«Der Kluge reist im Zuge»: Der legendäre ­Werbeslogan der SBB prägte jahrzehntelang das Bild des Unternehmens. Heute kommt sich der Kluge oft dumm vor. Grund: Der ­Service von früher ist dahin. Beispiel gefällig? 

Ein Leser schreibt: «Früher reiste ich immer mit dem Zug von Thun nach Zermatt. Wir gaben in Thun das Gepäck eine gute Viertelstunde vor Abfahrt auf, bestiegen den nächsten Zug, schauten in Brig zu, wie das Gepäck umgeladen wurde, und in Zermatt holten wir es nach einem ersten Glas Petite Arvine im Bahnhof ab. Heute muss man das Gepäck etwa zwei Tage im Voraus aufgeben, wenn man es bei der Ankunft in Zermatt haben will. Dafür macht es einen Umweg (per LKW) über Bern und kostet etwa doppelt so viel.» 

War früher alles besser? Sicher nicht: Die Bundesbetriebe müssen mit der Zeit gehen und sich neuen Reisegewohnheiten anpassen. Die SBB-App mit dem mobilen Fahrplan möchte ich nicht missen. Der Taktfahrplan ist vorbildlich – wenn er pünktlich eingehalten wird. Die Neat-Tunnels – ein Geschenk der Steuerzahler an die SBB – bringen das Wallis und das Tessin näher. 

Aber: Reist man heute anders als früher, etwa mit weniger Gepäck? Das Gegenteil ist der Fall. Ski, Snowboard, Schlitten, Helm – alles muss noch mit. Und wenn sich grüne Skiferien abzeichnen, gleich auch noch das Mountainbike. Der Gepäckservice ist aber objektiv viel schlechter geworden. Wer in einem Intercity zwei Koffer verstauen will, sucht lange nach einem Platz. Und wer Gepäck für die Winter­ferien aufgibt, hat Glück, wenn er es am ­Bahnhof des Ferienorts abholen kann. 

Das Kerngeschäft der Bahn ist der Transport von Menschen: sicher, pünktlich, preiswert, komfortabel. Die Realität ist allerdings eine andere: unpünktlich, teuer, mit Stehplatz. Reist der Kluge also noch immer im Zuge? Höchstens wohl noch aus Umweltschutz­gründen.