Corona-Krise: Samariter helfen überall»: Mit diesem Spendenaufruf bat der Schweizerische Samariterbund Anfang April um Geld. Im Brief heisst es: «Samariter sind für Sie im Einsatz vor Ort – Danke für Ihre Spende!» Samariter erledigen beispielsweise die Einkäufe für ältere oder kranke Menschen, fahren mit ihnen zum Arzt und bringen Mahlzeiten vorbei.
Doch der Bettelbrief wird von mehreren lokalen Samaritervereinen scharf kritisiert. So sagt etwa Sandra Huggenberger, Präsidentin des Samaritervereins Gränichen AG: «Die Leute glauben, dass sie uns direkt helfen, dabei gehen die Spenden zu 100 Prozent an den Samariterbund. Wir sehen davon nichts.» Kommt dazu: «Den Menschen in Angst mitten in der Coronazeit einen Bettelbrief zu schicken, ist gerade für einen Samariter verwerflich. Wir distanzieren uns in aller Form davon.»
Peter Lack, Direktor des Schweizerischen Samariterbunds, verteidigt den Spendenaufruf. «Diese Krise hat die Wichtigkeit dieser Organisation aufgezeigt.» Lack bestreitet den Vorwurf, dass die lokalen Vereine nichts von den Spenden bekämen. «Der Nettogewinn aus der Sammlung wird zwischen der nationalen Geschäftsstelle und den 24 Kantonalverbänden aufgeteilt.» Diese könnten das Geld an die rund 900 lokalen Vereine verteilen. Ein Teil der Coronaspenden werde für Verpackungs- und Portokosten verwendet, die beim Versand von Schutzmasken an die Vereine entstanden seien. Der Rest fliesse unter anderem in die Weiterbildung und «Sicherung der Strukturen». Im Klartext: Längst nicht alle Spendengelder gehen an Coronaopfer.
Kein Vermerk auf dem Einzahlungsschein
Auch andere Hilfswerke nutzen die Coronakrise, um Schweizer Haushalte mit Bettelbriefen einzudecken. So verschickte beispielsweise Helvetas Mitte April einen Umschlag, auf dem in grosser Schrift «SOS Corona» stand. Im Brief heist es unter anderem: «Für eine hohe Anzahl Menschen in den ärmsten Ländern der Welt wird das Virus zur akuten Lebensbedrohung.» Auf dem Einzahlungsschein kann kein Vermerk «Corona» angebracht werden.
Was viele Spender überlesen dürften: Im Kleingedruckten steht, dass mit dem Geld neben der Nothilfe gegen Corona auch andere Projekte finanziert werden.
Helvetas schreibt auf Anfrage, Spenden würden dort eingesetzt, wo sie am dringendsten benötigt würden und effektiv seien. «Im Moment sind das Coronaprojekte. Sollten wir mehr Mittel erhalten, als wir in Coronaprojekten einsetzen können, würden die Spenden für andere dringende Hilfe eingesetzt.» Die Verarbeitung von Anmerkungen zum Spendenzweck auf den roten Einzahlungsscheinen sei «zu aufwendig».
Ähnlich sieht es bei Amnesty International aus. «Gemeinsam werden wir diese Krise bewältigen», schreibt die Menschenrechtsorganisation in ihrem Bettelbrief – doch das Geld muss nicht für Projekte eingesetzt werden, die mit Corona zu tun haben. Amnesty habe sich «bewusst für nicht zweckgebundene Spenden entschieden», sagt ein Sprecher. Das erfahren Spender jedoch nur kleingedruckt auf der Rückseite des Einzahlungsscheins.
Auch bei Einzahlungsscheinen des Internationalen Roten Kreuzes oder Handicap International kann kein spezieller Spendenvermerk angebracht werden. Beide Organisationen sagen aber, die Einzahlungsscheine seien speziell codiert – das Geld werde nur für die Coronahilfe eingesetzt.