Baumaterial: Selbstimporte behindert

Sind Produkte in der EU zugelassen, dürfen sie auch in der Schweiz verkauft werden. Aber nicht immer. Baumaterial mit Brandschutzfunktion muss in der Schweiz zertifiziert werden. Das kostet.

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saldo 02/2013

06.02.2013

Yves Demuth

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Wo Direktimporte von Waren möglich sind, sinken die Preise in der Schweiz. Umgekehrt gilt: Wo dies erschwert oder faktisch verunmöglicht wird, zahlen Schweizer zu viel.

Das zeigt etwa ein Fall aus der Stadt Zürich: Trotz gesetzlich geregelter Anerkennung von EU-Brandschutzprodukten für den Bau können diese ohne Schweizer Gütesiegel nicht verwendet werden. Einem Juristen, der in Zürich ein Wohnhaus bauen wollte, schrieb das Amt für Baubewilligungen: Er dürfe für die Konstruktion der Wände des Installationsschachtes für Röhren und Leitungen nur Produkte mit dem Schweizer Gütesiegel der Vereinigung kantonaler Feuerversicherungen verwenden. Vor der Ausführung der Arbeiten müsse die Feuerpolizei die Konstruktion bewilligen.

Direktimporte wären eigentlich möglich

Das ist eine gängige Praxis, wie zwei Zürcher Architekten und die Stadt Zürich gegenüber saldo erklären. Schliesslich habe man andere Brandschutzvorschriften als in Europa.

Das erstaunt, denn die zuständige Zertifizierungsstelle der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherung bestätigt, dass Direktimporte solcher Materialien möglich sind. Doch würde dies kaum gemacht. Grund: Der Bauherr muss den Behörden für jedes direktimportierte Bauteil einen Nachweis einreichen, wonach die Schweizer Brandschutznormen eingehalten sind. René Stüdle, Leiter Brandschutz bei der Vereinigung kantonaler Feuerversicherungen: «Dies ist sehr aufwendig. Und einzelne Kantone lehnen es ab, solche Nachweise zu erteilen, weil sie keine entsprechenden Fachleute beschäftigen.»

Konfrontiert mit dieser Aussage, schreibt die Stadt Zürich: Selbstverständlich könnten Bauherren auch Baumaterial mit einem EU-Konformitätsausweis verwenden. Doch erhalte der Bauherr die Bewilligung für die Verwendung der Materialien schneller, wenn diese ein Zertifikat der kantonalen Feuerversicherungen aufweisen. Der Preis für eine fünf Jahre gültige Zertifizierung für Bauteile aus der EU kostet laut Stüdle nur 1700 Franken pro Bauteil. Doch das kann bei mehreren Zertifizierungen schnell teuer werden und verursacht dem Bauherrn viel Aufwand.

Baulobby verhindert einfachere Handhabung

Zuständig für eine Änderung der Bewilligungspraxis ist die 15-köpfige eidgenössische Bauprodukte-Kommission. Darin sitzt lediglich ein Vertreter der Bauherren. Die restlichen Mitglieder stammen aus den Kantonen und von der Baumaterialwirtschaft. Die Kommission berät den Bundesrat im Bereich der Bauprodukte-Gesetzgebung. Dort ist die Zertifizierung gemäss Auskunft von zwei Mitgliedern kein Thema.

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