Die internetfähigen Mobiltelefone von heute können mailen, sie sind kleine Spielkonsolen, Kameras, Musikspieler, Kalender – und sogar Zahlungsmittel. So kann man an Selecta-Automaten oder bei Parkuhren mit dem Handy bezahlen. Oder man kann mit der neuen Postfinance-App nach einmaliger Anmeldung bis zu 100 Franken täglich überweisen. Und Tickets für Bergbahnen oder Pizzakuriere per SMS zahlen.
Display-Sperre erschwert den Zugriff bei Diebstahl
Stiehlt jemand ein Smartphone, findet er meist nicht nur persönliche Fotos und Adressen, sondern oft auch gespeicherte Passwörter oder Codes. Zudem kann er das Handy viel einfacher als eine Kreditkarte als Zahlungsmittel nutzen. Eine Identifizierung ist bei den neuen Bezahlfunktionen nach der einmaligen Anmeldung nämlich meistens nicht mehr nötig.
Viele Smartphone-Besitzer machen es potenziellen Dieben sehr einfach. Sie schützen ihr Gerät nicht einmal mit einer Display-Sperre. Diese würde dafür sorgen, dass die gespeicherten Inhalte nicht zugänglich wären. Das Gerät muss dann vor jeder Aktion mittels Code oder Passwort deblockiert werden. Das ist vielen Besitzern zu umständlich.
Dabei ist das Einrichten einer Display-Sperre mit Passwort oder Code einfach. So gehen Sie vor:
- Android: Menü ‰ Einstellungen ‰ Sicherheit ‰ Display-Sperre einrichten
- iPhone: Einstellungen ‰ Allgemein ‰ Code-Sperre ‰ Aktivieren
- Windows Phone: Anwendungen ‰ Einstellungen ‰ Sperre & Hintergrund.
Gefahr droht allerdings nicht nur von Dieben, sondern auch von schädlichen Programmen. Diese kann man beim Surfen über ungesicherte drahtlose Netzwerke einfangen. Oder man empfängt sie per E-Mail, SMS oder MMS. Zunehmend nutzen Kriminelle zudem Handy-Apps als Trojanische Pferde. Damit installiert sich ein unerwünschtes Programm unbemerkt neben einer normalen Anwendung.
Und so werden Handynutzer geschädigt: Kriminelle bringen Smartphones dazu, im Hintergrund auf Einwählprogramme zuzugreifen, die kostenpflichtige SMS versenden oder teure Anrufe tätigen. Oder sie stehlen Passwörter für das E-Banking oder mobile Bezahllösungen.
Für Geschäftsleute sind Spionageprogramme eine Gefahr. Sie können Kalender, Kontakte oder E-Mails lesen, den Standort abfragen und Gespräche mithören.
Immerhin: Die Zahl der Smartphone-Schädlinge ist verglichen mit jenen auf einem Computer noch klein. Gemäss dem Antiviren-Software-Hersteller Kaspersky Lab sind dieses Jahr bisher rund 4000 Schädlinge entdeckt worden. Dies sind allerdings bereits deutlich mehr als im Vorjahr, als es erst ein paar Hundert waren.
Android-Handys weniger sicher als iPhones
Nicht alle Betriebssysteme sind gleich stark betroffen. Laut Kaspersky betrafen bis Ende Oktober 46 Prozent der bekannten Schädlinge Android-Handys. Sicherer sind iPhones: Weniger als 2 Prozent der Schädlinge zielten auf das Betriebssystem iOS von Apple.
Der Grund: Apple kontrolliert alle Apps, bevor sie angeboten werden, der Android-Market steht dagegen allen Herstellern offen. Diese offenen Türen nutzen Kriminelle aus. Android-Anbieter Google musste im Frühling mehr als 50 Apps aus dem Market löschen. Die Apps hatten auf über einer Viertelmillion Geräte schädliche Programme installiert. Betroffen waren unter anderen eine App fürs Herunterladen von Klingeltönen, ein Photo Editor sowie ein Schachspiel. Die Apps zeichneten Kontaktdaten, Textnachrichten, GPS-Koordinaten und Fotos der Nutzer auf und versendeten sie per E-Mail.
Smartphone-Besitzer können ihr Gerät mit einigen einfachen Vorsichtsmassnahmen schützen – und zwar ohne zusätzliche Software:
- Vor dem Installieren gilt es, jede App kritisch unter die Lupe zu nehmen: Fordert sie mehr Berechtigungen als nötig, sollte man auf die Installation verzichten. Klingelton-Apps brauchen keinen Zugriff auf Kontakte oder GPS-Daten.
- In der Beschreibung sollte ein Autorenname angegeben sein und man sollte darauf achten, dass die App über ein eigenes Logo verfügt.
- Apps sollte man nur aus den offiziellen Stores laden. Bei anderen Quellen steigt die Gefahr von schädlichen Programmen.
- Updates für das Betriebssystem sollte man sofort installieren. Damit werden bekannte Sicherheitslücken geschlossen.
- Nutzt man offenes Wi-Fi, sollte man sich bewusst sein, dass auch andere Personen dieses Netzwerk verwenden. Deshalb sollte man in solchen Fällen auf Geschäfte verzichten, bei denen heikle Daten angegeben werden müssen, beispielsweise beim Online-Banking über das Handy.
- Viren installieren sich in der Regel nicht von selbst. Es ist der Handybesitzer, der das schädliche Programm startet. Zum Beispiel, indem er auf einen Link oder ein Bild klickt. Deshalb gilt wie beim Computer: Vorsicht bei Inhalten aus unbekannten Quellen.
Absicherung: Antiviren- und Diebstahlschutz-Apps
Ein vorsichtiger Umgang mit dem Smartphone hilft, die Virengefahr klein zu halten. Wer trotzdem eine zusätzliche Absicherung wünscht, kann sein Gerät mit einer Antiviren-Software schützen.
Es gibt zahlreiche kostenlose Antiviren-Apps, viele taugen aber wenig. Mehr oder weniger bewährt haben sich folgende Apps, die darüber hinaus einen Diebstahlschutz enthalten.
Für Android und Windows Phone: AVG Antivirus Free (www.avgmobilation.com/products).
Für Android und iPhone: Lookout Mobile Security (www.mylookout.com/download).
Diese Anwendungen scannen alle Dateien auf dem Gerät und prüfen jede App vor dem Herunterladen. Zudem erlauben sie es, das Gerät zu lokalisieren und es bei Verlust auf Distanz zu sperren oder alle Daten zu löschen. Dies funktioniert aber nur, wenn eine Netzwerkverbindung besteht. Für beide Apps ist eine Premium-Version erhältlich mit zusätzlichen Funktionen wie sicheres Browsen oder Passwortschutz für einzelne Apps.