«Wissen Sie, ich bin ein richtiger Schweizer», sagt ein Anrufer bei der Telefon-Rechtsberatung des K-Tipp. Der Zürcher fragt mich um Rat, wie er nach einem Möbelkauf vorgehen solle. Er habe vor einem halben Jahr ein Sofa gekauft, das bereits nach kurzer Zeit auf der rechten ­Seite der Sitzfläche eine tiefe Delle aufweise.

«Was ist ein richtiger Schweizer?», überlege ich mir während des Gesprächs mit dem Mann. Ein Bauer mit einem langen Bart, der am Morgen seine Kühe auf die Weide treibt und am Abend mit der Familie am Holztisch ein Fondue ­geniesst? Zum Dessert nascht er Schoggi und beschallt mit seinem Alphorn die Berge? Ganz der Klischee-Schweizer?

Meinte der Anrufer mit «än richtige Schwiizer» wohl eher den Durchschnittsschweizer?
In ­einem Artikel der «Coopzeitung» aus dem Jahr 2017 finde ich dank Google die Antworten ­darauf: Er heisst Daniel, ist blond, 42 Jahre alt, 1,78 Meter gross und 75,6 Kilo schwer. Er isst statt Fondue oder Rösti lieber Pasta. Er hat ein Handy und trägt Brille. Er ist nicht ­tätowiert.

Einmal pro Jahr geht er ins Museum und inte­ressiert sich vor allem für Fussball. Ausserdem macht er mehr als fünf Wochen Ferien, am ­liebsten wandert er in der Schweiz. Zur Arbeit fährt er mit dem Auto und arbeitet 41 Stunden pro Woche – plus 45 Überstunden im Jahr. Trotz dieser Arbeitslast hat er drei Mal pro Woche Sex – lese ich erstaunt.

«Wieso sind Sie denn ein richtiger ­Schweizer?», frage ich den Anrufer, nachdem ich ihn juristisch beraten habe. Trocken meint der Mann: «Ich sitze jeden Abend auf dem Sofa ­immer auf der rechten Seite und schaue mir die ‹Tagesschau› an.»