So spart man in der Küche leicht viel Strom
Wie viel Strom brauchen unterschiedliche Kochmethoden? Eine neue Studie liefert überraschende Ergebnisse. Fazit: Viel Energie sparen lässt sich vor allem durch den Umgang mit Töpfen, Herd und Küchen-Spezialgeräten.
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Haus & Garten 02/2013
29.05.2013
ARMIN BRAUNWALdER
Anette Michel ist Projektleiterin bei der Stromspar-Website Topten.ch und Expertin für energieefiziente Haushaltgeräte. Zusammen mit dem Testlabor Salat an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Chur stellte sie ein Messprojekt der besonderen Art auf die Beine.
Diverse Kochmethoden und ihr Energieverbrauch
Das Ziel: Man wollte herausfinden, wie gross die Unterschiede des Stromverbr...
Anette Michel ist Projektleiterin bei der Stromspar-Website Topten.ch und Expertin für energieefiziente Haushaltgeräte. Zusammen mit dem Testlabor Salat an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Chur stellte sie ein Messprojekt der besonderen Art auf die Beine.
Diverse Kochmethoden und ihr Energieverbrauch
Das Ziel: Man wollte herausfinden, wie gross die Unterschiede des Stromverbrauchs bei verschiedenen Kochmethoden sind. Konkret: Es wurden mit den unterschiedlichsten Methoden Eier hart sowie Teigwaren und Kartoffeln weich gekocht. Zudem wurde auf die unterschiedlichsten Arten Kaffee gebraut sowie tiefgekühlte und gekühlte Fertigpizzas im Ofen gebacken. Bei allen Kochvorgängen registrierten präzise Messinstrumente jeweils den genauen Stromverbrauch.
Beispiel Hartkochen von zwei Eiern: Hier hielt sich das Testteam bei der ersten Zubereitungsart exakt an die Anweisungen des Schulkochbuchs «Tiptopf». Gemäss diesem Bestseller müssen die Eier von siedendem Wasser bedeckt in der offenen Pfanne während zehn Minuten auf mittlerer Kochstufe hart gekocht werden. Das Messresultat war jedoch alles andere als schulbuchmässig: Von den getesteten sechs Methoden braucht die Zubereitung nach «Tiptopf» mit 307 Wattstunden mit Abstand am meisten Strom (siehe Grafik unten).
Am effizientesten war der Eierkocher: Er benötigte mit 77 Wattstunden nur ein Viertel des Stroms der «Tiptopf»-Methode. Die Erklärung von Anette Michel: «In der Pfanne werden über 1 Liter Wasser erhitzt und teilweise nutzlos verdampft. Beim Eierkocher mit Deckel reicht ein knapper Deziliter Wasser, die Eier werden im Dampf gegart. Erstaunlich ist, dass auf dem effizienten Induktions-Kochfeld noch mehr Energie verbraucht wird als auf der Gusseisenplatte. Der Grund: Die mittlere Stufe entspricht beim Induktionsfeld einer höheren Leistung als beim Gusseisen- und Glaskeramikkochfeld. Nötig wäre diese hohe Stufe nicht.
Nach wie vor gut im Rennen ist die Eier-Kochmethode, wie sie von alt Bundesrat Adolf Ogi propagiert wurde: Man bringe einen Fingerbreit Wasser in der Pfanne mit Deckel zum Sieden, schalte danach die Herdplatte aus und nutze die Restwärme. Stromverbrauch im Test: 101 Wattstunden.
Isolierpfannen schneiden sehr gut ab
Zum Garen von 500 Gramm Kartoffeln testete das Kochteam insgesamt 15 verschiedene Zubereitungsarten. Die Unterschiede beim Energieverbrauch sind auch hier sehr gross. Am effizientesten war das Garen in der Isolierpfanne auf dem Induktionsfeld. Der Stromverbrauch betrug nur 95 Wattstunden (siehe Tabelle Seite 44). Um dieselbe Menge Kartoffeln im Backofen mit Steamerfunktion zu garen, brauchte es 745 Wattstunden – achtmal so viel.
Beim Garen im Dampfkochtopf lag der Energieverbrauch bei 154 Wattstunden, dafür sind die Kartoffeln bereits nach 15 Minuten auf dem Tisch. Die Garzeiten bei allen andern Kochmethoden waren mindestens doppelt so lang. Darum lag der Energieverbrauch deutlich höher.
