Wer im Laden eine Tomate kauft, weiss bald nicht mehr, wie diese produziert wurde. Hors-­Sol-Gemüse wird in einem künstlichen Substrat ohne Erdkontakt gezüchtet.

Die Produzenten und Händler von Gemüse und Früchten deklarierten ­diese umstrittene Anbauform bisher freiwillig. Auf der Verpackung oder dem Preisschild stand, ob Gemüse oder Früchte aus Hors-Sol-Anbau stammen. Wo es unklar war, konnte das Personal in den meisten Fällen Auskunft erteilen (K-Tipp 5/2016). 

Hors-Sol-Gemüse weniger gesund

Qualitativ sind Hors-Sol-­Produkte und natürlich angebaute Gemüse und Früchte nicht gleichwertig. Martin Koller vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick AG sagt: «Studien zeigen, dass in der Erde gezogene Bio-Tomaten mehr sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe wie Polyphenole enthalten.» Und diese gelten als besonders gesund. Zudem sei Hors-Sol nicht ökologischer, denn für die Produktion brauche es deutlich mehr Energie. 

Kein Wunder, sind Hors-­­S­ol-Produkte bei den Kunden nicht sehr beliebt. Und diese wollen wissen, was sie kaufen. 

Das zeigte eine Stichprobe des K-Tipp vor Coop- und Migros-­Filialen: Von 50 Kundinnen und Kunden wollen 40 sehr wohl wissen, wie etwa eine ­Tomate angebaut ist. Sie ­kritisieren: «Ohne diese ­Information habe ich beim Einkauf ja keine Wahlmöglichkeit!» oder: «Das ist ­wieder einmal typisch: Auf die Konsumenten hört man nicht.»

Marc Wermelinger, Geschäftsführer des Verbandes Schweizer Früchte- und Gemüsehandel, muss zugeben: «Woher das Gemüse stammt, lässt sich nicht mehr eindeutig nachverfolgen.» 

Migros und Coop bald ohne Deklaration

Migros-­Sprecherin Monika Weibel gibt sich unschuldig: «Wir haben nicht darauf hingewirkt, dass ­die Deklaration wegfällt.» Aber eine Deklaration werde es bei der Migros ab nächstem Jahr nicht mehr geben. 

Bei der Coop-Sprecherin Andrea Bergmann tönts ähnlich: «Den künftigen Verzicht auf die Deklaration von Hors-Sol-­Pro­dukten haben wir nicht selbst gefordert, sondern zusammen mit der Gemüsebranche beschlossen.» Coop wird die Hors-Sol-­Produkte nächstes Jahr ebenfalls nicht mehr anschreiben.