und sind gut an das Klima angepasst. Fachmann Daniel Ballmer rät von Pflanzen wie Klettergurke, Baumwürger oder Fünfblättrige Jungfernrebe ab, die es in vielen Gartencentern gibt. Dabei handelt es sich um invasive Arten, die sich unkontrolliert ausbreiten und die einheimische Flora verdrängen können.
Pflanzung: Die Pflanzen sollten im Frühling oder im Herbst gesetzt werden. Die Pflanzgrube sollte mindestens 20 Zentimeter von der Fassade entfernt sein. Da die meisten Kletterpflanzen ursprünglich aus dem Wald stammen, bevorzugen sie Humus oder Gartenerde mit Kompost. Vorteilhaft ist es zudem, den Wurzelbereich zu beschatten, etwa durch davor gesetzte Sträucher.
Pflege: Eine Fassadenbegrünung macht zwar nicht viel Aufwand, braucht aber doch Pflege. Einerseits muss man den Wuchs der Pflanze lenken, andererseits ist ab und zu ein Rückschnitt nötig. So reduziert man das Eigengewicht der Pflanze und verhindert, dass starker Wind den Mauerputz und die Rankhilfe zu stark belastet. Ausserdem sollte man Triebe zurückschneiden, die zum Beispiel in Dachrinnen oder Rollladenkästen oder unter Dachziegel gelangen könnten. Spalierbäume, die Obst tragen, sind punkto Pflege aufwendiger als andere Arten: Neue Triebe sollte man aufbinden, um sie richtig zu lenken, und die Früchte müssen eingesammelt werden. Landschaftsarchitektin Marie-Louise Kieffer rät, die Pflanzen einmal pro Jahr grosszügig zurückzuschneiden, am besten im Spätherbst. Stark wachsende Pflanzen wie Kiwi, Hopfen oder Blauregen benötigen zudem im Sommer einen oder zwei Zwischenschnitte.

Tipp: Bei der Suche nach geeigneten Kletterpflanzen helfen einige Internetseiten weiter:

Verein Floretia, auf Floretia.ch > Pflanzen suchen.
Die Städte Bern und St. Gallen bieten Ratgeber zum Herunterladen und als gedruckte Broschüren an. Im Internet zu finden auf Bern.ch > Suchbegriff Fassadenbegrünung – und Stadt.sg.ch > Suchbegriff Fassadenbegrünung > Publikationen Umwelt und Energie > Leitfaden Fassadenbegrünung.

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