Mobile Klimageräte - Teurer Spass für ein kühles Lüftchen
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saldo 12/2002
19.06.2002
Mobile Klimageräte versprechen schnellen Schutz vor der Sommerhitze. Doch die kühlende Wirkung der teilweise lauten Apparate ist höchst bescheiden.
Dank mobiler Klimageräte wird aus schweisstreibender Hitze sofort angenehme Kühle - sagt uns die Werbung. Das tönt verlockend. Aber: Wenn Innenräume im Hochsommer unter hohem Energieaufwand künstlich gekühlt werden müssen, ist das meist die Folge von planerischen Fehlern, die Grundregeln für Bauten nicht einhalten. Die wärm...
Mobile Klimageräte versprechen schnellen Schutz vor der Sommerhitze. Doch die kühlende Wirkung der teilweise lauten Apparate ist höchst bescheiden.
Dank mobiler Klimageräte wird aus schweisstreibender Hitze sofort angenehme Kühle - sagt uns die Werbung. Das tönt verlockend. Aber: Wenn Innenräume im Hochsommer unter hohem Energieaufwand künstlich gekühlt werden müssen, ist das meist die Folge von planerischen Fehlern, die Grundregeln für Bauten nicht einhalten. Die wärmeabsorbierende Speichermasse ist zu gering, und ein guter äusserer Sonnenschutz fehlt. Mobile Klimageräte bieten sich dann als schnelle und verlockende Lösung an.
Unhandlicher Abluftschlauch, laut im Betrieb
Die kleinsten mobilen Klimageräte kosten zwischen 1000 und 1500 Franken. Erhältlich sind sie im Elektrofachhandel, in Baucentern sowie bei Migros und Coop. Ihre Kühlleistung ist mit rund 2000 Watt bescheiden. Ein einziges grosses Fenster bringt bei voller Sonnenbestrahlung gleich viel Wärme in den Raum. Kommt hinzu, dass die Geräte über einen Abluftschlauch verfügen, der durch ein spaltbreit geöffnetes Fenster ins Freie geführt werden muss. Durch den Fensterspalt dringt warme Luft in den Raum - ein guter Teil der Kühlleistung wird so wieder zunichte gemacht. Und der Schlauch schränkt die Standortwahl ein. Ein weiteres Problem sind die unüberhörbaren bis lauten Betriebsgeräusche.
So mobil, wie die Werbung suggeriert, sind die Geräte nicht. Ihre Grösse - bis zu 140 cm Höhe - und das beträchtliche Gewicht von 30 bis 50 Kilo machen den Transport über Stufen zur Schwerarbeit. Manche Geräte sind nicht einmal mit einem Griff ausgestattet. Mobil sind sie nur auf ebenen Flächen, wo sie auf Rollen verschoben werden können.
Auch kleinste Klimageräte fressen viel Strom
Etwas besser schneiden so genannte Split-Klimageräte ab. Bei diesen Modellen wird an der Hausfassade und im Innenraum je ein Gerät fest montiert und durch eine Leitung miteinander verbunden. Der Vorteil dieser Lösung: Sie ist effizienter und erzeugt weniger Geräusche im Raum.
Aber: Die Geräte kosten mit 2000 bis 4000 Franken plus Montagekosten viel mehr. Zudem ist ihr Standort fix. Auch problematisch: In zu grossen Räumen verteilt sich die Kühle nicht gleichmässig, sie ist in erster Linie in der Nähe des Gerätes zu spüren.
Das kühle Lüftchen aus dem Klimagerät ist nicht gerade billig. Denn zu den Anschaffungskosten kommt eine hohe Stromrechnung. Selbst bei den kleinsten Klimageräten kostet die Betriebsstunde etwa 20 Rappen. Bei dreissig heissen Tagen macht das 72 Franken pro Jahr. Mit leistungsfähigeren Geräten und bei stärkerer Hitze kann der Betrag bis aufs Dreifache steigen. Anders gerechnet: Bei einer geschätzten Lebensdauer von zehn Jahren betragen die Betriebskosten (Kaufpreis eingerechnet) je nach Gerät zwischen 10 und 20 Franken pro Einsatztag.
Alternativen: Rollläden schliessen und nachts lüften
Sonnenschutz und Lüften - das sind zwei Alternativen zu den teuren und wenig effizienten Raumklimageräten. Wichtig ist es, bei sonnenbestrahlten Fenstern die Rollläden frühzeitig zu schliessen - im Hochsommer vor 6 Uhr morgens. Lüften empfiehlt sich ab Mitternacht bis etwa 8 Uhr morgens, weil es in dieser Zeit draussen kühler ist und warme Luft abgeführt werden kann.
Empfehlenswert sind auch Strom sparende Geräte und Lampen, weil sie weniger Abwärme produzieren. Wärmeintensive Geräte wie Kopierer sollten in einem eigenen Raum untergebracht werden.
Armin Braunwalder, Jürg Nipkow
Raumkühlung - Am besten ein Deckenventilator
Kühle ist der Hitze bei der Arbeit aus medizinischer Sicht vorzuziehen», sagt Dr. med. Brigitta Danuser, Arbeitsmedizinerin am ETH-Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie. Steigt die Temperatur am Arbeitsplatz über 26 Grad, sei Kühlung sinnvoll, denn ab 28 Grad «wirds unerträglich». Von Klimageräten rät die Medizinerin ab. Bei grossen, fest installierten Klimaanlagen könne die Zugluft rheumatische Beschwerden verstärken. «Wenn die Klimaanlage zusätzlich Wasser verdampft, besteht auch das Risiko, dass Bakterien und Allergene in die Luft gelangen. Die Wartung dieser Anlagen ist deshalb absolut wichtig.»
Ein weiteres Problem bei klimatisierten Räumen entsteht durch die grosse Differenz zwischen Aussen- und Innentemperatur. «Für Menschen, die oft zwischen diesen Temperaturniveaus hin- und herpendeln müssen, ist das medizinisch nicht unproblematisch. Das Gescheiteste sind noch immer die Deckenventilatoren», sagt Danuser. Denn bereits die bewegte Luft verschafft angenehme Abkühlung. Und: Deckenventilatoren brauchen 10- bis 20-mal weniger Strom als ein mobiles Klimagerät.