Zeit für einen Tapetenwechsel
Tapezieren ist zwar nicht gerade ein Kinderspiel.<br />
Aber auch keine Hexerei. Und es verhilft zu einem ganz neuen Wohngefühl.
Inhalt
Haus & Garten 4/2006
27.09.2006
GERY SCHWAGER
Stets dieselben Wände vor Augen - das kann mit der Zeit nerven. Man muss aber nicht gleich umziehen, um sich wieder aufs Zuhause zu freuen. Meist genügt schon ein Tapetenwechsel.
Das Sortiment ist riesig. Es gibt Papier-, Textil-, Kunststoff- und Vliestapeten in unzähligen Farben, Mustern und Strukturen, aber auch unifarbene Beläge oder solche zum Überstreichen wie Raufaser- und Glasfasertapeten. Günstige Produkte kosten etwa 8 bis 10 Franken pro Quadratmeter. Doch je nach H...
Stets dieselben Wände vor Augen - das kann mit der Zeit nerven. Man muss aber nicht gleich umziehen, um sich wieder aufs Zuhause zu freuen. Meist genügt schon ein Tapetenwechsel.
Das Sortiment ist riesig. Es gibt Papier-, Textil-, Kunststoff- und Vliestapeten in unzähligen Farben, Mustern und Strukturen, aber auch unifarbene Beläge oder solche zum Überstreichen wie Raufaser- und Glasfasertapeten. Günstige Produkte kosten etwa 8 bis 10 Franken pro Quadratmeter. Doch je nach Hersteller, Material und Design zahlt man pro Quadratmeter bis zu 60 Franken.
Beim Entscheid für eine Tapete muss man sich auch überlegen, so der Zürcher Tapeten-Fachmann Ludwig Schwager, welchen Anforderungen die Tapete zu genügen hat. Muss sie nur wasserfest sein oder muss man sie scheuern können? Muss sie speziell lichtbeständig sein? Sollte sie sich später einmal ganz leicht von der Wand abziehen lassen?
Europaweit einheitliche Symbole geben Auskunft über die spezifischen Qualitäten eines Produkts. Sie sind auf die Rückseite der Tapete aufgedruckt oder im Produktebeschrieb zu finden, der den einzelnen Rollen beigelegt wird.
Doch wie kommt die Tapete an die Wand? Man kann die Sache meist selber angehen. Laien sind beim Tapezieren zwar gefordert, aber - etwas Geschick vorausgesetzt - nicht überfordert. Bloss von heiklen Textiltapeten sollten sie besser die Finger lassen, rät Schwager. «Diese Beläge sind meist nicht abwaschbar. Schon ein kleiner Kleisterfleck führt deshalb zu einem irreparablen Schaden.» Grundsätzlich brauchts zum Tapezieren das richtige Werkzeug und - Sorgfalt. Und so gehen Sie vor:
1. Zimmer vorbereiten
Räumen Sie das Zimmer leer und decken Sie den Fussboden ab. So haben Sie Platz für Tapeziertisch und Leiter, können die Wände gut erreichen und müssen den Boden am Schluss nicht mühsam putzen. Montieren Sie Steckdosen und Lichtschalter ab, schrauben Sie zuvor aber unbedingt die Sicherung heraus. Der Strom muss abgeschaltet bleiben, bis Sie mit dem Tapezieren fertig sind.
2. Wände vorbereiten
Entfernen Sie die alte Tapete. Trocken abziehbare oder spaltbare Beläge lassen sich mühelos in ganzen Bahnen von der Wand ziehen. Die meisten anderen Tapeten sind mit der Stachelwalze zu perforieren, mit Wasser und Tapetenablöser einzuweichen und sodann Stück für Stück mit einem Spachtel abzulösen. In speziell hartnäckigen Fällen braucht es ein Heissdampf-Ablösegerät, das in vielen Fachgeschäften gemietet werden kann.
Bevor man mit Tapezieren loslegen kann, muss die Wand trocken, fest und glatt sein. Leuchten Sie deshalb mit einer starken Lampe die Oberfläche auf Unebenheiten ab, schleifen Sie diese weg und füllen Sie Löcher und Spalten mit Gipsspachtel. Speziell wichtig ist das, wenn Sie eine glänzende oder sehr dünne Tapete gewählt haben.
Weiche, sandende oder stark saugende Untergründe (gibts vor allem in Altbauten) sollten vor dem Tapezieren mit stark verdünntem Kleister oder Tiefgrund eingestrichen werden. Danach muss man sie einen Tag lang trocknen lassen.
