Mit verlockenden Worten preisen Verkäufer im Fernsehen Haushaltsgeräte, Gesundheitsartikel oder Schmuck als «genial», «revolutionär» oder gar «gratis» an. Die sogenannten Teleshopping-Shows werden auf Privat- und Sportsendern ausgestrahlt. Das Ziel: Die Fernsehzuschauer sollen möglichst schnell zum Telefon greifen und die als besonders günstig angepriesene Ware bestellen.
Doch häufig wird aus dem vermeintlichen Schnäppcheneinkauf eine kostspielige Bestellung. Das zeigt eine Stichprobe des K-Tipp. Denn bei der Bestellung am Telefon versuchen die Verkäufer, den Kunden jede Menge Zusatzprodukte aufzuschwatzen. Anhand von zwei typischen Beispielen lässt sich zeigen, wie die Masche der TV-Verkaufsshows funktioniert.
Beispiel 1: Genius-TV
Genius-TV pries in der Werbesendung das 12-teilige Schneide-Set «Nicer Dicer» für Fr. 69.90 an – angeblich «im Wert von über 90 Euro». In kaum lesbarer Schrift stand, dass der Versand 9.95 Euro kostet (für Schweizer sinds dann Fr. 13.50). Dazu gebe es noch eine «kostenlose» Pfanne. Kaum verständlich wies der Sprecher darauf hin, dass für die Gratispfanne eine «Gebühr für Service und Verpackung» von ebenfalls Fr. 13.50 anfalle. Schliesslich wurde noch ein 9-teiliges «Gourmet-Set» zum «absoluten Vorzugspreis» angepriesen – wie hoch der ist, blieb offen.
Der K-Tipp bestellte bei Genius-TV telefonisch. Hier verriet die Verkäuferin den «Vorzugspreis» fürs «Gourmet-Set» – Fr. 49.90 – und fragte im gleichen Atemzug noch, ob man zu den beiden Sets zusätzliche Behälter zu je Fr. 19.90 wünsche.
Fazit: Wer sich das alles «zum absoluten Vorzugspreis» aufschwatzen liess, gab am Schluss statt wie geplant Fr. 69.90 stolze Fr. 186.60 aus.
Zum Vergleich: Bei Weltbild kostete das gleiche 12-teilige Schneide-Set «Nicer Dicer» zum Zeitpunkt der TV-Werbung Fr. 59.90 – inklusive Versandkosten.
Genius-TV schreibt dem K-Tipp, die TV-Show fokussiere aufs Hauptprodukt. Deshalb werde der Preis des «Gourmet-Sets» nicht genannt. Zu den Zusatzverkäufen am Telefon sagt die Firma, man sei den Kunden behilflich, indem man sie auf Ergänzungen hinweise, damit sie die beste Kombination zusammenstellen könnten.
Beispiel 2: Mediashop
Die Manschette soll laut der TV-Werbesendung gegen Rückenschmerzen helfen. Wer sofort anrufe und bestelle, erhalte eine zweite Manschette «gratis» dazu.
Der Preis: «nur Fr. 69.90 statt knapp 140 Franken» zuzüglich Fr. 11.90 Versandkosten.
Der K-Tipp bestellte bei Mediashop telefonisch. Die Verkäuferin bedankte sich für die Bestellung, erwähnte dann beiläufig und in hohem Tempo, dass sie noch ein paar Kompressionssocken «beilege» – für Fr. 14.90. Dann wollte sie wissen, ob man am «Tagesschnäppchen zum Vorzugspreis von Fr. 14.90» interessiert sei.
Fazit: Wer sich alles aufschwatzen liess, bezahlte zuzüglich Transportversicherung und Bearbeitungsgebühr Fr. 118.40 statt Fr. 69.90.
Zum Vergleich: Bei Nettoshop.ch kostete die gleiche Manschette «Instalife» zum Zeitpunkt der TV-Werbung Fr. 34.90 – inklusive Versandkosten.
Mediashop schreibt dem K-Tipp, es sei in einem Kundengespräch üblich, den Kunden auf weitere spezielle Angebote aufmerksam zu machen. Und: «Unsere generelle 30-Tage-Geld-zurück-Garantie gibt den Kunden zudem die Möglichkeit, auch die zusätzlich erworbenen Artikel ohne Angabe von Gründen zu retournieren.» Allerdings hat Mediashop in der Vergangenheit bei Retouren schon gebockt (K-Tipp 13/2014).
Grundsätzlich gilt: Kaufen Sie auf Rechnung, zahlen Sie nicht im Voraus mit Kreditkarte.