Ein rüstiger Bekannter ist 92-jährig, tippt seit Monaten ein Tagebuch meines Grossvaters ab, vier Stunden täglich – und schwärmt von Google. Für ihn ist es kein Problem, die Post via Internet umzuleiten oder online ein Sparbillett der SBB zu lösen. Nur: Er ist eher die Ausnahme. Viele Leute im Rentenalter machen einen grossen Bogen um den Computer. Für sie wird das Leben immer teurer – vor allem bei Monopolbetrieben wie den SBB. Diese müssen keine Rücksicht auf Ältere nehmen und kassieren bei ihnen gnadenlos ab.

Beispiel: Die Sparbillette lassen sich am Schalter oder am Automaten nicht lösen. Die SBB verkaufen sie nur per Internet. Dort gibts Tickets bis zu 50 Prozent günstiger. Thun–Domodossola retour etwa kostet zum Normaltarif 104 Franken. Der Spartarif am gesuchten Freitag ist 52 Franken. Mit den 52 Franken Differenz könnten sich die ­Rentner ein tolles Mittagessen leisten, Dolci und Grappa inklusive.

Auch die Post kennt bei den alten Leuten kein Pardon. Beispiel: Wer in die Ferien geht und sich seine Post nachschicken lassen möchte, kann das beim Postschalter melden oder auch per Telefon. Umleitungskosten für zwei Wochen pro Person: 22 Franken. Wer rasch per Internet auf der Website der Post umleiten lässt, zahlt 10 Franken. Ein Rentnerpaar, internetabstinent, aber jahrzehntelang treue Kunden, legt also 24 Franken mehr auf den Tisch. Vielleicht haben Sie in der Zwischenzeit gerechnet: Das sind 120 Prozent mehr als bei der Umleitung via Internet.

Die Pensionierten haben über ein halbes Jahrhundert der ehemaligen PTT viel zu hohe Preise gezahlt, weil kein Wettbewerb herrsch­te. Damit konnten sich die Post, Postfinance und Swisscom ein riesiges Polster mit tollen Netzen und ­Liegenschaften an besten Lagen anhäufen. Es ist nicht richtig, dass ältere ­Konsumenten nun noch abgestraft werden, nur weil sie den Schritt ins Internet nicht mehr machen können oder wollen.