Wer zappelig ist, bekommt Ritalin. Wer introvertiert ist, erhält die Diagnose Autismus. Für die Autorinnen des Buches «Die Kinderkrankmacher» ist klar: Ärzte erklären heute viele typisch ­kindlichen Verhaltensweisen vorschnell zur Krankheit. Verspielt, verträumt, aufgedreht, zapplig oder schlampig sein – das alles gelte heute nicht mehr als kindlicher ­Normalzustand, sondern bedürfe einer Therapie. Durch die Leistungsgesellschaft gestresste Eltern und Lehrer liessen viele Kinder «nicht mehr Kind sein». Vor allem Buben würden Opfer dieser Entwicklung. Davon profitiere die Pharmabranche. Sie entwickle laufend neue Pillen gegen psychosoziale Kinderkrankheiten und mache damit viel Geld. 

Das gut recherchierte und geschriebene Buch liefert ­einen überzeugenden Überblick über das Thema. Am Schluss kommen Alternativen zur Sprache. So helfe das Computertraining namens Neurofeedback vielen Kindern mit der Diagnose der Aufmerksamkeitsstörung ADHS, sich auf Dauer besser zu konzentrieren.

Beate Frenkel/Astrid Randerath, «Die Kinderkrankmacher – zwischen ­Leistungsdruck und Perfektion», Herder, ca. Fr. 24.–