3. Zuschneiden
Die Raumhöhe plus 5 bis 10 cm Zugabe ergibt die richtige Länge für die Tapetenbahnen. Bei Uni-Tapeten oder solchen mit ansatzfreien Mustern (z. B. Längsstreifen) können die Bahnen fortlaufend von der Rolle geschnitten werden. Bei Mustern mit geradem oder versetztem Ansatz müssen Sie beim Zuschneiden unbedingt auf den Rapport (das wiederkehrende Muster einer Tapete) achten.
4. Einkleistern
Den Tapetenkleister gemäss Angaben auf der Packung anrühren und quellen lassen. Für manche Tapeten brauchts Spezialkleber. Befolgen Sie die entsprechenden Herstellertipps.
Legen Sie die Bahn (Sichtfläche nach unten) so auf den Tapeziertisch, dass sie mit dem einen Rand bündig an die Tischkante zu liegen kommt. Tragen Sie den Kleister mit dem Pinsel gleichmässig (nicht zu dick) auf und verstreichen Sie ihn von der Mitte zu den Rändern.
5. Einweichen
Die eingekleisterte Bahn im Verhältnis 2:1 falten (Rand exakt auf Rand), locker aufrollen und ruhen lassen, damit sie einweichen kann. Achten Sie auf eine identische Einweichzeit aller Bahnen gemäss Hersteller. Ausnahme: Bei Vlies- und einzelnen anderen Tapeten wird der Kleister direkt auf die Wand aufgetragen und die Tapetenbahn trocken an die Wand geklebt.
6. Tapezieren
Beginnen Sie mit dem Tapezieren am Fenster. Das verringert die Gefahr unerwünschter Schattierungen. Die erste Bahn sollten Sie mit einem Lot senkrecht ausrichten, damit auch alle weiteren Bahnen senkrecht verlaufen.
Falten Sie den längeren Teil der zusammengelegten Bahn auf. Bringen Sie die Bahn mit etwas Überstand zur Decke in die richtige Position und streichen Sie sie mit der Tapezierbürste von oben nach unten und von der Mitte zu den Rändern blasenfrei an die Wand. Falten Sie dann den kürzeren Teil auf und bürsten Sie das untere Ende der Bahn ebenfalls an.
Einen sauberen Abschluss zu Decke und Boden erreicht man, indem man die Tapete mit einem Spachtel satt in die Ecke drückt und die Überlänge mit einem Cutter-Messer entlang der Spachtelkante abschneidet. Genauso passt man die Tapete an Tür- und Fensterrahmen an.
Die weiteren Bahnen werden exakt aneinander stossend angebracht. Drücken Sie die Nähte zwischen den Bahnen mit dem Nahtroller gut an. Und tupfen Sie Kleisterflecke mit einem feuchten Schwamm ab, bevor sie eintrocknen.
7. Ecken meistern
Schneiden Sie jene Bahn, mit der Sie die Zimmerecke erreichen, mit Tapezierschiene und Cutter-Messer in der Breite so zu, dass der Überstand übers Eck nur etwa 1 cm beträgt. Der Rest der Bahn bzw. die nächste Bahn wird nun an der neuen Wand wieder ausgelotet und, den Zentimeterstreifen überlappend, angesetzt.
8. Öffnungen freilegen
Tapezieren Sie die Öffnungen für Steckdosen und Lichtschalter zunächst einfach zu. Wenn die Bahn trocken ist, können Sie die Öffnungen mit dem Cutter-Messer vorsichtig freilegen. Achten Sie darauf, dass Sie nicht mehr aus der Tapete schneiden, als Steckdosen und Schalter abzudecken vermögen.
Nach Abschluss aller Arbeiten sollte man das Zimmer nicht sofort einräumen. Möbel und Bilder gehören erst an die Wand, wenn die Tapete völlig trocken ist. Während des Trocknens darf der Raum weder stark beheizt noch von Zugluft durchströmt werden, weil sonst die Nähte aufplatzen könnten.
Weitere Infos
- www.tapetenwechsel.ch
- www.die-heimwerkerseite.de
Mit diesem Werkzeug gelingts
Das zum Tapezieren nötige Werkzeug kann in manchen Fachgeschäften ausgeliehen werden. Unverzichtbar sind:
- Tapeziertisch
- Bockleiter
- Klappmeter
- Phasenprüfer
- Stachelwalze
- Cutter-Messer
- Tapetenschere
- Tapetenmesser
- Tapezierschiene
- Kleisterpinsel
- Eimer
- Schwamm
- Lot
- Tapezierbürste
- Malerspachtel
- Metallspachtel breit
- Moosgummirolle
- Nahtroller