10 Rollenkoffer im Härtetest - Bestnote für den günstigsten
Teure Trolleys enttäuschten: Das Rimowa-Modell durch eine defekte Rolle - und der Delsey-Koffer, weil er bei den Fallprüfungen platzte.
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Haus & Garten 3/2003
24.06.2003
Patrick Gut
Muss man sein Reisegepäck in den oft weitläufigen Flughäfen tragen, ist das eine Qual. Komfortabel sind Trolleys, die man auf Rollen hinter sich herziehen kann.
Spezial hat 10 Rollenkoffer mit Volumen ab 60 Liter eingekauft. Der Trolley der Globus-Eigenmarke Uccelli war mit 119 Franken das günstigste Produkt im Test, das Modell von Rimowa mit 460 Franken das teuerste.
Das deutsche Ipi-Institut für Produktforschung und Information unterzog die Reisekoffer einem ...
Muss man sein Reisegepäck in den oft weitläufigen Flughäfen tragen, ist das eine Qual. Komfortabel sind Trolleys, die man auf Rollen hinter sich herziehen kann.
Spezial hat 10 Rollenkoffer mit Volumen ab 60 Liter eingekauft. Der Trolley der Globus-Eigenmarke Uccelli war mit 119 Franken das günstigste Produkt im Test, das Modell von Rimowa mit 460 Franken das teuerste.
Das deutsche Ipi-Institut für Produktforschung und Information unterzog die Reisekoffer einem Härtetest - bestehend aus verschiedenen Teiltests:
Praxistest: Die Prüfpersonen vergaben Noten in den Kriterien «Beladen», «Koffer schliessen» und «Transport».
Verletzungsgefahr am Teleskopgriff bei fünf Koffern
Der Stratic-Trolley fiel als einziges Produkt in allen drei Teilkriterien des Praxistests durch. Bemängelt wurden der beim Öffnen instabile Deckel und die zu stark gespannten Gummigurte. Der Teleskopgriff liess sich nur ruckartig ausfahren und die Reissverschlüsse liefen schlecht. Der Hersteller sagt zu den mässigen Resultaten: «Für uns geht die Robustheit vor, auch wenn dadurch der Bedienungskomfort etwas leidet.»
Der Teleskopgriff des Advance-Koffers erwies sich als «sehr schwergängig». Zudem kann man sich daran die Finger einklemmen. Das wurde auch an den Koffern von Victorinox, Delsey, Rimowa und Titan kritisiert.
Lebensdauer: Die Koffer wurden voll bepackt auf Asphaltboden im Schritttempo über eine Strecke von 10 km gerollt. Ausserdem wurde der Teleskopgriff 5000-mal ausgefahren und wieder eingeschoben. Das rechte Rad des Rimowa-Koffers war nach einem Kilometer defekt. Dasselbe Schicksal erlitt das rechte Rad des Pack-Easy-Trolleys, eingekauft bei Manor - aber erst nach 10 km. Da die Defekte einseitig auftraten, wiederholte das Prüfinstitut den Test. Der Pack Easy wies nach dem zweiten Versuch beidseitig «stark abgenutzte Laufflächen» auf, konnte sich also nur minim verbessern. Das Rimowa-Modell bestand die erneute Prüfung einwandfrei. In die Bewertung flossen die Wiederholungen nicht ein. Rimowa verweist auf eigene Tests, die keine Schwächen ergeben hätten. Bei Pack Easy will man «Verbesserungen prüfen».
Fallprüfungen: Das Ipi-Institut liess die beladenen Koffer aus Höhen von 60 cm bis 2 m auf den Boden fallen. Die Stürze erfolgten teils beliebig, teils gezielt auf Kofferunterschale, Kanten und Räder.
Die Trolleys bestanden diese Prüfung mit Bravour - mit Ausnahme des Leichtmodells von Delsey. Bei den beliebigen Stürzen wurde die Gelenkverbindung des Deckels mit der Unterschale herausgerissen. Beim Sturz auf die Unterschale platzte der Koffer sogar auf. «Die einzelnen Zähne am Reissverschluss wurden auseinander gerissen», sagt Ipi-Prüfleiter Swen Richert. Delsey liess durch den Schweizer Importeur ausrichten, das Problem sei durch interne Tests bereits erkannt worden. Verbesserungen seien in die Produktion eingeflossen.
Zugfestigkeit beim Reissverschluss und Durchstossfestigkeit: Hier gab es wenig zu bemängeln. Die Tester untersuchten, wie viel Kraft nötig ist, um den Reissverschluss zu öffnen. Mit der Durchstossfestigkeit ermittelte man die benötigte Kraft, um einen Metalldorn durch die Koffer-Aussenhaut zu drücken.
Wasserdichtigkeit: Die meisten Reisekoffer schnitten hier «ungenügend» ab. Schwachstelle war oft der Reissverschluss. Da die Produkte aber nicht fürs Herumstehen im Regen gedacht sind, floss das Kriterium nur mit 10 Prozent Gewichtung ins Gesamturteil ein.
Victorinox hält die ganze Testanlage für «unrealistisch». Und weiter: «Der Koffer ist ausgelegt für eine Beladung mit gut 30 kg, weil dies die Gewichtslimite ist, die im Flugverkehr für ein Gepäckstück toleriert wird. Eine Beladung mit 48 kg, wie das im Test gemacht wurde, entspricht deshalb nicht den Realitäten.» Tatsächlich hat das Prüfinstitut für die Beladung in Kilogramm die Hälfte des nutzbaren Volumens genommen, da eine kofferspezifische Norm fehlt. Dazu Prüfleiter Swen Richert: «Harte Prüfkriterien lassen zudem Rückschlüsse auf die Lebensdauer der Produkte zu.»