Rund 60 Euro musste Armin Berner (Name geändert) für die Reiseversicherung zahlen. Das sind 72 Franken. Er hatte mit 5 Euro gerechnet. Denn auf dem Buchungsportal Billigfluege.de war von einem «Spezialtarif: nur 4.99 €/mtl.» die Rede. Das war die Prämie für einen Monat. Dass die Mindestlaufzeit des Vertrags zwölf Monate beträgt, hatte Berner im Eifer der Flugbuchung überlesen. «Wäre das Total von 60 Euro angegeben gewesen, hätte ich die Versicherung nicht abgeschlossen», ärgert er sich.
Doch diese Zahl steht nirgends. Zudem: Viele Reisende brauchen die auf Buchungsportalen angebotenen Versicherungen gar nicht: Wer über eine Jahres-Reiseversicherung oder über den Schutzbrief eines Automobilverbands verfügt, ist für den Fall einer Annullierung oder eines schlimmen Zwischenfalls während der Reise in der Regel bereits ausreichend abgesichert. Und der Schutz durch die im Internet angebotenen Versicherungen ist teils dürftig.
In der Schweiz und in der EU ist es den Portal-betreibern verboten, im Buchungsprozess das Ja zu einer Reiseversicherung voreinzustellen. So will man erreichen, dass nur abschliesst, wer das möchte und aktiv bekundet.
Damit möglichst viele Kunden Ja sagen, helfen diverse Internet-Reisebüros kräftig nach. Das zeigt eine K-Tipp-Stichprobe. Auf 30 Portalen wurde geprüft, was passiert, wenn man keine Reiseversicherung will. Resultat: Auf 12 Portalen öffnet sich ein Fenster, in dem mehr oder weniger drastisch dazu aufgerufen wird, den Entscheid zu überdenken.
So heisst es etwa auf Airline-Direct.de: «Achtung – nicht empfehlenswert. Volles Risiko ohne Reiseschutz! (...) Reiseabbruch und Rücktransport vom Zielgebiet werden teuer! Kürzlich musste ein Kunde 15 000 € für seine Krankenrückführung zahlen.» Und Opodo.de mahnt: «Sollten Sie Ihren Flug unerwartet stornieren müssen, kostet dies durchschnittlich 275 Euro, in einigen Fällen aber auch deutlich mehr.»
Vorbildlich zurückhaltend ist Reiseveranstalter Kuoni: Er offeriert ebenfalls eine Annullations- und Assistance-Versicherung, schreibt aber dazu: «Sollten Sie bereits über eine Privatversicherung verfügen, müssen Sie an dieser Stelle keine weitere Versicherung abschliessen.»
Klar ist: Die Portale verdienen als Vermittler an den Versicherungsabschlüssen mit. Wie viel – das wollte keiner der zwölf angefragten Portalbetreiber sagen.
Tipp: Erst genau HINSCHAUEN
Auf Internet-Buchungsportalen angebotene Reiseversicherungen halten oft nicht, was der Titel verspricht. Beispiele:
Reisezwischenfall: Teils ist die Versicherungssumme so gering, dass sie im Schadenfall nicht weit reicht. Teils sind Ferienabbrüche infolge Erdbeben oder Naturkatastrophen nicht versichert. Teils zahlen Versicherer nichts, wenn Reisende wegen einer Epidemie erkranken. Die Liste der Deckungsausschlüsse und -einschränkungen ist zuweilen beeindruckend lang.
Annullierungskosten: Die Versicherungen decken selten den vollen Schaden. Bei einer Reiseabsage erstatten sie eine allfällige Bearbeitungsgebühr des Reisebüros keineswegs sicher zurück – und ziehen nicht selten von der Entschädigung noch einen Selbstbehalt ab.
Darum gilt: Schliessen Sie eine Reiseversicherung nicht im Vorbeigehen mit einem Mausklick ab. Lesen Sie genau, was überhaupt gedeckt ist.
Detaillierte Infos zu den Reiseversicherungen gibts im K-Tipp-Ratgeber «So sind Sie richtig versichert» (7. Auflage, 399 Seiten).