«Farben verstärken Energien»
In farbenfrohen Räumen fühlt man sich wohler, arbeitet konzentrierter und hat mehr Appetit. Deshalb gilt: Nicht weisse, sondern farbige Wände müssen her.
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Haus & Garten 3/2006
28.06.2006
LIOBA SCHNEEMANN
Bunte Blumen im Garten sind wunderbar; im Süden bewundert man die bunten Häuser der Einheimischen. In den eigenen vier Wänden jedoch scheuen viele Schweizerinnen und Schweizer leuchtende Farben. Dabei verändern sie die Stimmung eines Raums - ein roter Sessel oder bunte Kissen reichen aber nicht aus. Und Bilder oder Kunstwerke wirken vor einem abgetönten Untergrund viel besser.
«Farben verstärken die Energien im Raum», sagt Wohnraum- und Feng-Shui-Beraterin Christine Seyffe...
Bunte Blumen im Garten sind wunderbar; im Süden bewundert man die bunten Häuser der Einheimischen. In den eigenen vier Wänden jedoch scheuen viele Schweizerinnen und Schweizer leuchtende Farben. Dabei verändern sie die Stimmung eines Raums - ein roter Sessel oder bunte Kissen reichen aber nicht aus. Und Bilder oder Kunstwerke wirken vor einem abgetönten Untergrund viel besser.
«Farben verstärken die Energien im Raum», sagt Wohnraum- und Feng-Shui-Beraterin Christine Seyffer aus Basel. Dass Farben anregen, beruhigen oder ermüden, gilt mittlerweile wissenschaftlich als erwiesen.
Manch ein Hausbewohner wünscht sich mehr Farbe zu Hause - doch oft fehlt das Wissen, was passen würde - und auch die nötige Portion Mut.
Trendfarben sind Melone und Maigrün
Seit einiger Zeit seien Melonentöne und frische, aber warme Orangetöne gefragt, sagt Wohn- raumberaterin Seyffer. «Dazu passt Kaschmir oder Creme. Auch den partiellen Einsatz von intensivem Rot mögen viele, was gut zu modernen Möbeln und dunklen Hölzern passt.» Orange ist eine aktive Farbe, weniger aggressiv als Rot und vermittelt Wärme und Wohlbefinden.
Auch frische Farben wie Maigrün seien im Trend, sagt Seyffer. Grün ist nicht nur sehr dekorativ, es wirkt auch ausgleichend und sorgt für eine positive Lebenseinstellung. Grüntöne sind im Esszimmer, in der Küche und im Schlafbereich ideal.
Leuchtende Farben sind sehr effektvoll, wenn man nicht den ganzen Raum, sondern etwa eine Wand streicht. Farbberater und Maler Peter Graf aus Buchs SG bestätigt, dass Kunden zunehmend Akzente setzen wollen. Dabei ist es ratsam, etwa die Rückenwand hinter dem Sofa farbig zu gestalten, denn dies sorge für eine spürbare Wärme und ein gutes Gefühl. Wer eine offene Wohnküche hat, kann mit Farbakzenten für jeden Bereich eine eigene Wohnwelt schaffen. Grundsätzlich sollte man einen Raum ruhig und harmonisch gestalten. So ist es z. B. ungünstig, in einem Loft die offengelegten Rohre durch Farbe zu betonen.
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FARBEN FÜR DEN GANZEN RAUM PLANEN
Jede Farbe verändert sich durch andere Farben, deshalb sollte man von Anfang an den ganzen Raum planen. Zitronengelb wirkt mit Limonengrün knallig. Gelb im Mix mit Orange oder Rot erinnert an ein Landhaus, und mit Blau wirkt es frisch.
Mit Farben kann man kostengünstig tolle Effekte erzielen und seinen Stil unterstreichen. Terrakotta und Himbeerrot etwa erhalten mit Creme einen eleganten Touch, während Terrakotta in Kombination mit erdigem Gelb natürlich wirkt.
Bei Kombinationen sollte man auf die gleiche Tonalität der Farben achten - Primärfarben also nicht mit Pastelltönen mischen. Dann kann fast nichts schief gehen. So lassen sich auch leuchtende Farben kombinieren: Orange neben Türkis oder Blau beispielsweise wirkt atemberaubend und belebend.
- Ermüdendes Weiss
In vielen Wohnungen und Arbeitsräumen herrscht Weiss vor. «Weiss reflektiert das Licht. Es wirkt daher kühl und schnell ermüdend», sagt Christine Seyffer. Setzt man Farben partiell ein, sollten auch die anderen Wände nie in reinem Weiss gestrichen werden. Ein Creme- oder Kaschmirton hingegen nimmt die anderen Farben im Raum auf.
- Positives Gelb und Orange
Ideal für den Wohnbereich, für Gemeinschaftsräume und Küche sind Gelbtöne: Sie sorgen für eine fröhliche Stimmung und fördern die Kommunikation. Vanillegelb stimmt positiv, während Zitronengelb Signalwirkung hat. Hellorange ist appetitanregend. Auch in Arbeits- und Sitzungszimmern kann man problemlos Gelb oder Orange verwenden.
