Seit über 30 Jahren bin ich Abonnent der «Neuen Zürcher Zeitung». Ich schätze die NZZ, auch wenn sie immer dünner wird. Doch ­einmal pro Jahr rege ich mich über die «Alte Tante» grässlich auf. Und zwar jeweils Ende Januar, wenn ich die neue Rechnung für mein Jahresabo erhalte. Dann schaue ich auf der alten Aborechnung nach, wie viel die ­Zeitung seit dem letzten Jahr wieder aufgeschlagen hat. Denn die NZZ hat es bis heute noch nie geschafft, von sich aus über eine Preiserhöhung zu informieren. Vielleicht sind ihr die Aufschläge selber peinlich. Oder sie hofft auf dumme Leser, die es nicht merken.

Neu kostet das NZZ-Jahresabo 847 Franken – 33 Franken mehr als im letzten Jahr. Früher dankte mir der Verlag für meine «Treue», ab und zu fand auch der Chefredaktor ein paar freundliche Worte für den treuen Abonnenten. Doch jetzt gibts keins von beidem mehr. Ich zähle nur noch zur «geschätzten Leserschaft». Und man freut sich, wenn ich dem «Qualitätsjournalismus auch in Zukunft treu bleibe». Damit ich erkenne, was Qualitätsjournalismus ist, deutscht dies die NZZ im Begleitschreiben mit einigen Punkten aus: «Grosses Korrespondentennetz rund um den Globus», «fundierte Recherche», «Expertenwissen», «klare Standpunkte» und «spannende ­Debatten».

Das ist mir zu viel Eigenlob und zu wenig ­Bemühung um mich, den treuen Abonnenten. Darum mache ich dieses Jahr einmal etwas Neues: Ich lege die Rechnung ins Altpapier. Und warte, bis der NZZ-Leserservice anruft und versucht, mich mit einem Sonderangebot als «treuen» Abonnenten wiederzugewinnen.