Wir Leserinnen und Leser glauben vieles von dem, was in der Zeitung steht. Ich staune oft über mich selbst, wie selbstverständlich ich davon ausgehe, dass etwas schon stimmen wird, wenn es geschrieben steht. Ganz anders, wenn über etwas berichtet wird, was vor meiner Haustüre passiert, wenn ich es überprüfen kann.

Meine Haustüre ist gewissermassen die Türe zum Zugsabteil. Als Pendler sitze ich fast jeden Tag im Zug. Und deshalb weiss ich, dass nicht stimmen kann, was der Chef der Elvetino Railbars kürzlich gesagt hat: Wir machen mehr Umsatz, seit wir die neuen Kaffeemaschinen haben.

Zum Verständnis: Die Minibar im Zug verfügt neuerdings über eine richtige Kaffeemaschine. Der Kaffee ist eindeutig besser, doch die Maschine ist schrecklich langsam. Freunde eines morgendlichen Kaffees müssen warten und gehen oft leer aus.

Ich spreche jeden Minibarverkäufer darauf an. Und bekomme immer die gleiche Antwort: «Die haben die falsche Maschine angeschafft. Sie ist zu schwach. Nach ein paar Kaffees muss sie sich wieder aufwärmen. Ich schaffe nur noch zwei Wagen statt wie bisher fünf. Wenn im ersten Wagen eine Sechsergruppe Kaffee bestellt, kann ich den Rest des Zuges vergessen. Sogar wenn wir zu zweit sind, schaffen wir zwischen Bern und Zürich nicht mal den halben Zug.»

Das Resultat meiner rollenden Feldforschung ist eindeutig: Was der Chef gesagt hat, kann unmöglich stimmen. Mehr Umsatz ist so nicht möglich. Klar wird auch: Er hat vor der Anschaffung nicht mit seinen Angestellten gesprochen. Die hätten ihm sagen können, welche Maschine zum Zug kommen sollte.

Liebe Chefs. Fragen Sie Ihre Leute, bevor Sie entscheiden. Die wissen es besser.