- Beruhigendes Blau, impulsives Rot
Blautöne wie Flieder sind aufgrund ihrer beruhigenden Wirkung empfehlenswert. Mit Blau kann man «Weite» erzeugen, viele Blautöne eignen sich gut für Bad und Schlafzimmer, aber auch für Arbeits- und Sitzungszimmer.
Im Gegensatz dazu scheint Rot auf den Betrachter zuzukommen. Rot als impulsive Farbe fördert Lust und Leidenschaft und weniger einen ruhigen Schlaf, weshalb Farbberater in Schlaf- und Ruhebereichen weniger Rottöne einsetzen.
- Kinder reagieren bunt
Kinderzimmer sollte man nicht mit allzu vielen Farben überladen. Es gilt auch, die Wünsche der Kids zu beachten. Nicht jedes Mädchen steht auf Pink. Kinder reagieren stark auf Farben. Pastelltöne eignen sich deshalb gut für Kinderzimmer -, ebenso die Kombination von Gelb und Blau, da dieser Mix konzentrationsfördernd ist. Für diese Räume gilt übrigens das Gleiche wie beim Sofa: Wenn man die Wand hinter dem Bett farbig gestaltet, stellt sich ein Geborgenheitsgefühl ein.
Welcher Farb- und Wohntyp sind Sie?
Bevor Sie zum Farbtopf greifen, sollten Sie sich Gedanken über Ihren Wohntyp machen. Farben gilt es auf die Bewohner eines Zuhauses abzustimmen. Jeder und jede bevorzugt einen Wohnstil, liebt bestimmte Farben und Materialien. In den letzten Jahren lag der moderne Wohntyp vorn: klare Formen, wenig Farbe. Heute suchen die Menschen wieder Geborgenheit. Der romantische Wohnstil ist deshalb zunehmend gefragt.
Nicht nur die Farbe, auch die Technik - wie Lasur-, Schwamm- oder Spachteltechnik - erzeugt eine spezielle Wirkung. Der Untergrund sollte grundsätzlich glatt sein, je feiner, desto besser. Auch edle und qualitativ sehr gute Tapeten sind im Kommen.
- Der klassische Wohntyp
Kennzeichen: zeitlos, elegant
Farben: Kaschmir, Sand, Vanille oder Melone, Pastelltöne
Techniken: Glattstrich, deckend gestrichen, auf antik gemacht, Mineralputz
Materialien: Leder, dunkles Holz, Glasfasergewebe
- Der moderne Wohntyp
Kennzeichen: schnörkellos und gradlinig
Farben: Weiss, Anthrazit, dazu partiell starke Farben, wie Korallenrot oder Orange (Mango)
Techniken: Stucco Veneziano (marmorähnliche Oberfläche, polierbar, seiden- bis hochglänzend), Marmoreffekt-Lacke
Materialien: dunkles Holz, Granit, Marmor, Metall, Schiefer
- Der natürliche Wohntyp
Kennzeichen: schlicht, Naturprodukte
Farben: frische Farben und Farbtöne, Kaschmir, Maigrün, Caramel, Erdfarben
Techniken: Glattstrich, deckend gestrichen
Materialien: eher helles Holz, Rattan, Sisal, Kork
- Der romantische Wohntyp
Kennzeichen: verspielt, orientalisch, Stoffe oder Bordüren
Farben: Rot, Orange, Violett, Pastelltöne
Techniken: Lasur- oder Tupftechnik, Schablonen und Bordüren
Materialien: Tapeten, opulente Stoffe, Seide, Samt, Taft, Wuschelteppiche
So finden Sie die richtige Farbe
- Lassen Sie sich verführen. Beginnen Sie erst mit einer Wand, mit dem kleinsten Zimmer. Denken Sie daran: Überstreichen ist immer möglich.
- Farbe muss man spüren. Am Computer ist die Wirkung farbiger Wände schlecht nachvollziehbar. Prüfen Sie die Wirkung der Farben bei verschiedenen Lichtverhältnissen.
- Bemalen Sie als Muster zuerst ein dickes Papier oder die Rückseite einer Tapete (mind. 1 Quadratmeter). Bunte Tücher eignen sich ebenfalls. Befestigen Sie das Muster in der Mitte der vorgesehenen Wand. Fragen Sie einen Maler nach Musterplatten.
- Hängen und legen Sie die Muster an die später vorgesehenen Stellen.
- Holen Sie sich Rat: Eine Beratung für eine 4- bis 5-Zimmer-Wohnung oder ein Einfamilienhaus kostet 600 bis 1200 Franken, inkl. Musterplatten und Vorschläge für jedes Zimmer. Die Beratung für den Aussenbereich eines EFH kostet etwa 900 Franken.
Fachgerecht gestaltet wird ein Zimmer ab 1000 Franken. Ein Verzeichnis von Angeboten zu Wohnberatung, Innendekor und Einrichten findet sich beim Schweizerischen Verband der Innendekorateure unter www.interieursuisse.ch.