Mikrowelle beim Wärmen am effizientesten
Auch beim Aufwärmen von 500 Gramm vorgekochten Kartoffeln kann man viel Energie sparen. Konkret: Die effizienteste Methode ist das Aufwärmen in der Mikrowelle (64 Wattstunden Energieverbrauch). Wärmt man dieselbe Menge Kartoffeln im Backofen mit Steamerfunktion auf, braucht es mehr als viermal so viel Strom.
Eine interessante Erkenntnis brachte das Zubereiten von Tiefkühl- und Kühlpizza im Backofen: Der Verzicht auf das Vorheizen bringt bloss eine Stromeinsparung von 5 bis 8 Prozent. «Dieser kleine Spareffekt kann jedoch schnell zunichte gemacht sein», erklärt Anette Michel. Denn ohne Vorheizen sei es schwieriger zu beurteilen, wann die Pizza fertig gebacken ist. Das könne dazu führen, dass der Backofen länger eingeschaltet bleibt als wirklich nötig. Aus energetischer Sicht am meisten bringt das Backen mit Umluft statt mit Ober- und Unterhitze. Weil die Temperatur fürs gleiche Backergebnis rund 20 Grad tiefer eingestellt werden kann, lassen sich so je nach Backofenmodell und Backdauer rund 15 Prozent Strom einsparen. Doch Backen bleibt die mit Abstand energieaufwendigste Kochmethode.
Den vollständigen Messbericht «Energieeffizienz von Kochmethoden, Messungen mit Eiern, Kaffee, Kartoffeln und Teigwaren» kann man herunterladen unter
Wie viel sind 967 Wattstunden?
Um Ofenkartoffeln bei 220 Grad 35 Minuten lang im Backofen zu garen, braucht es 967 Wattstunden Strom. Damit kann man …
- … mit dem Föhn (2000 Watt ) 30 Minuten lang Haare trocknen
- … eine 12-Watt-LED-Lampe 80 Stunden lang brennen lassen
- … einen sparsamen Luftbefeuchter (8 Watt) 120 Stunden lang betreiben
- … mit einem sparsamen Staubsauger (1000 Watt) 1 Stunde lang saugen
Wasserkocher: Vorsieden für Kochwasser bringt nichts
Kann man beim Spaghetti-Kochen Energie sparen, wenn das Wasser für die Pfanne zuerst mit dem Wasserkocher zum Sieden gebracht wird?
Die Antwort lautet: Nein. Die Messungen haben gezeigt: Beide Methoden brauchen gleich viel Energie. Der Grund liegt darin, dass bei der Variante mit Wasserkocher neben dem Wasser im Kocher auch das Kochfeld und die Pfanne aufgeheizt werden müssen.
Die Summe dieses Energieverbrauchs entspricht praktisch exakt dem Stromverbrauch für das Kochen von Spaghetti allein in der Pfanne (Deckel drauf bis zu Siedepunkt, danach offen).
Einfach Strom sparen beim Kochen
Um beim Kochen Energie zu sparen, braucht es nicht die neueste Kochfeld-Technologie. Die gewählte Kochmethode und einige grundlegende Verhaltensweisen sind viel wichtiger. Hier die wichtigsten Spartipps:
- Deckel drauf: Mit einem Deckel auf der Pfanne spart man gegenüber einer offenen Pfanne rund 40 Prozent Energie.
- Gute Isolierpfannen: Der Dampfkochtopf spart gegenüber der Pfanne mit Deckel 30 Prozent Strom. Mit der Isolierpfanne spart man sogar 60 Prozent im Vergleich zur normalen Pfanne mit Deckel.
- Backofen nur wenn nötig: Der Backofen hat einen hohen Stromverbrauch. Deshalb sollte man ihn nur einsetzen, wenn es wirklich nötig ist. Und: Mit dem Umluftmodus statt Ober-/Unterhitze spart man rund 15 Prozent Energie.
- Wasserkocher einsetzen: Beim Zubereiten von Tee, Instantkaffee oder einer Bouillon braucht ein Wasserkocher im Vergleich zum Erhitzen des Wassers in der Pfanne nur halb so viel Strom.
- Kaffeemaschine: Alte Kaffeemaschinen nach Gebrauch abschalten. Das reduziert den Stromverbrauch erheblich. Neue Geräte haben eine automatische Abschaltfunktion.
- Richtige Gerätewahl: Ob Backofen, Kochfeld oder Kühl-/Gefriergerät: Beim Neukauf lohnen sich die sparsamsten Geräte, weil sie im Schnitt 15 Jahre praktisch täglich in Gebrauch sind. Man findet solche Geräte auf der Stromspar-Webstite von www.top ten.ch.