Gefahr für Hirnzellen
Isst man verschiedene Lebensmittel-Zusatzstoffe gleichzeitig, kann dies das Risiko für Schäden im Gehirn drastisch erhöhen.
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saldo 8/2006
26.04.2006
Mirjam Fonti
Kinder lieben bunte Süssigkeiten, Getränke und Snacks. Doch gerade in diesen Lebensmitteln finden sich häufig zahlreiche Zusatzstoffe. Zu den wichtigsten Hilfsmitteln der Nahrungsmittelindustrie gehören die Farbstoffe Brillantblau (E 133) und Chinolingelb (E104) sowie der Geschmacksverstärker Glutamat (E 621) und der Süssstoff Aspartam (E951).
Forscher vermuten Zusammenhang mit Hyperaktivität
In der Schweiz sind alle diese Stoffe zugelassen, während ...
Kinder lieben bunte Süssigkeiten, Getränke und Snacks. Doch gerade in diesen Lebensmitteln finden sich häufig zahlreiche Zusatzstoffe. Zu den wichtigsten Hilfsmitteln der Nahrungsmittelindustrie gehören die Farbstoffe Brillantblau (E 133) und Chinolingelb (E104) sowie der Geschmacksverstärker Glutamat (E 621) und der Süssstoff Aspartam (E951).
Forscher vermuten Zusammenhang mit Hyperaktivität
In der Schweiz sind alle diese Stoffe zugelassen, während etwa E 104 in Australien und den USA und E 133 in Teilen der EU in Nahrungsmitteln verboten sind. Forscher der Universität Liverpool (GB) haben den Einfluss dieser vier Zusatzstoffe auf die Hirnzellen von Mäusen untersucht. Es ging dabei um das Wachstum der Nervenzellen - weil die Forscher die Wirkung der Zusatzstoffe in der frühen Kindheit untersuchen wollten. Wenn sich das Gehirn noch formt, können Schädigungen besonders weit reichende Folgen haben.
Vernichtendes Resultat: Das Wachstum der Hirnzellen wird durch die Zusatzstoffe nachhaltig beeinträchtigt - durch einen Mix von Zusatzstoffen deutlich mehr als bei den einzelnen Stoffen. Eine Mischung aus E 133 und E 621 etwa bremste das Wachstum der Hirnzellen um 46,1 Prozent.
Nach Ansicht der Forscher stützen die Erkenntnisse den Verdacht, dass die untersuchten Zusatzstoffe zu Hyperaktivität und Lernstörungen, Verhaltensauffälligkeiten und Konzentrationsproblemen bei Kindern führen können. Bestätigen kann diesen Zusammenhang Silvia Meier von der Feba, der Fachstelle für Ernährung bei Aufmerksamkeitsdefizit-Störungen: «Wir stellen immer wieder fest, dass Kinder mit den Zusatzstoffen Mühe haben.» Besonders problematisch seien Farbstoffe, Glutamat, Konservierungsmittel und Pökelstoffe.
Umstellung der Ernährung bei Kindern zeigt Erfolg
Die Feba empfiehlt betroffenen Familien eine Ernährungsumstellung: «Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht.» Meier rät den Eltern zu Konsequenz: «Wenn ein Kind mit den Zusatzstoffen Mühe hat, sollte man diese möglichst vollständig meiden.»
Die Nahrungsmittelhersteller sehen in ihren Produkten, die Zusatzstoff-Cocktails enthalten, kein Problem. Konfrontiert mit der Studie, berufen sie sich darauf, dass alle Zusatzstoffe erlaubt sind und laufend untersucht und kontrolliert würden. Die Forscher sehen dies anders: «Einzelne Zusatzstoffe mögen in der zugelassenen Konzentration als sicher gelten. Ihr Einfluss in Kombination ist aber unklar und kaum erforscht.»
Das Bundesamt für Gesundheit stellt sich auf den Standpunkt, dass sich die englische Studie «nicht auf eine reale Situation übertragen» lasse. Wenn man aber eine Wechselwirkung verschiedener Zusatzstoffe vermute, werde für diese eine Gesamtsumme festgelegt.