Anfang Jahr schrieb Le Shop, der Onlineladen der Migros: «Der grösste Online-Supermarkt der Schweiz erreicht 2016 erneut eine Rekordmarke. Der Umsatz stieg auf 182 Millionen Franken.» Und bei Coop hiess es: «Coop@home verzeichnete ein sehr gutes Wachstum von 7,2 Prozent.» Der Umsatz betrug 129 Millionen Franken. Wobei Coop auch den Umsatz des Weinklubs Mondovino einrechnet. Und folgert: «Coop@home ist auf der Erfolgsstrasse.»
Mehr Aussagekraft als der Umsatz hätten der Gewinn oder der Verlust der Online-Läden. Deshalb fragte der K-Tipp nach:
Wie hoch war der Gewinn oder der Verlust 2016? Le-Shop-Chef Dominique Locher behauptet: «Le Shop home war profitabel.» Zahlen aber gibt es nicht. Auch Coop nennt keine Zahlen.
Wie hoch waren die Gewinne oder Verluste von 2007 bis 2016 insgesamt? Weder Le Shop noch Coop@home geben eine Antwort.
Tatsache ist: Die Umsätze von 182 beziehungsweise 129 Millionen Franken pro Jahr sind sehr bescheiden. Allein das Einkaufszentrum Glatt in Wallisellen ZH macht doppelt so viel Umsatz wie die beiden Internethändler zusammen – nämlich 620 Millionen Franken. Das Tivoli in Spreitenbach AG kommt auf 420 Millionen. Und selbst das Sorgenkind Westside in Bern erzielt über 210 Millionen Franken Umsatz.
Le Shop trägt gerade mal 0,66 Prozent zum Umsatz der Migros-Gruppe bei, Coop@home 0,46 Prozent zum Umsatz der Coop-Gruppe.
Lebensmittel nicht fürs Internet geeignet
Die mageren Umsätze sind nicht verwunderlich. Denn Lebensmittel eignen sich für den Internethandel nicht besonders gut. Die grössten Nachteile von Le Shop und Coop@home:
Der Kunde muss zu Hause sein, wenn die Ware eintrifft. Dazu braucht er viel Geduld. Denn die Händler legen sich nicht auf einen Lieferzeitpunkt, sondern – je nach Ort und Zeit – nur auf einen Lieferzeitraum von anderthalb bis neuneinhalb Stunden fest.
Wer nicht zu Hause ist, läuft Gefahr, dass der Einkauf vor der Haustüre gestohlen wird.
Früchte und Gemüse kann der Kunde – anders als im Laden – nicht selber auswählen.
Viele Billiglinien-Produkte, also M-Budget oder Prix Garantie, sind online nicht erhältlich.
Die Lieferkosten verteuern den Einkauf.
Geliefert wird nur, wenn der Kunde Ware für mindestens 99 Franken bestellt.
Sperriges und Schweres dürfen nicht in beliebigen Mengen bestellt werden.
Die Kunden finanzieren mit
Wenn Coop@home und Le Shop es wagen würden, ihren Kunden die tatsächlichen Lieferkosten aufzubürden, wäre der Online-Einkauf noch viel teurer. Doch das tun sie nicht. Le Shop verlangt für die Lieferung ab einem Einkauf von Fr. 200.– nur Fr. 7.90, bei Coop@home kostet die Lieferung bei einem Einkauf ab Fr. 500.– gar nichts.
Zum Vergleich: Die Post, die auch für Coop@home und Le Shop arbeitet, verlangt von Geschäftskunden für die Lieferung eines Pakets am gleichen Tag Fr. 49.–. Und das Paket darf höchstens 30 Kilogramm wiegen. Ein Durchschnittseinkauf bei Le Shop wiegt hingegen rund 60 Kilogramm.
Der Verdacht liegt also nahe, dass Le Shop und Coop@home auch nach rund 20 Jahren noch von den Kunden von Coop und Migros mitfinanziert werden. Doch dazu sagen die Firmen nichts.
Die Genossenschafter, denen Migros und Coop gehören, sollen also nicht wissen, ob sie die Internet-abenteuer der Grossverteiler mitfinanzieren.