Kulinarisch Überraschendes gibt es in Gärten und Blumentöpfen zu entdecken. Viele wild wachsende Blüten, Samen, Blätter und sogar Pflanzen, die gemeinhin als Unkraut gelten, eignen sich für Salate, zum Kochen oder zum Würzen.
Brennnesseln: Im Frühling lässt sich aus ihnen Spinat kochen. Damit die Blätter beim Zubereiten nicht brennen, schlägt man sie in ein Tuch ein und walzt sie mit einem Teigroller. Auch in Suppen, in einem Risotto oder als Raviolifüllung passt der säuerlich-nussige Geschmack von Brennnesseln gut. Mit Pinienkernen, Parmesan und Olivenöl, etwas Kräutersalz, Pfeffer und Limettensaft lässt sich ausserdem ein besonderes Pesto zubereiten.
Goldnesseln: Etwas einfacher zum Verarbeiten sind Goldnesseln. Sie heissen auch Taubnesseln, weil sie nicht brennen. Die Blätter der Goldnessel schmecken würzig und erinnern an Pilze. Sie eignen sich für Spinat, aber auch für Suppen oder Eintöpfe. Die goldgelben Blüten sind eine essbare Dekoration für Desserts, Salate oder Kräuterbutter. Sogar die Wurzeln, die im Herbst geerntet werden, kann man roh oder gekocht geniessen.
Giersch: Ebenfalls ein schmackhaftes Unkraut ist der Giersch. Er ist auch als Geissfuss oder Baumtropfen bekannt. Man erkennt ihn an seinem dreikantigen Stiel. Roh erinnert Giersch ein wenig an Petersilie gemischt mit Fenchel. Gekocht schmeckt er ähnlich wie Spinat. Die ganz jungen Blätter kann man als Salat, den Rest als Gemüse zubereiten.
Baumblätter: Die Blätter von jungen Trieben der Rotbuchenhecke eignen sich für einen Salat. Dazu passen auch junge Birken- und Lindenblätter. Ideal als knuspriger Streusel sind die dreikantigen Bucheckern, die im Herbst auf den Boden fallen: Man legt sie kurz in Wasser ein, schält sie und röstet sie dann in der Pfanne.
Auch Nadelhölzer kann man essen: Die hellgrünen jungen Triebe der Rottanne beispielsweise haben einen zitronenartigen Geschmack und geben einem Risotto eine spezielle Note.
Beeren: Blühende Büsche stehen in vielen Gärten nur zur Zierde. Die Beeren überlässt man den Vögeln. Das ist schade. Denn die dunkelblauen Früchte der Schlehe beispielsweise schmecken als Konfitüre oder getrocknete Beeren gut. Erntezeit ist nach dem ersten Frost. Dann sind die Beeren blau und lösen sich leicht. Da Schlehen dornig sind, muss man mit Handschuhen ernten.
Auch die roten Beeren des Weissdorns sind roh essbar und schmecken säuerlich-süss, allerdings auch mehlig. Man kann sie zu Kompott oder Mus verarbeiten. Sie eignen sich zum Mischen mit anderen Früchten, da sie gut gelieren.
Blüten: Gänseblümchen wachsen fast überall. Die Blätter und Blüten kann man für Salate und Gemüsegerichte verwenden. Die Knospen schmecken angenehm nussartig. Die geöffneten Blüten sind hingegen leicht bitter. In gewürztem Essig eingelegt, lassen sich die Knospen auch wie Kapern verwenden.
Auch die rosafarbenen Rotklee-Blüten schmecken gut im Salat.
Die Kapuzinerkresse wächst in vielen Blumentöpfen. Der würzige und leicht scharfe Geschmack der Blätter und Blüten gibt Salaten, Saucen, Quark und Pesto einen besonderen Pfiff.
Säen, zubereiten – und essen
Viele essbare Pflanzen, die nicht schon im Garten wachsen, kann man aussäen oder in einer Gärtnerei kaufen. Tipp: Fast alle heimischen Pflanzenarten müssen vor dem Keimen eine Kälteperiode durchlaufen, damit sie die nötige Widerstandskraft entwickeln. Deshalb legt man die Samen etwa sechs Wochen vor der Aussaat in den Kühlschrank oder man sät sie im Herbst aus.
Vor dem Zubereiten sollte man sicher sein, dass es sich um die richtige Pflanze handelt. Bei Zweifel: einen Gärtner fragen.
Achtung: Eigentlich verträgliche, aber ungewohnte Pflanzenkost kann bei empfindlichen Leuten Bauchweh oder Durchfall verursachen.
Im Zweifelsfall isst man von einer Pflanze, die man nicht gut kennt, zuerst nur wenig. Viele Pflanzen sind nach dem Kochen, Dämpfen oder Trocknen besser verdaulich.