2 bis 3 Liter Wasser sind zu viel

Viele Gesundheitsapostel predigen, Unmengen von Wasser zu trinken, damit man gesund bleibe. Experten raten, einfach auf den Durst zu achten.

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Gesundheitstipp 10/2011

07.10.2011

Letzte Aktualisierung:
11.10.2011

Tobias Frey

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Sechs bis acht Gläser Wasser am Tag seien für alle «ein absolutes Minimum», hält der Arzt Hans Tschumi aus Berikon AG auf seiner Website fest. Menschen, die schwerer als 65 Kilogramm sind, sollten gar «2,5 bis 3 Liter Wasser» trinken, um gesund zu bleiben. Im Internet äussern sich verschiedenste Gesundheitspropheten ähnlich. Die Rutengängerin Anna Maria Eibler aus Graz (A) schlägt gar vor, sich mit einem Schokoriegel zu belohnen, wenn man den ersten Liter im Magen hat.

«Ein medizinischer Mythos»

Jetzt kritisieren Experten: Empfehlungen zum exzessiven Wassertrinken entbehrten jeglicher Grundlage. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser: «Es gibt keine klaren wissenschaftlichen Belege.» Rachel Vreeman ist Professorin an der Abteilung für Kindermedizin der Universität von Indianapolis (USA). Für sie zählt es zu den «medizinischen Mythen», solche Mengen Wasser zu trinken. Vor einigen Jahren zeigte sie das im Fachblatt «British Medical Journal» auf.

Mehr noch: Zu viel zu trinken kann riskant sein. Denn es fördert die Produktion von Harn, und mit ihm werden grosse Mengen Mineralien aus dem Körper geschwemmt. Mit Folgen, so Thomas Walser: «Übermässiges Wassertrinken kann zu einem Salzmangel bis hin zum Koma führen.» Das gilt auch für Sportler. Für viel Aufsehen sorgte der Tod der 28-jährigen Läuferin Cynthia Lucero am Marathon von Boston im Jahre 2002. Laut Augenzeugen soll sie an einem einzigen Stand 16 Gläser Wasser getrunken haben. Das habe ihr Blut zu stark verdünnt und das Salz aus dem Gehirn geschwemmt, sagen Experten.

Für Walser ist klar: Der Mensch sollte pro Tag nur etwa 1,5 bis 2 Liter Wasser trinken. Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt ebenfalls 1 bis 2 Liter, «bevorzugt in Form ungezuckerter Getränke». Wer viel Suppen, Gemüse und Salat isst, bei dem darf es auch weniger sein. Zudem kann man sich – entgegen anderen Behauptungen – auf die Signale des Körpers verlassen, so Arzt Walser: «Wie viel man trinkt, sollte man sich am besten vom Durstgefühl vorschreiben lassen – und nicht von Gesundheitsaposteln.»

Arzt Hans Tschumi schreibt dem Gesundheitstipp, es sei schwierig, zu beweisen, wie viel man trinken solle. Das «Bilanzieren» des Wassers, das man aufnehme und durch Schweiss und Urin wieder abgebe, sei komplex. Ältere Patienten hätten aber oft das Durstgefühl verloren. Tschumi: «Führt man ihnen 2 bis 3 Liter Wasser zu, bessert sich ihr Zustand derart, dass das Fieber verschwindet, ihr Herzschlag sich beruhigt und die Verwirrung sich löst.» Rutengängerin Eibler wollte sich nicht äussern.

Viel Gemüse und Salat essen

So haben Sie genügend Wasser:

Essen Sie reichlich Gemüse und Salat.
Essen Sie eine Suppe als Vorspeise.
Trinken Sie 1 bis 2 Liter/Tag.
Trinken Sie nicht nur zum Essen, sondern auch zwischendurch Wasser oder Kräutertee.
Koffeinhaltige Getränke wie Kaffee und Espresso liefern ebenfalls Wasser.
Vermeiden Sie Süssgetränke, setzen Sie Fruchtsäfte sparsam ein. Sie enthalten zu viele Kalorien.
Kontrollieren Sie Ihren Urin. Ist er hellgelb, trinken Sie genügend.
Ausnahmen sind Sport und Hitze: Trinken Sie mehr, damit Sie sich gut abkühlen können und sich wohl fühlen.

Buchtipp

Gesundheitstipp-Ratgeber: «Essen und trinken: Tipps für eine gesunde Ernährung» (1. Auflage, 166 Seiten). Zu bestellen auf www.gesundheitstipp.ch.

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