Falsche Klicks mit Folgen
Inhalt
saldo 13/2002
28.08.2002
Ein Klick zu viel - die Zahlung wird doppelt überwiesen. Eine falsche Zahl - und das Geld geht aufs falsche Konto. Tippfehler können Internet-Nutzer teuer zu stehen kommen.
Rund 600 000 Kunden der Schweizer Banken nutzen Online-Banking. Doch das Internet-Banking bringt den Nutzern nicht nur Vorteile, sondern auch viel mehr Verantwortung. Kunden, die ihre Zahlungen über das Internet abwickeln, sind selber dafür verantwortlich, dass alles exakt erfasst wird. Doch wie schnell hat...
Ein Klick zu viel - die Zahlung wird doppelt überwiesen. Eine falsche Zahl - und das Geld geht aufs falsche Konto. Tippfehler können Internet-Nutzer teuer zu stehen kommen.
Rund 600 000 Kunden der Schweizer Banken nutzen Online-Banking. Doch das Internet-Banking bringt den Nutzern nicht nur Vorteile, sondern auch viel mehr Verantwortung. Kunden, die ihre Zahlungen über das Internet abwickeln, sind selber dafür verantwortlich, dass alles exakt erfasst wird. Doch wie schnell hat man sich vertippt - oft sogar, ohne es zu merken. Stellt der Auftraggeber den Fehler später fest, ist es meist schon zu spät: Nach dem Ausführungsdatum können Zahlungen nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Seit Einführung von Online-Banking mehr Fehlzahlungen
Die Banken bemerken Unregelmässigkeiten oft nicht. Erst beim Empfänger fliegt der Fehler auf. Ihm entsteht der Aufwand. Der unberechtigte Empfänger muss den Absender ausfindig machen und das Geld zurücküberweisen.
Betroffen sind vor allem Firmen, die viele Privatkunden zählen. Zum Beispiel die Krankenkasse Swica: «Seit das Online-Banking aufgekommen ist, stellen wir deutlich mehr Fehlzahlungen fest. Wir schätzen, dass wir von den rund 3000 Online-Banking-Zahlungen jeden Monat etwa 100 Fälle wegen Fehlern von Hand nachbearbeiten müssen. Pro Fall wenden wir rund zehn Minuten auf», erklärt Nicole Graf, Informationsverantwortliche der Swica.
Auch der Betty-Bossi-Verlag hat eine Steigerung der Fehlzahlungen festgestellt. Den zeitlichen Mehraufwand schätzt Christine Zwicky von der DCL Data Care AG, welche die Zahlungen des Verlags bearbeitet, auf rund 15 Minuten. Der Grund: Jeder Fehlzahlung muss einzeln via Postfinance nachgeforscht werden.
Ein Auftraggeber kann sich glücklich schätzen, wenn seine Fehlzahlung versehentlich bei einem Unternehmen landet. Die Buchhaltungsabteilungen sind in der Regel bemüht, die Beträge rückzuvergüten.
Schwieriger wird es, wenn das Geld bei einer Privatperson landet, die den zusätzlichen Batzen womöglich nicht einmal bemerkt. In diesem Fall muss der Kunde selber Nachforschungen anstellen.
Die Banken lehnen in den Vertragsbedingungen jede Haftung für Fehler der Kunden ab. Sie sind laut eigener Aussage aber bei der Wiederauffindung des Geldes behilflich. Dieser Service ist jedoch nicht überall kostenlos. Bei der Migrosbank etwa werden dem Auftraggeber je nach Fall für aufwändigere Abklärungen und Rückforderungen 50 Franken pro Stunde berechnet. Die Zürcher Kantonalbank verlangt bei wiederkehrenden Aufwänden 35 bis 60 Franken pro Arbeitsstunde, und die Credit Suisse belastet pauschal 50 Franken pro Fall.
Wer fremdes Geld ausgibt, macht sich strafbar
Wer eine Überweisung erhält, die ihm nicht zusteht, darf das Geld nicht ausgeben. Laut Strafgesetz wird «auf Antrag mit Gefängnis oder Busse bestraft, wer Vermögenswerte, die ihm ohne seinen Willen zugekommen sind, unrechtmässig in seinem oder eines anderen Nutzen verwendet». «Auch wenn keine Meldepflicht besteht, ist es daher zu empfehlen, dass man sich als unberechtigter Empfänger beim Absender meldet», sagt Internetspezialist Christian Leupi von Jurisnet.
Das gilt auch, wenn eine an sich berechtigte Zahlung doppelt eintrifft. Das Bundesgericht hat im Jahr 2000 einen Mann zu neun Monaten Gefängnis bedingt und einer Busse verurteilt, weil er eine versehentlich doppelt ausbezahlte Schadenersatzzahlung seiner Versicherung von 160 000 Franken bereits ausgegeben hatte.
Mirjam Fonti
So vermeiden Sie Fehler
- Ein Einzahlungsschein-Leser hilft, die Zahlen vom Original-Einzahlungsschein korrekt zu übernehmen. Einfache Modelle sind ab knapp 200 Franken erhältlich.
- Manche Banken bieten die Möglichkeit, die Zahlungen offline zu erfassen. So kann man seine Aufträge vor der Ausführung noch ausdrucken und kontrollieren.
- Es lohnt sich, die Abrechnungen der Bank aufzubewahren und an die Rechnung zu heften, damit sich die Überweisungen trotz fehlendem Poststempel nachvollziehen lassen.