Anstelle von zwei winzigen Estrichzimmern ein geräumiges Büro, statt einer kleinen Küche einen offenen Essbereich oder im Keller genügend Platz für die Modelleisenbahn: Oft ist es eine Wand, die einem quasi vor dem Glück steht. Also muss sie weg. So geht man vor:
1. Tragend oder nicht?
Vorneweg: Die Wandstärke allein gibt nicht zwangsläufig Aufschluss, ob eine Wand tragend ist. Falls ja, braucht es den Fachmann, denn die Last muss anderweitig abgefangen werden. Das übersteigt in der Regel Können und Wissen eines Hobby-Handwerkers.
Wer unsachgemäss Tragwände einreisst, kann beträchtlichen Schaden anrichten, weil das ganze Haus in Bewegung geraten könnte. Deshalb ist zur Beurteilung ein Architekt oder Bauingenieur nötig. Die Fachleute können recht schnell einschätzen, ob eine Wand gefahrlos entfernt werden kann. Sind noch Baupläne vorhanden, ist dies ebenfalls hilfreich. Stützen und Pfosten, egal, aus welchem Material, dürfen ebenfalls nicht einfach abgerissen werden, weil sie in der Regel eine statische Funktion haben.
2. Bewilligung
Eine Baubewilligung braucht man nicht. Für Mieter gilt: Vorher beim Vermieter das schriftliche Einverständnis einholen.
3. Leitungen
Aufputzleitungen sind sichtbar, und manche Unterputz-Stromleitungen lassen sich erahnen, wenn man etwa den Weg von der Lampe zum Schalter verfolgt. Ein Leitungs- und Metallsucher hilft, sich bei verborgenen Strom- und Wasserleitungen ein Bild über den Verlauf zu machen (erhältlich im Baumarkt). Achtung: Das Suchgerät reagiert nicht auf Leitungen aus Kunststoff.
- Wer fündig wird, muss jetzt Fachleute holen, die Strom und Wasser abstellen bzw. die Leitungen trennen.
- Sind keine Leitungen vorhanden, gehts einen Schritt weiter.
4. Staub und Schutt
Auch wenn es sich nur um eine dünne Holzwand handeln sollte: Man unterschätzt schnell einmal, wie viel Material beim Herausreissen zusammenkommt und wie viel Staub und Dreck entsteht. Deshalb die beiden Zimmer, die an die herauszureissende Wand grenzen, möglichst räumen und eine Mulde bestellen. Das Zimmer, in dem gearbeitet wird, mit Plastikfolie und Klebeband schützen. Wichtig: Staubschutzmaske und Schutzbrille tragen (siehe Kasten). Raum gut belüften.
5. Wand entfernen
Je nach Material und Dicke der Wand gehts zügig oder mühsam voran.
- Holzwand: mit einem Beil herausschlagen oder mit der Kettensäge herausschneiden.
- Gemauerte Wand: mit einem Presslufthammer oder Stück für Stück mit einem Beil herausschlagen.
Den Schutt regelmässig entfernen, damit man genügend Platz zum Arbeiten hat. Idealerweise verwendet man dazu eine Schuttrutsche – eine Art Rohr aus lauter Eimern ohne Boden, die vom Fenster aus direkt in die Mulde ausserhalb des Hauses führt. Ist dies nicht möglich, wird der Schutt in einem Plastikeimer oder Malerkübel weggetragen.
Wenn der grösste Teil der Wand weg ist, werden die Anschlüsse an die Decke und an die anderen Wände mit einem geeigneten Werkzeug – zum Beispiel dem Maurerbeil – sauber abgeschlagen.
6. Boden angleichen
In alten Häusern sind die Böden von zwei nebeneinanderliegenden Zimmern häufig nicht auf gleichem Niveau. Wer keine Schwelle mitten im Raum haben will, muss es ausgleichen.
Am einfachsten und günstigsten sind Unterlagsböden aus verleimtem Holz. Sie sind in Baumärkten in unterschiedlichen Dicken erhältlich. Sie werden auf den niedrigeren Boden gelegt und sind eine gute Basis für den definitiven Boden, zum Beispiel Parkett oder Laminat.
7. Saubere Übergänge
Da, wo vorher die Wand an Boden, Decke und an die anderen Wände reichte, werden jetzt saubere Übergänge geschaffen:
- Im Mauerwerk müssen allfällige Löcher verputzt werden.
- Bei Holz sind evtl. Teile abgesplittert, die man mit passenden Holzleisten überdecken muss.
Das ist eine recht mühsame Arbeit. Doch es lohnt sich, sie sorgfältig auszuführen, damit das Zimmer später wie ein einziger Raum wirkt und nicht wie zwei Zimmer mit fehlender Zwischenwand.
8. Zimmerwände
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, die Wand zu gestalten: Ob verputzt, gestrichen oder Tapete, ist Geschmackssache. Beim Streichen ist zu beachten, dass es allenfalls mehrere Anstriche braucht, bis die beiden ehemals separaten Zimmer die gleiche Farbe haben. Das gilt auch für die Fensterrahmen.
9. Boden verlegen
Damit eine schöne, ebene Fläche entsteht, ist es ganz wichtig, dass der Unterlagsboden die richtige Höhe hat, vor allem dort, wo das Niveau ändert. Allenfalls kann man sie mit einem feinen Ausgleichsmörtel anpassen. Nun verlegt man den neuen Bodenbelag. Zum Schluss die Sockelleisten montieren.
10. Tür entfernen
Der neue, grössere Raum hat meist zwei Türen. Falls das nicht ins Konzept passt: an der unbenutzten Tür die Türfallen entfernen und in den Rahmen ein Bücherregal oder einen grossen Spiegel einbauen. Oder man mauert die Tür zu. Das gibt zwar mehr Arbeit, dafür siehts im Nachhinein professionell aus.
Die richtige Ausrüstung
Wenn das eine oder andere Werkzeug fehlt: In grossen Baucentern kann man die für den Umbau benötigten Geräte auch mieten. Das kostet zwar Geld, aber mit dem richtigen Werkzeug geht die Arbeit schneller und präziser voran.
Eine Schutzausrüstung ist ein Muss: Gehörschutz, Schutzbrille, Feinstaubmasken, Sicherheitsschuhe und -handschuhe. Erhältlich sind sie fast in jedem Bau- und Hobbymarkt. Die Ausrüstung kann man auch portofrei bestellen – und zwar bei der Suva unter www.sapros.ch.