Wenn man «aus dem Bauch heraus han­delt» oder «auf sein Bauch­gefühl hört», sind dies mehr als nur Floskeln. Denn Speise­röh­re, Magen und Darm haben viel mehr mit dem Gehirn und sei­nen Entscheidungen zu tun, als bisher bekannt war. Das zeigt die Arte-Dokumenta­tion mit dem Titel «Der kluge Bauch». 

Die menschliche Darm­wand besteht aus mehr als 200 Mil­lionen Nervenzellen. Diese ähneln sehr den Zellen im Gehirn. In beiden Fällen benutzen die Nervenzellen dieselbe Sprache, um mit­ein­ander zu kom­mu­ni­zie­ren. Deshalb kann der Bauch zum Beispiel Signale ans Ge­hirn senden, die unsere Ge­füh­le beeinflussen. 

Ein Beispiel: Das Hormon Serotonin beeinflusst im Bauch die Darmtätigkeit, im Hirn bewirkt es angenehme Emo­tio­nen. Umgekehrt stören Stress oder traumatische Erlebnisse die Beziehung zwi­schen Darm und Hirn. Die Nervenzellen im Darm er­kranken, und ein Reiz­darm kann die Folge sein. 

Ein spannender Aspekt des Dokumentarfilms ist die Frage, ob Bauch und Kopf auch von denselben Krankheiten befallen werden kön­nen. Mediziner gehen der Frage nach, ob die Ursachen von Parkinson oder Depressionen womöglich im Bauch liegen. So weisen Parkinson-Nervenzellen im Darm oft dieselben Schäden wie Hirnzellen auf. Die Darmzellen lassen sich jedoch viel leichter untersuchen; die Krankheit ist damit früher diagnostizierbar. 

Der Film bietet nicht nur Einblicke in die westliche Me­dizin: Ein chinesischer Me­diziner hat längst die Bauch­akupunktur entdeckt, um Schmerzen und Ge­brechen wie Rückenprobleme zu lindern.     

Der kluge Bauch. Ein Film von Cécile Denjean. Frankreich 2013, 55 min. Absolut Medien 2014.