Die Alten habens in sich
Vergessene, seltene und alte Gemüsesorten kann man selber pflanzen. Sie verlangen nicht mehr Pflege als herkömmliche Gemüse und erfreuen nicht nur den Gaumen, sondern auch das Auge.
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Haus & Garten 1/2006
04.01.2006
Regine Elsener
Sie heissen Empereur de Russie, Orange Strawberry, Green Zebra. Sie sind gestreift, gesprenkelt, leuchten blau oder weiss, gelb, rot, violett. Es sind kaum mehr bekannte, seltene Bohnen-, Peperoni- und Tomatensorten, für die sich die Stiftung Pro Specie Rara stark macht.
Grundsätzlich gedeiht alles Gemüse besser, wenn es an einem sonnigen, warmen Ort wächst. Bis Ende Februar darf der Boden zwar noch ruhen, aber es ist ratsam, sich bereits zu überlegen, wo man welche Setzlinge...
Sie heissen Empereur de Russie, Orange Strawberry, Green Zebra. Sie sind gestreift, gesprenkelt, leuchten blau oder weiss, gelb, rot, violett. Es sind kaum mehr bekannte, seltene Bohnen-, Peperoni- und Tomatensorten, für die sich die Stiftung Pro Specie Rara stark macht.
Grundsätzlich gedeiht alles Gemüse besser, wenn es an einem sonnigen, warmen Ort wächst. Bis Ende Februar darf der Boden zwar noch ruhen, aber es ist ratsam, sich bereits zu überlegen, wo man welche Setzlinge pflanzen will. «Hat man wenig Platz, rate ich ab von grossen Gemüsen wie Kabis, Sellerie und Kürbis, denn sie brauchen relativ viel Raum und können nur aufs Mal geerntet werden», sagt Ruth Bossardt von Pro Specie Rara.
Von Etagenzwiebeln und Roten Gartenmelden
Sie empfiehlt Tomaten, Stangenbohnen, Gurken und Zucchetti, weil man laufend ernten kann. Peperoncini gedeihen gut an der Hausmauer, denn diese speichert Wärme. Bossardt: «Die erste, die so genannte Königsblüte, zwickt man ab, weil sie zuviel Kraft braucht.» Gurken und Zucchetti setzt man dicht am Komposthaufen oder lässt sie bodennah dem Gartenzaun entlang wachsen.
Zieht man Stangenbohnen, steckt man Ende Mai acht Samen kreisförmig um die Kletterhilfe. «Man kann auch versuchen, verschiedene Sorten an derselben Stange emporzuziehen», meint Bossardt. Und gebe man Tomaten oder Stangenbohnen etwas mehr Platz als nötig, «sät man dazwischen Schnittsalat, Radiesli und Kresse oder pflanzt Fenchel- und Krautstielsetzlinge». Auch davon gibts seltene Sorten. So etwa die Rote Gartenmelde mit ihrer roten Blattfarbe. Gut eignet sich auch die Etagenzwiebel: «Sie wächst in die Höhe und bildet auf bis zu vier Ebenen kleine Zwiebeln, die man laufend erntet, ausserdem wächst sie gut zwischen den Blumen», so Bossardt.
Selber ziehen verlangt Geduld, Geschick und Licht
Eine viel gestellte Frage ist die, ob man selber ansäen oder Setzlinge kaufen soll. «Einfacher sind Setzlinge. Selber ziehen verlangt viel Geduld, weil die Anzucht je nach Art relativ lange dauert», sagt Bossardt. Ausserdem sei die Anzucht oft nur teilweise erfolgreich, weil die Pflänzchen auch auf dem Fenstersims zu wenig Licht bekämen und deshalb «vergeilen». Das heisst, die Keimlinge schiessen dünn in die Höhe und sind von blässlicher Farbe. Erfolgversprechender sind Setzlinge. Allerdings: Frühestens Anfang oder Mitte Mai pflanze man diese draussen.
Bereits im März wird der Boden vorbereitet: «Man hackt die Erde mit dem "Kräuel" durch und bringt pro Quadratmeter etwa 3 Liter Kompost unter», sagt die Fachfrau. «Wer keinen Kompost hat, kauft organischen Dünger, vorzugsweise mit dem Knospen-Label.» Im Frühling und im Herbst sollte man nicht umstechen, weil das den Bodenhaushalt aus dem Gleichgewicht bringt.
Keine monokultur für tomaten!
Tomaten mögens sonnig. «Optimal ist eine südliche bis südwestliche, geschützte Lage», sagt Andres Sprecher, der in Breitenbach SO eine Samenbank mit etwa 1000 Tomatensorten unterhält. Fallen die Temperaturen im Mai nochmals auf den Gefrierpunkt, packt er über Nacht seine Setzlinge im Garten mit einem Flies ein.
Die Tomate verabscheut Regen und Feuchtigkeit: Das begünstigt Krautfäule. Die Blätter werden bräunlich schwarz und unreife Früchte beginnen zu faulen. Sprecher deckt deshalb seine Stauden mit einem Plastikdach, das schützt vor Nässe und gewährt gute Durchlüftung. Er rät ab von Plastikhauben, die man über die Pflanze stülpt, weil sich darunter Kondenswasser bildet. «Die Stauden giesst man regelmässig und nur am Boden, eher weniger als mehr - die Erde soll gleichmässig feucht, aber nicht nass sein.» Das gilt auch für Tomaten im Topf.
Beim Stielansatz von Seitentrieben und Blättern wachsen die Achseltriebe. Man entfernt sie nur bei buschigen Sorten mit viel Blattwerk. Neben dem Haupttrieb wachsen Seitentriebe. Die kann man aus Platzgründen teilweise wegschneiden. «Man soll abwägen», meint der Tomatenkenner, «je mehr man stehen lässt, desto grösser der Ertrag.»
Gemäss Sprechers Erfahrungen vertragen sich Tomaten auch gut mit anderen Gemüsepflanzen. Aber: «Speziell lieben sie Küchenkräuter wie Basilikum, Dill, Kerbel und Petersilie.» Und er bringt es auf den Punkt: «Wichtiger als wer mit wem ist, keine Monokulturen anzulegen!»
Setzlingsmärkte und anderes
28./29. April: Tomatensetzlingsmarkt in der Stadtgärtnerei Zürich.
6./7. Mai: PSR-Markt im aargauischen Schloss Wildegg.
Jungpflanzen von PSR-Gemüsen führen auch die Gärtnerei am Hirtenweg in Riehen bei Basel sowie die Erlebnisgärtnerei von Martin Dietwyler in Rüfenach AG.
Weiterführende Infos
- www.psrara.org: Website von Pro Specie Rara. Informationen zu Märkten, Projekten, Saat- und Pflanzgutbibliothek, PSR-Marktplatz, die Plattform für private Anbieter und Käufer usw.
- www.sativa-rheinau.ch: Website der Samenfirma Sativa in Rheinau (mit PSR-Saatgut).
- www.tomandi.ch: Website von Andres Sprecher mit Infos rund um die Tomate.
- www.gaertnereien.ch: Querbeet-Informationen von Profi-Gärtnern.