«Stell dir vor, du gehst zur Gartentür hinaus und stehst auf deiner eigenen Eisbahn!» So preist eine kanadische Firma ihre Produkte an. Sie verkauft Zubehör für Leute, die selber ein Eisfeld erstellen möchten.
Für Anfänger gibt es ein Starter-Set fürs Kleinfeld mit 6 auf 12 Metern Seitenlänge. Wer die ganze Nachbarschaft auf den privaten Hockeyplatz einladen möchte, sollte jedoch besser mit Seitenlängen von 20 auf 40 Metern planen, heisst es im Prospekt.
In der Schweiz sind Privat-Eisfelder im Hinterhof oder auf dem Parkplatz selten zu sehen. Hier haben erst sehr wenige Tüftler entdeckt, dass ein Mini-Eisfeld zum unterhaltsamen Treffpunkt für Jung und Alt werden kann. Und das in einer Jahreszeit, die viele Menschen bei tiefen Temperaturen nicht allzu oft nach draussen lockt.
Im Winter muss man in der Schweiz sehr lange warten, bis ein See oder ein Teich so zufriert, dass das Eis trägt. In vielen Wintern ist das Warten gar vergeblich. Der Grund: Eine Eisdecke auf Gewässern muss 12 oder mehr Zentimeter dick sein, damit sie bei Belastung nicht einbricht. Auf einem Hartplatz genügen hingegen schon 1 bis 2 Zentimeter Eis, damit der Gleitspass beginnen kann.
Für ein eigenes kleines Eisfeld braucht es also nicht unbedingt einen strengen kanadischen Winter. Drei bis vier Tage mit Minustemperaturen genügen. Im Schweizer Flachland gibt es jeden Januar durchschnittlich sieben bis neun Eistage, also Tage mit einer Höchsttemperatur unter null Grad. Das genügt für eine Eisbahn auf dem Teerplatz. Und so gehen Sie vor:
Platzwahl
Der Platz fürs Eisfeld sollte möglichst flach und eben sein. Geeignet sind ein geteerter oder gepflästerter Hof, ein Vor- oder ein Parkplatz. Zwingend: In der Nähe des künftigen Eisfelds muss es fliessendes Wasser haben, das sich auch bei Minustemperaturen nutzen lässt.
Wannen- oder Schichtbau?
Ein Eisfeld lässt sich auf zwei Arten verwirklichen: als Wanne oder in Schichten. Für die Wanne braucht es viel Material, dafür weniger Arbeit. Umgekehrt muss man für das Schicht-Eisfeld viel Arbeit, dafür kaum Material investieren.
Kanada-Wanne
Diese Art Eisbahn lieben die Kanadier: Man baut mit dicken Holzbalken eine Feldumrandung, sodass ein etwa 10 Zentimeter hohes Becken entsteht. Anschliessend kleidet man es mit wasserdichter und frostfester Plastikfolie aus.
Solche Folien gibt es unter anderem in Bau- und Hobbymärkten für Fr. 6.– bis 20.– pro Quadratmeter, je nach Dicke und Qualität. Am sinnvollsten ist eine möglichst helle Farbe, am besten Weiss. Sobald die Wetterprognosen auch tagsüber Minustemperaturen ankünden, kann das flache Becken mit Wasser gefüllt werden.
Dann muss man nur noch warten, bis es gefriert. Eine solche Wasserwanne lässt sich notfalls auf einem leicht unebenen oder schiefen Untergrund installieren. Eine Rasenfläche eignet sich ebenfalls. Je ebener und flacher der Platz ist, umso flacher kann man die Wanne bauen, umso weniger Wasser braucht es und umso schneller gefriert das Feld.
Schichten-Feld
Wenig Material, dafür viel nächtliche Arbeit erfordert ein Eisfeld, das in Schichten aufgebaut wird. Am besten funktionierts auf einem Teerplatz. Rasen ist ungeeignet. Nicht vergessen: Kanalisationsdeckel und Wasserabläufe mit einer Gummimatte abdecken – sonst läuft das Wasser ab, bevor es richtig gefriert.
