Eine schlichte weisse Bluse ist praktisch und passt zu vielen Kleidern. Bei H & M zum Beispiel kostet ein klassisches Modell Fr. 24.95. Wie viel davon wohl die Arbeiterinnen erhalten? 

Seit Jahren stehen die Textilunternehmen in der Kritik, weil sie ihre Produkte in Billiglohnländern herstellen lassen, in denen die Arbeitsbedingungen oft schlecht sind. Der schwedische Konzern H & M ging darum kürzlich in die Transparenz­offensive. Auf seiner Internetseite kann ich nun «Produkte Herkunft» anklicken oder im Laden das Preisschild in die App von H & M ein­scannen. Sofort erfahre ich, in welchem Land das Kleidungsstück gefertigt wurde. Auch die Fabrik inklusive Adresse ist angegeben.

Der Nachhaltigkeitschef von H & M begründete diesen Vorstoss in der Zeitung «New York Times» damit, dass man eben nichts zu ver­bergen habe. Weder in Sachen Arbeitsbedingungen noch in Sachen Umwelt.

Klingt gut. Aber was soll ich als Kundin mit den Informationen anfangen? Mir ist weder die Firma PT. Sai Apparel Industries ein Begriff, noch kenne ich die Verhältnisse in den Fabriken der indonesischen Stadt Semarang. Ich google. Die  erwähnte Firma hat eine Website, und die ist ansprechend. Abgebildet ist ein pompöses ­Eingangsportal, hinter dem sich eine breite, ­grüne ­Allee erstreckt. Man sieht in Reihen parkierte Roller und tadellos gekleidete Menschen in Meetings. ­Sogar das Menü der Kantine ist aufgeschaltet. Es gibt Nasi Putih, Jasminreis mit Erdnüssen und Gemüse – zum Preis von ein paar Rupien. 

Alles ist grün, alles ist schön, alles ist gut. Nur Arbeitsbedingungen und Entlöhnung der Belegschaft sind nicht erwähnt. H & M mag ­hehre Absichten haben. Mehr als Kosmetik für das schlechte Gewissen sind diese Herkunftsangaben aber nicht.