Restaurants - Den Wasserhahn zugedreht
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saldo 11/2001
06.06.2001
5 Franken für 5 Deziliter normales Leitungswasser: Viele Restaurants verlangen Geld für Hahnenburger. Gastrosuisse hofft auf das Verständnis der Konsumenten.
Konsumentinnen und Konsumenten sind verärgert: Selbst wer für teures Geld isst und Wein bestellt, muss für gewöhnliches Leitungswasser oft zusätzlich bezahlen. Was im Ausland selbstverständlich ist, gilt für viele Schweizer Wirte nicht. Sie verlangen für einen halben Liter Hahnenburger 2, im Extremfall 5 Franken. D...
5 Franken für 5 Deziliter normales Leitungswasser: Viele Restaurants verlangen Geld für Hahnenburger. Gastrosuisse hofft auf das Verständnis der Konsumenten.
Konsumentinnen und Konsumenten sind verärgert: Selbst wer für teures Geld isst und Wein bestellt, muss für gewöhnliches Leitungswasser oft zusätzlich bezahlen. Was im Ausland selbstverständlich ist, gilt für viele Schweizer Wirte nicht. Sie verlangen für einen halben Liter Hahnenburger 2, im Extremfall 5 Franken. Die oberste Wirtin der Schweiz, Brigitte Meier-Schmid, Vizepräsidentin des Fachverbandes Gastrosuisse, nimmt Stellung.
Kassensturz: Ein Gast isst drei Gänge, bestellt zur Flasche Wein noch Leitungswasser. Das wird ihm in Rechnung gestellt. Verstehen Sie, wenn solche Gäste unzufrieden sind?
Brigitte Meier-Schmid: Offenbar entspricht es einer recht weit verbreiteten Erwartungshaltung der Gäste, dass das Wasser in diesem Fall selbstverständlich gratis ist. Der Restaurateur ist jedoch frei zu entscheiden. Setzt er dennoch einen Preis fest und kommuniziert das auf der Getränkekarte oder bei der Bestellung, zählen wir auf das Verständnis der Konsumenten. Der Gastro-Unternehmer kann - um bestehen zu können - nicht alles gratis abgeben, auch wenn das noch so sympathisch wäre.
Wir empfehlen unseren Mitgliedern, zu berücksichtigen, ob es sich beispielsweise um einen Stammgast handelt oder wie umfangreich die Gesamtkonsumation ausfällt.
Gastrosuisse sind über 20 000 Restaurants und Hotels angeschlossen. Wie viele davon servieren Leitungswasser gratis?
Genaue Zahlen liegen uns nicht vor. Unsere Blitzumfrage zeigt jedoch, dass zahlreiche Restaurateure gratis Hahnenburger als eine Kulanzangelegenheit verstehen und es kostenlos zur Verfügung stellen. Wie mancherorts den Sirup für Kinder.
Sie behaupten, dass Restaurateure nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen arbeiten müssen und auch deshalb Hahnenwasser nicht gratis abgeben können.
Auch die Abgabe von Hahnenburger verursacht Kosten. Im Ausland wird für diese Kulanz oft ein «Couvert» (unter anderem für Brot und Wasser) verrechnet. Der Aufwand muss in der Preisberechnung berücksichtigt werden. Daraus resultiert, dass alle Gäste für die «Gratisbezüge» Einzelner «mitzahlen», was unserer Meinung nach fragwürdig ist. Kommt hinzu, dass durch die Gratisabgabe von Wasser ein Zusatzgeschäft verloren geht.
Kassensturz stellte fest: Besonders Nobelrestaurants geben Hahnenburger nicht gratis ab, kleine Beizen mit geringeren Einnahmen sind kulanter. Können Sie das nachvollziehen?
Wir verfügen über keine Erhebungen, die diese Aussage stützen. Tatsache ist, dass für den Preis die Dienstleistungskosten - allen voran die Personalkosten - sehr entscheidend sind. Das kommt bei Häusern des gehobenen Genres, die sehr personalintensiv sind, besonders stark zum Ausdruck.
Interview Marc Meschenmoser