Am besten beginnt man mit der Arbeit in einer kalten und sternenklaren Nacht: «Es funktioniert wie beim Lackieren. Man lässt eine Schicht Wasser auf den Boden laufen, und wenn es gefroren ist, kommt die nächste Schicht Wasser drauf», schildert Lars Wichmann seine Erfahrungen als Eisfeld-Ersteller.
Der Deutsche hat letzten Winter zusammen mit fünf anderen Vätern in Hannover eine Eisbahn gebaut und unterhalten. Vom Weihnachtstag an bis im Februar war das 1000 Quadratmeter grosse Eisfeld viele Tage und Abende lang der Anziehungspunkt für die Quartierbevölkerung.
Zuvor schlugen sich die Männer abwechslungsweise einige Nächte um die Ohren: Unermüdlich wässerten sie das Feld mit einem Schlauch, warteten eine halbe bis eine Stunde, bis es gefroren war, und wässerten dann wieder.
Fertig ist die Eisbahn, wenn die Schicht schön flach und mindestens 1 Zentimeter dick ist. Am schnellsten entsteht ein gutes Feld, wenn der Boden sehr eben ist, das Wetter eiskalt und wolkenlos.
Vor jedem Wässern muss das Eis glatt und sauber sein. Gefriert Wasser zusammen mit einer halb aufgelösten Schneeschicht, hat das Eis zu viele Lufteinschlüsse: Es wird rau, uneben und brüchig.
Schläuche und Leitungen jeweils entleeren
Nichts bringt der Versuch, sich das nächtliche Wässern von einem Gartensprenger abnehmen zu lassen: Das Wasser aus dem Schlauch taut das vorhandene Eis auf. Rinnt es unablässig, kann die Schicht nicht richtig gefrieren.
Hobby-Eismeister müssen sich zudem bewusst sein: Während sich das aufgetragene Wasser in Eis verwandelt, kann auch das stehende Restwasser im Schlauch und in der Wasserleitung erstarren. Das Eis kann die Leitung verstopfen oder sogar sprengen. Deshalb müssen Schläuche und Leitungen jeweils entleert oder vor Minustemperaturen geschützt werden.
Eis-Pflege
Wird das Eisfeld rege benutzt, gibt es wie auf einer Kunsteisbahn Eisabrieb, der die Fläche mit der Zeit aufraut. Damit das Eis wieder spiegelglatt wird, muss man den Abrieb zuerst mit einem Besen oder mit einer Schaufel wegfegen.
Anschliessend wässert man das Eis kurz mit dem Schlauch, damit es etwas antaut und danach wieder gefriert. Am nächsten Tag ist das Eis bereits perfekt. Hat es grosse Unebenheiten, muss man die angetaute Oberfläche mit einer breiten Schaufel glattstreichen.
Wenn Schnee fällt, sollte man ihn möglichst schnell wegschaufeln. Denn er isoliert die Eisschicht. Sie taut dann teilweise auf und bekommt eine raue Oberfläche, die nicht mehr zum Gleiten zu gebrauchen ist.
Nützliches Zubehör
- Beleuchtung: Fürs nächtliche Wässern der Eisbahn und für den Feierabend-Eisplausch ist eine Beleuchtung nötig, ideal sind Halogenscheinwerfer.
- Stimmung: Eine Feuerschale, in der man Holzscheite verbrennt, schafft romantische Winterstimmung beim abendlichen Eislaufen.
- Sitzgelegenheit: Praktisch für eine Pause neben dem Eisfeld. Die zusammenklappbare Festbank vom Sommer-Grillfest tuts auch. Der Aufwand für ein eigenes Eisfeld darf nicht unterschätzt werden: «Man muss schon etwas verrückt sein, jede Nacht am Schlauch zu stehen und zu warten, bis wieder eine Lage Wasser zu Eis geworden ist», sagt Lars Wichmann rückblickend. Aber es hat sich gelohnt: «Mit Glühwein, Pirouetten und Eishockey wurde so mancher eiskalte Tag zu einem Fest.»
Tipps fürs Do-it-yourself-Eisfeld: www.limmer-eisbahn.de, www.nicerink.com (englisch)