Eine K-Tipp-Leserin aus Ulm (D) erhielt kürzlich ein E-Mail der Firma Comdirekt aus Chur zum Coronavirus: «Ausgangsbeschränkungen, überfüllte Krankenhäuser, die Angst vor Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit und Existenzverlust. Niemand weiss, wie es weitergeht.» Die aktuelle Situation reisse viele in ein «finanzielles Desaster».

Darum der Rat von Comdirekt: «Reagieren Sie sofort und sichern sich die Chance unserer professionellen und 100%ig seriösen Offerte mit vereinfachten Annahmekriterien!» Es lockte eine «Finanzsanierung» für 5000 Euro.

Die Angstmacherei mit dem Coronavirus ist neu – die Masche mit der angeblichen Finanzsanierung aber nicht. In der Schweiz locken neben Comdirekt auch andere Firmen damit (K-Tipp 13/2019). Was sich anhört wie ein Kredit, ist gar keiner: Die Kreditsuchenden werden zuerst aufgefordert, verschiedene Gebühren zu bezahlen. Am Ende haben die Kunden noch mehr Schulden. Genau so erging es auch der K-Tipp-Leserin. Sie fiel in der Vergangenheit auf die Firmen Interhypo Suisse, Geld Held und Behrenstein Capital Consultants herein, und verlor dabei Geld. Die Comdirekt kannte sie bislang nicht. Das E-Mail erhielt sie unaufgefordert.

Ähnliches berichtet ein K-Tipp-Leser aus Solothurn, der von der Garwoc Suisse Corona-Spam-Mails bekam. Auch er kannte die Firma bis dahin nicht. Dafür hatte er schlechte Erfahrungen mit Tripuls, Consigno Fides und auch der Interhypo Suisse gemacht.

Comdirekt führt die Kunden auch mit ihrem Namen und Manager in die Irre: Die Firma nennt sich «Comdirekt AG». In der Schweiz muss eine Aktiengesellschaft mit mindestens 100 000 Franken Aktienkapital ausgestattet sein. Die Comdirekt AG hat aber nur einen Briefkasten in Chur und ist nicht im Schweizer Handelsregister eingetragen. Sie wurde in England gegründet. Das Grundkapital beträgt umgerechnet knapp 12 Franken. Als «Manager» ist ein «Erich Spruengli» aufgeführt. Das ist keine Person, sondern eine weitere Briefkastenfirma.

Über 100 Verfahren in fast allen Kantonen

Die «Erich Spruengli» – und über sie die Comdirekt – wurde vom Deutschen H. V. gegründet. Er ist Teil eines Firmengeflechts, das seit Jahren in der Schweiz operiert und gegen das die Bundesanwaltschaft ermittelt. Diese schreibt dem K-Tipp: Beim Sanierungsbetrug handle es sich um ein komplexes Verfahren mit einer Vielzahl von mutmasslich geschädigten Personen und einer hohen Deliktsumme sowie internationaler Verflechtungen. «Staatsanwaltschaften aus fast allen Kantonen haben bereits über 100 Verfahrensdossiers übermittelt.»